Die Suche wird in vielen Projekten vergessen respektive damit abgehandelt, dass die gekaufte Software bereits eine Suche hat und deshalb keine weitere Aufmerksamkeit benötigt. Dies ist genauso falsch wie der Anspruch, «Unsere Suche soll wie Google funktionieren». Letzteres ist nicht nur unsinnig, weil ein Projekt wohl kaum Ressourcen wie Google hat. Abhängig von den Suchbedürfnissen der User und den zu durchsuchenden Datenbeständen stellt eine auf Präzision optimierte Volltextsuche auch keine geeignete Lösung dar.

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Betriebsoptimierung

Unerlässlich ist es, die Nutzung der bestehenden Suchfunktion auszuwerten und darauf aufbauend zu verbessern. Mindestens die folgenden Daten sollten regelmässig erhoben werden: Top-20-Sucheingaben pro Zeitintervall, die in der Trefferliste angeklickten Einträge und regelmässige Suchanfragen, die null Treffer liefern. Auf Grund der erkannten, oft saisonalen Anfragetypen und Muster verbessern Sie die angebotenen Inhalte so, dass sie besser rangiert werden. Die Suchanalyse liefert zudem wertvolle Hinweise für die Optimierung der Navigation eines Webangebotes oder motiviert bei null Treffern dazu, neue Inhalte zu erstellen.

Qualität der Implementierung

Als Anhaltspunkt zur Verbesserung der Qualität sind mindestens folgende Dimensionen zu beachten: Suchindex, Query-/Dokument-Matching, Benutzerinteraktion und Suchergebnisse. Als Faustregel lässt sich zusammenfassen, dass die visuelle Darstellung einer Volltextsuche und deren Funktion in der Regel möglichst ähnlich der bestehenden Suchanwendungen wie Google, Yahoo oder MSN sein sollen. Es lohnt sich selten, etwas Neues zu erfinden, wenn die User ein Modell bereits erlernt haben.

Spezifische Suchbedürfnisse

Die Reihenfolge der Treffer als Antwort auf eine Suchanfrage ist die schwierigste Aufgabe der Suchfunktion. Lösungen bieten hier einem Suchbedürfnis spezifisch angepasste Verfahren wie die Sortierung nach Datum beim E-Mail oder die Sortierung nach Verkaufsrang bei einem Online-Buchladen. Hier liefert die Anfrage «Potter» immer das aktuelle Buch mit dem Begriff im Titel, zurzeit ist dies wohl «Harry Potter and the Deathly Hallows». Eine andere, vor allem im Intranet sehr effektive Methode ist die Entitätenerkennung. Dabei wird die Suchanfrage gegen bestehende Datenbanken verglichen, um optimierte Treffer zu zeigen. Hier lohnt sich eine Analyse der User und deren Suchbedürfnisse.

Ein Spezialfall eines Suchbedürfnisses ist die Zusammenführung verschiedener Datenquellen zu einer Rangliste. Dies ist häufig inhaltlich nicht möglich aufgrund der unterschiedlichen Inhalte. Eine Lösung ist das Nebeneinander mehrerer spezialisierter Ranglisten, die sogenannte Stratifizierung. So werden E-Mails und das persönliche Dateisystem nach Aktualität rangiert auf einem Register, das Intranet nach geschätzter Relevanz auf einem zweiten Register und die Personensuche nach Alphabet, ergänzt mit einer Kartendarstellung, gezeigt.

Wahl der Technologie

Es gibt zwar ungenügende Suchtechnologien, doch in kaum einem der Projekte ist Technologie der wichtigste Faktor. Bevor ein Technologieersatz angedacht wird, sollten die anderen Möglichkeiten zumindest verstanden sein. Systematisch schlechte Ergebnisse und somit prüfenswert sind Suchfunktionen, die auf ein relationales Datenbankmanagement-System aufsetzen. Sehr häufig wird Technologie auch mit Funktionen «überverkauft», die entweder nicht benötigt werden oder auch die Findprobleme der User nicht lösen. Subjektivität der Relevanz oder mehrere Bedeutungen eines Begriffs kann Technik nicht lösen. Je mehr Fremdworte jongliert werden, desto skeptischer darf das vorgestellte System beleuchtet werden. Nur ein systematischer Evalutionsprozess einer Software führt schliesslich zum gewünschten Ziel.

Durch die zunehmenden Datenmengen und höhere Online-Nutzung werden Suchsysteme zu zentralen Erfolgsfaktoren. Dabei werden User immer anspruchsvoller.

Am wichtigsten ist die Betriebsüberwachung der Lösung und die kontinuierliche Verbesserung der Suche, aber auch der durchsuchten Inhalte entlang von realen Bedürfnissen der Suchenden. Bei deutlichen Suchmustern lohnen sich zudem spezialisierte Trefferlisten und -darstellungen. Gleichzeitig oder in Sequenz gilt es, grundlegende Qualitätsaspekte zu prüfen und anzupassen. Diese sind zu einem grossen Teil ausserhalb der eigentlichen Suchsoftware zu finden.

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Jürg Stuker, CEO und Partner, namics, St. Gallen.