Nach 20 Jahren Galeristentätigkeit verlegen Sie Ihre Galerie nach Zürich. Ist Ihnen St. Gallen zu provinziell geworden?

Susanna Kulli: Als ich die Galerie 1983 in St. Gallen eröffnete, waren das kulturelle Umfeld und die kulturelle Stimmung in der Stadt eine andere. Es herrschte Um- und Aufbruchstimmung. Letzten Sommer lehnten die Stimmbürger den privat finanzierten Ergänzungsbau für das Kunstmuseum St. Gallen massiv ab. Daraufhin überlegte ich mir den Standort für meine Galerie neu. Damit komme ich auch dem Wunsch meiner Künstler entgegen, die ihre Ausstellungen seit längerem gerne in Zürich diskutiert sähen. Zudem habe ich seit dem Bestehen meiner Galerie die Ausstellungsräume und Ausstellungsflächen etwa alle sieben Jahre gewechselt. Die von mir vertretenen Künstler konnten in diesem Zeitraum ihre Ideen und Projekte früh schon im «white cube» der Galerie, und nicht in einer Kunsthalle, sozusagen ausdehnen oder an die Grenzen treiben. Adrian Schiess beispielsweise konnte 1988 erstmals überhaupt alle seine «flachen Arbeiten», die er bis dahin geschaffen hatte, auf dem Boden der Galerie an der Vadianstrasse mit ihren 350 m2 auslegen und erstmals sehend überprüfen, ob dies seinen Vorstellungen entsprach. Ebenso Thomas Hirschhorn im Jahr 1993, indem er 44 seiner «lay-outs» auf dem Boden auslegte.

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Was erhoffen Sie sich von dem neuen Standort?

Kulli: In den neuen Ausstellungsräumen wünsche ich mir vermehrt Konzentrate. Durch die Schaufenster der Galerie sollen sich die Ausstellungen auf die Strasse hin öffnen, und umgekehrt soll es auch fliessen...

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Kulli: Über meine Mitarbeit in der Erker-Galerie in St. Gallen, derentwegen ich damals von Zürich nach St. Gallen umgezogen bin. Während fünf Jahren arbeitete ich dort auf dem Gebiet der Klassischen Moderne und erarbeitete mir damit auch das nötige «Magnetfeld», dank dem ich schon früh Künstler wie John Armleder, Olivier Mosset, Gerhard Merz, Gerwald Rockenschaub oder eben auch Thomas Hirschhorn orten konnte.

Sammeln Sie selbst Kunst und wenn ja, was?

Kulli: Am meisten und liebsten Werke von den Künstlern, die ich vertrete. Ich vertiefe meine Privatsammlung gerne, sammle nicht zu stark in die Breite.

Welchen Ratschlag würden Sie einem noch unerfahrenen Sammler geben?

Kulli: Wenn er bereits ein Sammler ist, dann ist er kaum mehr unerfahren. Für jemanden, der gerne Sammler werden möchte, gilt: Sich eine optische Datenbank anlegen und bei Giotto in Padua beginnen.

Was zeigen Sie in Ihrer nächsten Ausstellung?

Kulli: Die erste Installation von Kerim Seiler heisst «Im Lampenfieber», in die ab 19. Februar 2004 von aussen, also durch die Schaufenster der Galerie, Einsicht genommen werden kann. Die Finissage zu dieser Ausstellung findet am 4. März statt, und am 5. März 2004 eröffnen wir mit neuen Werken von Adrian Schiess. Zwei Tage Eröffnung sozusagen. Vorerst gehen wir aber mit der Galerie vom 12. bis 16. Februar 2004 an die ARCO nach Madrid.