Das Promi-Aufgebot war im Vergleich zur Ladenfläche beträchtlich. Als das Strumpflabel Fogal im Oktober im Münchner Einkaufszentrum Fünf Höfe seine jüngste Boutique öffnete, drängte sich auf 35 Quadratmetern eine hübsche Menge an regionaler Berühmtheit. Schauspieler Hardy Krüger junior war ebenso da wie Prinzessin Minzi zu Hohenlohe, Sportmoderatorin Jessica Kastrop und Nadja Fürstin zu Schaumburg-Lippe ergänzten die Liste. Köpfe, die in jedem Hochglanzmagazin funktionieren.
Das Opening in München war Teil der Vorwärtsstrategie der Fogal-Chefin Renate Millauer. Erst im November 2015 hatte die Unternehmerin das Schweizer Traditionslabel von Philippe Gaydoul übernommen und war entschlossen, mit der Edelstrumpfherstellerin, die von Verlusten aus Vorgängerzeiten geplagt war, den Turnaround zu schaffen.
Neuer Chef kommt von Swarovski
Nur 15 Monate später ist Renata Millauer bereits nicht mehr an Bord, verlautet aus Unternehmenskreisen. Offenbar musste Millauer Fogal verlassen. So schnell wie es Ende Januar zum Abgang der einstigen Chefin und Miteigentümerin von Fogal kam, so eilig wurde auch ein neuer Macher installiert. Als neuer Chef von Fogal zeichnet der vormalige Swarovski-Manager Frederic Berning.
Während sich die jüngste Rochade an der Firmenspitze per Eintrag im Karriereportal Linkedin verifizieren lässt, bleibt ansonsten zur Feinmechanik bei Fogal vieles im Dunkeln. Insider sehen die überraschende Entwicklung an der Firmenspitze zu einem guten Teil darin begründet, dass das Unternehmen Mitte 2016 einen neuen Präsidenten erhielt, den niemand auf dem Zettel hatte: den einstigen ABB- und BMW-Topshot Eberhard von Koerber.
Der Industrie-Veteran mit Jahrgang 1938 war zuvor nicht als modeaffin aufgefallen, hat aber starken Schweiz-Bezug. In seiner Rolle als ehemaliger Co-Präsident des Club of Rome trug er dazu bei, dass die Denkfabrik 2008 ihren Sitz von Hamburg nach Winterthur verlegte.
Fogal in Finanznöten
Dass sich der deutsche Manager, mittlerweile Schweizer geworden und im Kanton Zürich wohnhaft, auf ein Engagement bei Fogal einliess, kann damit zu tun haben, dass die Schweizer Markenperle in argen Finanznöten gestanden hatte. Die Firma war auf neues Geld angewiesen. Ein Zirkularbeschluss der Fogal-Mutterfirma Lahco of Switzerland von Mitte 2016 liess Insider zur Vermutung kommen, dass von Koerber mit dem Amt als Präsident gleich auch eine Mehrheit an den beiden Firmen übernommen hatte.
Für beide Marken hatte sich einst Renate Millauer starkgemacht. Die österreichische Unternehmerin hatte 2003 das Schweizer Bademode-Label Lahco of Switzerland (gegründet 1922) übernommen. Als mit Fogal (gegründet 1923) ein weiteres Swissness-Juwel feil war, griff sie im November 2015 zu und kaufte das Unternehmen der Gaydoul Group ab. Beide, Lahco und Fogal, sind Schweizer Marken, die viel von der Vergangenheit erzählen und im allgemeinen Retround Swissness-Boom auf ein zweites Leben hoffen können. Doch sie sehen sich auch einer Konkurrenz ausgesetzt, die mit bedeutend mehr Marketingmunition in die Märkte drängen kann.
Fogal entpuppte sich als schwieriger Sanierungsfall
Lahco ist mit einem geschätzten Umsatz von etwas unter 1 Million Franken das kleinere Objekt und spielt in der Badi-Regionalliga ganz anständig mit. Fogal dürfte über 10 Millionen Franken an Verkäufen pro Jahr erzielen. Millauers Kalkül war es, zu einem Ganzjahres-Unternehmen zu werden: Lahco für den Sommer, Fogal für die dunklere Jahreszeit.
Fogal allerdings war mit einem Schuldenberg belastet und entpuppte sich als schwieriger Sanierungsfall. Aus den Vorjahren schleppte das Unternehmen einen Bilanzverlust von über 50 Millionen Franken mit. Die Firma wies allein für das Jahr 2015 einen Jahresverlust von 4 Millionen Franken aus. Rote Zahlen, die Millauer übernommen hatte und bis frühestens 2018 wegbringen wollte.
Über die Jahre waren schon einige Unternehmer dem Reiz des edlen Labels erlegen, hatten dann aber Mühe, schwarze Zahlen zu erwirtschaften.
Fogal-Präsident will nicht sprechen
1969 übergab der Schweizer Banker Walter Meier seine damals sechs Fogal-Läden seinem Sohn Balthasar Meier, dem Bruder von Künstler Dieter Meier. Balthasar Meier baute Fogal als Luxus-Brand mit weltweiter Präsenz auf. 2009 übernahm Philippe Gaydoul die Marke, wurde aber nie glücklich damit. Sechs Jahre später griff Millauer zu - im Wissen, dass Fogal eine harte Nuss werden würde. Ihr Plan: Einerseits rigoros Kosten abbauen, anderseits eine gezielte Expansion einleiten, wie etwa mit Shop in der Metropole München.
Offenbar passte das dem neuen Präsidenten nicht. Warum es zum Schnitt kam, wollte die Betroffene und die beteiligten Personen nicht kommentieren. Unternehmensnahe Kreise vermuten, dass der neue starke Mann die Prioritäten anders gesetzt haben wollte und deshalb einen Schnitt machte, was zum Abgang jener Unternehmerin führte, die Lahco und Fogal hatte retten und in die Neuzeit überführen wollen.
Wie es dazu kam und wie es weitergehen soll, müsste eigentlich der Fogal-Präsident, der mit seiner Finanz- und Industriedienstleisterin Eberhard von Koerber AG Sitz in Zürich hat, sagen. Will er aber nicht. Er sei in der Angelegenheit Fogal «nicht zu sprechen», lässt er über sein Sekretariat ausrichten.