Zwei Beteiligungsprogramme führte der neue Besitzer CVC kürzlich bei Sunrise ein. Eines für alle Mitarbeiter, bei dem man ab 2500 Franken Einlage Mitbesitzer des zweitgrössten Schweizer Telco werden und bei einem späteren Ausstieg von einem Hebel von Faktor zwei bis drei profitieren kann. Und eines für rund 50 ausgewählte Schlüsselmitarbeiter: Sie sollen 25 000 bis 100 000 Franken investieren und könnten dafür von einem fünffachen Hebel profitieren. CEO Oliver Steil investierte seinen Bonus von zwei Millionen Franken, mit dem er für den Besitzerwechsel entschädigt wurde – und zwingt nun seine Mitarbeiter nachzuziehen. «Weil ich nicht mitmachen wollte, wurde mir nahegelegt, mir einen andern Arbeitgeber zu suchen», sagt ein Kadermann, der die Firma deshalb verlassen hat. Mehrere andere Mitarbeiter bestätigen seine Darstellung. «Entweder man zahlt ein, oder man kann gehen. Im günstigsten Fall wird man auf einen Nichtkaderjob degradiert», sagt ein Betroffener. Gnade kennt CVC auch nicht mit jenen, die sich das Investment nicht leisten können: Kredite für den Aktienkauf gibt ihnen die Beteiligungsgesellschaft nicht.

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In den letzten Monaten ist bei Sunrise kein Stein auf dem anderen gelieben, von der alten achtköpfigen Geschäftsleitung ist nur noch Firmenkundenchef Jon Erni dabei. Das Kaderprogramm sorgt nun auch für Abgänge auf der zweiten und dritten Ebene. Der Leiter Billing, Pascal Jaggi, verlässt das Unternehmen ebenso wie der Leiter IT-Projekte, Jens Romoth, Wholesale-Leiter Kornel Reutemann und die Chefin Customer Care, Nicole Strausak (alle vier wollten sich zu ihrem Abgang nicht äussern). Für Unmut sorgt auch die Tatsache, dass das Dokument mit den Zeichnungsbedingungen zwar mehrere hundert Seiten dick ist, die Rücknahmekonditionen dort aber sehr schwammig geregelt sind – insbesondere wenn man die Firma frühzeitig und nicht im Guten verlässt: «Dann ist man sehr auf das Entgegenkommen des Investors angewiesen, wenn man sein Geld wieder haben will», so ein Kadermann.

Offiziell bestreitet Sunrise den Zwang. «Wir erwarten von allen unseren Führungskräften ein hohes Engagement und eine Identifikation mit unserem Unternehmen», sagt Kommunikationschefin Natasja Sommer. «Das Investitionsprogramm ist aber für alle freiwillig.» Doch hinter vorgehaltener Hand bestätigen Kaderleute den Zeichnungszwang: «Das ist auch richtig so», sagt ein Geschäftsleitungsmitglied, das anonym bleiben will: «Wer nicht mitzieht, dem mangelt es offensichtlich an Commitment für die Firma.»

Vor einem Arbeitsgericht hätte Sunrise damit schlechte Karten. Kein Wunder, haben mehrere Ex-Mitarbeiter inzwischen ihren Anwalt eingeschaltet. In mindestens einem Fall ist bereits eine aussergerichtliche Einigung erfolgt. «Davon ist uns nichts bekannt», so die offizielle Sunrise-Position.