Der Baustoffkonzern Sika ist derzeit nicht zu bremsen. Während im Übernahmekampf eine erste Entscheidung naht, lässt das Unternehmen nach neun Monaten die Rekorde purzeln.
Die Steigerungen beim Betriebsergebnis (+20,6 Prozent auf 591 Millionen Franken), beim Reingewinn (+22,9 Prozent auf 416 Millionen Franken) und beim Geldfluss (+43,8 Prozent) erreichten von Januar bis September neue Bestwerte. Die Profitabilität verbesserte sich im dritten Quartal auf eine Betriebsgewinnmarge (EBIT) von 15,6 Prozent - es ist bereits die 19. Margenerhöhung in Folge.
Umsatz als leichter Dämpfer
Einzig beim Umsatz blieb Sika leicht hinter den Erwartungen zurück. Der Nettoerlös belief sich auf 4,33 Milliarden Franken, 5,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Im ersten Semester hatte das Plus noch 7,6 Prozent betragen.
Insbesondere im erweiterten Europa fiel das Wachstum tiefer aus als im vorangegangenen Quartal. In China dagegen hat Sika nach sechs rückläufigen Quartalen erstmals wieder positive Wachstumszahlen verzeichnet.
Die Ziele für das laufende Geschäftsjahr bestätigte Sika. Per Ende Dezember wird demnach ein Umsatz von rund 5,8 Milliarden Franken und ein Betriebsgewinn (EBIT) zwischen 780 und 800 Millionen Franken erwartet.
Gespanntes Warten auf Urteil
Mehr als der Geschäftsgang von Sika interessiert derzeit aber der Kampf mit dem französischen Rivalen Saint-Gobain um die Kontrollmehrheit. In den kommenden Wochen fällt das Kantonsgericht Zug einen erstinstanzlichen Entscheid im Rechtsstreit um den Verkauf des Aktienanteils der Sika-Erben nach Frankreich.
Der Streit schlägt Wellen weit über die Schweiz hinaus. Denn Grossanleger haben Sika zu einem Testfall für Aktionärsrechte erhoben. Viele fürchten, dass ein Gerichtsentscheid zuungunsten der Sika-Führung auch bei anderen Firmen die Regeln zum Schutz der Minderheitsaktionäre aushöhlen könnte.
Satter Aufpreis
Dank zweier Aktienkategorien halten die Nachfahren der Firmengründer, die Familie Burkard, mit nur 16 Prozent des Kapitals 53 Prozent der Stimmrechte. Saint-Gobain bietet den Burkards 2,75 Milliarden Franken für ihren Anteil. Die Prämie zum Aktienkurs bei Bekanntgabe der Übernahme beläuft sich auf 80 Prozent. Die übrigen Aktionäre sollen leer ausgehen.
Um einen Machtwechsel zu verhindern, zog Sika ein in der Schweiz verbreitetes Abwehrinstrument aus dem Hut - die Vinkulierung. Das Instrument ermöglicht es einer Firma, die Stimmrechte eines Aktionärs auf fünf Prozent zu begrenzen.
Genau das machte der Sika-Verwaltungsrat, denn in seinen Augen handelt es sich beim Deal zwischen Saint-Gobain und den Burkards um eine feindliche Übernahme. Die Familie Burkard ihrerseits klagte gegen diesen Kniff von Sika. Die drei Richter am Kantonsgericht Zug müssen nun die Frage klären, ob die Anwendung der Vinkulierung zulässig war oder nicht.
Kein Ende im Streit absehbar
Die Familie hat schon mal klargemacht, dass sie bei einer Niederlage in Berufung gehen und den Fall an das Zuger Obergericht und später sogar ans Bundesgericht weiterziehen würde. Bis zu einem endgültigen Entscheid könnten nach Einschätzung von Anwälten nochmals rund zwei Jahre verstreichen.
Weniger eindeutig ist, ob die Firma gleich viel Ausdauer aufbringen wird. Denn für den Verwaltungsrat würden die Haftungsrisiken nach einer Niederlage vor Gericht deutlich zunehmen.
(sda/ccr)