Sunrise hat den UPC-Deal am Dienstag offiziell begraben. Gegen die Zahlung einer Konventionalstrafe von 50 Millionen Franken soll der Kaufvertrag mit UPC-Besitzerin Liberty Global nun gekündigt werden, wie die UPC-Mutter am Dienstagabend in Denver mitteilte.
Der Schweizer Mobilfunkanbieter Sunrise beantragte bei der UPC-Mutter Liberty Global demnach offiziell die Auflösung der Vereinbarung für die inzwischen geplatzte Übernahme der Kabelnetzbetreiberin.
Liberty Global glaubt weiter an Übernahme
Liberty Global hofft derweil auf einen neuen Deal für seine Tochter. Das Unternehmen will der Mitteilung zufolge weiter Gespräche führen mit dem Sunrise-Verwaltungsrat sowie mit Freenet, der grössten Sunrise-Aktionärin. Freenet hatte sich im Vorfeld kampfstark gegen die geplante Übernahme von UPC gewehrt. Liberty Global hält fest, eine Übernahme sei für die Aktionäre und die Schweizer Konsumenten von erheblichem Mehrwert.
Die Schweizer Kabelnetzbetreiberin nahm die Ankündigung von Sunrise zur Kenntnis. UPC werde den Wachstumsplan weiterhin umsetzen und in die Weiterentwicklung ihrer Produkte sowie in den Ausbau ihrer Kabelnetzinfrastruktur investieren, wird Severina Pascu, CEO von UPC Schweiz, in einer Mitteilung zitiert.
Mehr Gewinn im 3. Quartal – aber Schlussrechnung folgt noch
Trotz der letztlich vergeblichen Anstrengungen um die Übernahme hat Sunrise im dritten Quartal 2019 deutlich mehr verdient. Der Gewinn kletterte um über 50 Prozent auf 48 Millionen Franken, wie Sunrise am Mittwoch mitteilte. Das lag in etwa im Rahmen der Erwartungen. Im laufenden Geschäftsjahr peile der Konzern weiterhin einen Umsatz zwischen 1,86 und 1,90 Milliarden Franken und ein bereinigtes operatives Ergebnis (EBITDA) von 618 bis 628 Millionen Franken an.
Das Sunrise-Management hatte in den vergangenen Monaten alle Kraft dafür verwendet, den Deal unter Dach und Fach zu bringen, war schliesslich aber am Widerstand von grossen Aktionären wie der deutschen Freenet gescheitert. Sunrise erwartet im Zusammenhang mit der Transaktion Zusatzkosten von insgesamt 70 bis 75 Millionen Franken. Diese setzen sich aus Zeichnungsgebühren von 19 Millionen Franken, Beratungs- und Rechtskosten sowie bereits angefallenen Integrationskosten von 24 Millionen Franken zusammen. Mit der Strafzahlung von 50 Millionen entstehen also Gesamtkosten gegen 125 Millionen Franken. 27 Millionen davon sind im Ausweis der ersten 9 Monate erhalten.
Hoher Kaufpreis
Bei der gescheiterten Übernahme kritisierte Sunrise-Grossaktionär Freenet unter anderem den Kaufpreis als zu hoch. Eine ausserordentliche Generalversammlung wurde in letzter Minute abgesagt, an der über die Finanzierung des 6,3 Milliarden Franken schweren Kaufs der grössten Schweizer Kabelnetzbetreiberin abgestimmt worden wäre.
Dabei legten Sunrise und Liberty fest, dass der bis 27. Februar 2020 gültige Kaufvertrag frühestens nach dem 11. November gekündigt werden kann. Sunrise erhielt gleichzeitig das Recht, den Vertrag danach gegen die Strafzahlung von 50 Millionen Franken zu kündigen.
Marktleader Swisscom als lachender Dritter
Damit ist ein erneuter Versuch in die Hose gegangen, im Schweizer Telekommarkt einen stärkeren Herausforderer für Branchenprimus Swisscom zu bilden. Die Eidgenössische Wettbewerbskommission (Weko) untersagte vor neun Jahren die geplante Fusion von Sunrise und Orange.
Swisscom rechnet auch nach dem gescheiterten Zusammenschluss von UPC und Sunrise mit anhaltend starkem Wettbewerb. Die Tendenz sinkender Preise werde weitergehen, erklärte Swisscom-Chef Urs Schaeppi Ende Oktober. Für das gleiche Geld würden die Kunden mehr bekommen.
Nach dem gescheiterten Kauf durch Sunrise, will UPC weiter machen wie bisher. Derweil fordert der Sunrise-Aktionär, UPC anzugreifen. Mehr dazu hier.
(sda/reuters/gku)