Lange Zeit war Sunrise optimistisch, an der für den 23. Oktober geplanten ausserordentlichen Generalversammlung die notwendige Mehrheit für die Übernahme von UPC knapp zusammenzubekommen. Die Stimmung kippte zehn Tage vor der GV, als der Stimmrechtsberater ISS eine Ablehnung des Kaufs empfahl.
Da sich neben Sunrise-Grossaktionär Freenet (24,5 Prozent des Kapitals) auch die deutschen Anteilseigner Flossbach von Storch, Krämer und Axxion gegen den Deal aussprachen, rechnete VR-Präsident Peter Kurer bei einer erwarteten Stimmbeteiligung von 70 Prozent nicht mehr mit einer Mehrheit: Einen Tag vor dem Termin zog er die Reissleine und sagte die GV ab.
Freenet offen für einen Verkauf
Sunrise wird von sich aus keinen neuen Anlauf nehmen. «Der Deal ist tot», sagt CEO Olaf Swantee. Stattdessen steht, so hört man aus informierten Kreisen, eine neue Variante im Raum: dass UPC-Eigner Liberty Global Freenet bei Sunrise auskauft. Freenet sei offen für einen Verkauf, wenn nur der Preis stimme, sagte Freenet-Chef Christoph Vilanek bereits letzten Herbst öffentlich.
Der Schachzug würde gleich mehrere Probleme auf einmal lösen: Die Übernahme käme doch noch zustande, Liberty könnte den stolzen Preis von 6,3 Milliarden Franken kassieren und wäre danach an Sunrise beteiligt. Freenet wiederum könnte ihre hohe Verschuldung von 2,175 Milliarden Euro senken, die spätestens in zwei Jahren refinanziert werden muss: Rund eine Milliarde Franken (inklusive Paketzuschlag) sind die Aktien derzeit wert. Und mit dem Austritt der beiden Freenet-Vertreter aus dem Verwaltungsrat wäre auch im Board wieder eine vernünftige Zusammenarbeit möglich.
Ein Rücktritt von Kurer ist hingegen im Moment kein Thema, hört man aus involvierten Kreisen: Erste Priorität habe derzeit die Stabilisierung der Firma.
Die angepeilte Übernahme von UPC wird nun vollends zur Nagelprobe für Sunrise-Präsident Peter Kurer. Wer seine Verbündeten und Widersacher sind, lesen Sie hier.