Die letzte VR-Sitzung war keine mehr: Als am Montag, dem 8. April, Orit Gadiesh, Präsidentin von Bain & Company, Josef Ackermann, Ex-Chef der Deutschen Bank, der frühere Ferrari-CEO Luca di Montezemolo und Ex-CIA-Direktor John Deutch in Rom im Hotel de Russie eintrafen, eröffneten ihnen Viktor Vekselberg und sein Vertrauter Vladimir Kusnetsow, dass das Board der Renova Management sofort aufgelöst sei.
Statt zur zweitägigen Strategiediskussion traf man sich nur zur Stadtrundfahrt und zum Dinner. Hintergrund der Hauruckaktion: die am Freitag zuvor in Kraft getretenen Sanktionen gegen russische Oligarchen und ihre Firmen, darunter Vekselberg und seine Renova Management.
Vekselberg sei, so heisst es, «von den Sanktionen völlig überrascht gewesen». Um seinen prominenten Verwaltungsräten Probleme mit den US-Behörden zu ersparen, entband er sie von ihren Pflichten.
80 Millionen Verlust für Vekselberg
Der Bannstrahl von US-Präsident Donald Trump traf auch Sulzer, bis dahin zu 63 Prozent im Besitz von Vekselberg: Die Konti waren blockiert, ein geregelter Geschäftsgang unmöglich. Übers Wochenende entwickelte man den Plan, durch Sulzer fünf Millionen eigene Aktien zurückzukaufen und so Vekselbergs Anteil unter die Sanktionsschwelle von 50 Prozent zu drücken.
Am Donnerstag war der Deal abgeschlossen. Er brachte Vekselberg 80 Millionen Franken Verlust. Den Kaufpreis von 545 Millionen musste Sulzer auf ein Sperrkonto einzahlen. Bereits tags darauf hob das Office of Foreign Assets Control (OFAC) die Sanktionen auf.
Bundesrat Schneider-Ammann intervenierte
Dass es so schnell ging, ist auch das Verdienst von Bundesrat Johann Schneider-Ammann. Im Fall Sulzer waren nationale Interessen tangiert. «Er sprach mehrmals mit dem US-Botschafter in der Schweiz, Ed McMullen, der sich für eine Lösung einsetzte. Das Seco und die Schweizer Botschaft in Washington standen mit ihren US-Ansprechpartnern ebenso wie mit Sulzer in engem Kontakt», so das Departement.
In einem ähnlichen Fall bei der italienischen Tochter Octo Telematics hat Renova keine politische Unterstützung. Hier wartet man seit über zwei Wochen auf die Genehmigung der OFAC, dass die Firmengründer Anteile von Vekselberg zurückkaufen dürfen.
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