Investoren sind es sich gewohnt, mit Kennzahlen zu hantieren und daraus ein Gut oder Schlecht abzulesen. Etwas anders sieht es aus, wenn nebst Geld auch noch Emotionen ins Spiel kommen. Wer jemals eine Aktie als reine Devotionalie besessen hat, kennt den Fluch, nicht rational handeln zu können.
In den vergangenen Wochen beherrschten primär Geldprobleme die Schlagzeilen um den Schweizer Fussball: Neuchâtel Xamax hat sich nach dem Lizenzentzug aus der höchsten Spielklasse verabschiedet - und auch aus Genf werden vom Servette-Präsidium, was die finanzielle Zukunft des Vereins angeht, wenig erbauliche Töne ausgesendet, .
Steckt der Schweizer Fussball in einer finanziellen Krise? «Handelszeitung Online» ging der Frage zum Rückrunden-Start der Super League auf etwas unkonventionelle Art und Weise nach und hat für die verbliebenen neun Teams die Effizienz des eingesetzten Kapitals - basierend auf den herumgebotenen Budgetzahlen - berechnet. Dem eingefleischten Fan werden die Zahlen egal sein, im Sport zählt nur das Resultat. Und trotzdem bestätigt sich bei Berechnung der Kennzahlen eine alte Fussball-Weisheit: «Geld schiesst keine Tore.»
Top-Budget für mässige Ausbeute
Besonders drastisch tritt dies am Beispiel der Berner Young Boys zu Tage: Setzt man die in der Hinrunde erzielten 26 Tore ins Verhältnis zum Budget von rund 30 Millionen Franken (über die genaue Höhe schweigt sich nicht nur Hauptaktionär Andy Rihs aus), entstehen Kosten von über 1,15 Millionen Franken pro Treffer.
Das ist 3,7 Mal so viel wie beim Kantonsrivalen FC Thun: Dort «kostete» ein Tor in der Hinrunde rund 309'000 Franken - und dies auch nur, weil im Zusammenhang mit dem Stadionneubau das Budget für die Saison 2011/2012 auf 6,5 Millionen Franken aufgestockt wurde. Bezeichnend: Trotz dieser «Sparvariante» ist Thun lediglich 4 Punkte hinter YB klassiert.
Das breite Mittelfeld generiert Kosten von 769'230 (Sion/Budget: 20 Millionen Franken) bis 842'105 Franken (Grasshoppers/Budget: 16 Millionen Franken) pro erzieltem Tor. Damit ist die Super League notabene nur unwesentlich günstiger als die Bundesliga: Die 18 deutschen Top-Vereine bringen es gemäss «Zeit Online» vor dem kommenden Spieltag auf Durchschnittskosten von 712'029 Euro.
Punktgewinn im Schnäppchenangebot
Riesig ist die Diskrepanz unter den Super-League-Teams auch bei den Kosten pro gewonnenem Punkt: Hier erweist sich ebenfalls der FC Thun als Schnäppchenjäger: Ein Punkt für die Berner Oberländer kostet 282'608 Franken. Am anderen Tabellenende sind wiederum YB (1'111'111 Franken), der FC Zürich - der in der Winterpause seinen Kostenblock mit diversen Spielverkäufen entlastete - (952'380 Franken) und die Grasshoppers (842'105 Franken) zu finden.
Ebenfalls nicht günstig sind die Punktgewinne beim FC Basel: Die investierten 789'473 Franken pro Punkt zahlen sich allerdings aus - die Mannschaft geht mit sieben Punkten Vorsprung in die Rückrunde.
Klicken Sie sich in unserer Bildergalerie durch die effizientesten Super-League-Teams (Kosten pro Punktgewinn)
Team | Budget* in CHF | Kosten in CHF pro Torerfolg |
FC Thun | 6,5 Mio. | 309'523 |
Lausanne Sport | 6 Mio. | 375'000 |
Servette FC | 10 Mio. | 400'000 |
FC Sion | 20 Mio. | 769'230 |
FC Basel | 30 Mio. | 789'473 |
FC Zürich | 20 Mio. | 800'000 |
FC Luzern | 20 Mio. | 800'000 |
Grasshoppers | 16 Mio. | 842'105 |
Young Boys | 30 Mio. | 1'153'846 |
* Schätzungen