Nach dem Einlenken von UPC-Besitzerin Liberty Global am Vortag in der Auseinandersetzung um den Kauf der grössten Schweizer Kabelnetzbetreiberin durch Sunrise rechnet Sunrise-Chef Olaf Swantee nicht mit weiteren Zugeständnissen von Liberty.

«Wir haben in einer Woche die ausserordentliche Generalversammlung, auf der über die Finanzierung des 6,3 Milliarden-schweren Kaufs abgestimmt wird. Ich erwarte keine Bewegung von Liberty mehr bis dahin», sagte Swantee am Dienstag am Rande des Huawei-5G-Forums in Zürich.

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Liberty investiert massiv

Der Konzern mit Sitz in London hatte sich am Vortag bereit erklärt, die Sunrise-Kapitalerhöhung in Höhe von bis zu 2,8 Milliarden Franken zum Kauf von UPC mit einem Betrag von bis zu 500 Millionen Franken zu unterstützen. Käme die Kapitalerhöhung zustande, so würde Liberty Global daher bis zu 7,8 Prozent an Sunrise besitzen.

«Das ist ein starkes Signal von Liberty, das ausdrückt: Wir glauben an die Fusion, die Kabelnetztechnologie und die Firma», sagte Swantee. Das Einlenken von Liberty sei eine Reaktion auf die ablehnende Haltung des Stimmrechtsberaters ISS, sagte Swantee. Damit werde die Kapitalerhöhung um 18 Prozent erleichtert.

Swantee: ISS-Analyse mit gravierenden Fehlern

ISS hatte den Kaufpreis von 6,3 Milliarden Franken als zu hoch kritisiert und empfohlen, die Kapitalerhöhung abzulehnen. Damit stiess ISS ins selbe Horn, wie Sunrise-Grossaktionär Freenet, der 24,5 Prozent am zweitgrössten Schweizer Telekomkonzern hält.

Die Empfehlung von ISS habe natürlich Gewicht, sagte Swantee. ISS habe aber gravierende Fehler in ihrer Analyse gemacht und die Empfehlungen seien irreführend. Dagegen haben sich die anderen Stimmrechtsberater Glass Lewis sowie die Schweizer Ethos und zRating hinter den Deal gestellt.

Sunrise braucht an der GV die Zustimmung mehr als der Hälfte der abgegebenen Stimmen, um die Kapitalerhöhung durchführen zu können. Das könnte eng werden, wenn Freenet und andere Aktionäre dagegen stimmen, denn die Beteiligung an einer GV lag in den letzten Jahren zwischen 62 und 67 Prozent.

Wie viele Stimmen Sunrise hinter sich habe, wollte Swantee nicht sagen. «Es ist schwierig, jetzt eine Prognose abzugeben.»

5G kann Kabelnetz nicht ersetzen

Das Argument der Gegner, dass die neue Mobilfunkgeneration 5G das Kabelnetz von UPC ersetzen könne, wies Swantee als «absurd» zurück. 5G könne die langsame Internettechnik ADSL ersetzen, aber nicht ein Kabelnetz, das eine Geschwindigkeit von bis zu 1 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) liefere.

Zudem sei die Abdeckung in Gebäuden mit 5G nicht einfach. "Die Frequenzen kommen nicht durch jede Wand in jedes Zimmer", sagte Swantee.

Der Plan B steht noch nicht fest

«Wenn wir jedes Haus mit 5G abdecken wollen, braucht es wahrscheinlich dreimal mehr Antennenstandorte. Das werden wir in der Schweiz nicht schaffen. Wir haben sogar Mühe, hierzulande jedes Jahr 20 oder 30 neue Antennen aufzustellen», sagte der Sunrise-Chef.

Ob er Sunrise verlasse, wenn der Deal an den Aktionären scheitere, liess Swantee offen: «Das sind im Moment nicht meine prioritären Überlegungen. Jetzt geht es um Sunrise. Ich mache mir im Moment keine Gedanken um meinen eigenen Job.»

Ein Scheitern der UPC-Übernahme wäre eine verpasste Gelegenheit für die Schweiz, weil die Swisscom einen stärkeren Konkurrenten erhielte. Bei einem Nein am Mittwoch nächster Woche werde er versuchen, die Mitarbeiter wieder aufzurichten. Ob es dann zu Abgängen komme, könne er nicht sagen, sagte Swantee.

(awp/mbü)

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