Weltweit wird gegen den Industriekonzern Unaoil ermittelt. Die Unternehmensgruppe soll in millionenschwere Schmiergeldaffären verwickelt sein. Das wirft seinen Schatten auch auf Sulzer und ABB, die jahrelang eng mit Unaoil zusammengearbeitet haben.

Es war im November 2014, als Sulzer verkündete, mit der Unaoil-Gruppe mit Hauptsitz Monaco einen Vertrag für ein Joint-Venture unterschrieben zu haben. Nachdem man mit Unaoil schon länger im Geschäft sei, vertiefe man nun die Geschäftsbeziehungen und gründe die Firma Sulzer Rotating Equipment FZCO. Die gemeinsame Firma war zuständig für den Service von sämtlichen rotierenden Maschinen für Öl- und Gas- sowie Energiekunden im südlichen Irak.

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Doch Unaoil hat inzwischen ein grosses Problem: Seit Juli 2016 ermittelt die britische Strafverfolgungsbehörde Serious Fraud Office (SFO) gegen die Beratungsfirma. Aber nicht nur die Briten gehen der Sache nach. Auch das US-Justizdepartment (DOJ), die Börsenaufsicht SEC sowie Strafverfolgungsbehörden in Australien haben eigene Ermittlungen aufgenommen. Auslöser waren Enthüllungen der «Huffington Post» und des australischen Verlages Fairfax Media, die Hunderttausende E-Mails von Unaoil ausgewertet hatten. Sie zeigen offenbar, dass Unaoil in millionenschwere Schmiergeldaffären verstrickt ist.

Sulzer zieht den Stecker

Nun hat Sulzer den Stecker gezogen. Gegenüber handelszeitung.ch bestätigte Pressesprecher Christoph Ladner: «Wir haben mit Unaoil keine Geschäftsbeziehung mehr.» Es seien dem Konzern auch keine Ermittlungen gegen Sulzer oder Sulzer-Mitarbeiter im Zusammenhang mit Unaoil bekannt, so der Sprecher weiter.

Als die Korruptionsvorwürfe gegenüber Unaoil erstmals ans Licht kamen, sagte ein Sulzer-Mediensprecher, man nehme die Vorwürfe gegen Unaoil sehr ernst und werde alle notwendigen Schritte unternehmen, sollten sich diese Vorwürfe gegen Unaoil durch weiterführende Untersuchungen bestätigen.

Ein anderer Schweizer Grosskonzern ist während den Ermittlungen gegen Unaoil ins Visier der Justiz geraten: ABB musste vor wenigen Wochen bekanntgeben, dass man Gegenstand von Ermittlungen der britischen SFO sei. Dies wegen Bestechung und Korruption. Die Ermittlung richte sich gegen die britischen ABB-Tochtergesellschaften, deren Kadermitarbeiter, Angestellte und Bevollmächtigten. Auch ABB nutzte seit Jahren Unaoil für Ölinfrastrukturgeschäfte. Es besteht der Verdacht, dass bei den Verbindungen zwischen Auftraggeber und Dienstleister unlautere Machenschaften vorgekommen sind.

Auf Du mit dem Fürsten

Unaoil gehört der iranischen Geschäftsfamilie Ahsani. Die Ahsanis flohen während der Islamischen Revolution aus dem Iran und wurden britische Staatsbürger. Heute sind sie mit der High Society von Monaco auf Du – etwa mit dem Fürstenpaar – und geschäften weltweit. Ihr Spezialgebiet aber ist das Anbahnen harter Öldeals in Krisenstaaten wie dem Irak, Libyen, Syrien oder wirtschaftlich hochriskanten Staaten wie Nigeria, Kasachstan oder Aserbaidschan.

Als die Artikel in der Presse bekannt wurden, schoss Unaoil mit diversen Medienmitteilungen zurück. So behauptete die Firma im Juni 2016 etwa, dass man durch die Berichterstattung einen Schaden von über 100 Millionen US-Dollar erlitten habe. Darum habe man Fairfax Media und ihre Partner nun angezeigt. Des weiteren habe man in Monaco einen Strafantrag gestellt, wegen Datenklaus. Sämtliche Anschuldigungen hatten die Unaoil-Verantwortlichen zurückgewiesen.