Ausgerechnet beim Flaggschiff «Swatch-Uhren», nach der Marke Omega der zweitgrösste Umsatzträger, betrug der Rückgang happige 6%. Der Konzern konnte diese Einbusse zwar verkraften, dank der starken Nachfrage nach teuren Luxusuhren und einem erfreulichen Finanzresultat. Der Umsatz stieg so im 1. Halbjahr 2005 auf 2075 Mio Fr. (+6,1%), der Gewinn auf 267 Mio Fr. (+21,4%). Doch die Entwicklung bei den Swatch-Uhren wirft einen dunklen Schatten, denn laut Firmenchef Nick Hayek gab es da gerade noch eine «schwarze Null».
Er begründet diesen Taucher mit der Straffung des Sortiments: Im 1. Halbjahr 2005 wurden lediglich 80 neue Modelle lanciert, 60 weniger als in der Vorjahresperiode. Die frühere Vielfalt habe viele Käufer verwirrt, erklärt Firmensprecherin Béatrice Howald. Zudem hätten viele Ladenbesitzer kaum noch genug Platz für eine komplette Präsentation gehabt.
(K)ein Sorgenkind
Das schlankere Sortiment scheint nun verzögert erste Früchte zu tragen. Im Juli 2005 konnten jedenfalls wieder mehr Swatch-Uhren verkauft werden als im Juli 2004. Ob das bereits das Ende der Talsohle bedeutet, muss sich erst noch erweisen. «Ich glaube nicht, dass Swatch je wieder zur grossen In-Marke wird», äussert Finanzanalyst Patrick Hasenböhler von der Bank Sarasin skeptisch. Er wie auch die Analytiker von Merrill Lynch glauben, dass Hayek mehr tun müsste, um die Swatch-Uhren wieder nachhaltig anzukurbeln.
Für solche Kritik hat der Firmenchef kein Verständnis. «Swatch ist für uns selber kein Sorgenkind, aber offenbar ein Kind, um das sich alle anderen immer grosse Sorgen machen», kontert er. Die Swatch-Group ohne Swatch, wie das Analytiker immer wieder herbeireden wollten, sei schlicht undenkbar.
Neue Instant-Stores
Firmensprecherin Howald verweist auf weitere Massnahmen, mit denen die Billiguhr wieder in Fahrt gebracht werden soll: Den Ausbau des Netzes von rund 600 Swatch-Shops weltweit und das neue Konzept der so genannten Instant-Stores. Das sind kurzfristig eröffnete Läden in urbanen Trendquartieren, die mit der wandernden In-Szene schnell verschoben werden können.
Die Analytiker bezweifeln allerdings, ob all diese Bemühungen ausreichen werden. Hasenböhler sieht die Billigmarke zunehmend bedrängt durch die wachsende Konkurrenz, vor allem aus China. «Früher gab es nur Swatch, inzwischen stehen wir vielen täuschend ähnlichen Marken gegenüber», räumt auch Howald ein.
Wenig Spielraum
Der Spielraum für jene Marke, welche das Image des Konzerns so stark verkörpert, wird also immer enger. Die Swatch Group verdankt im Moment ihre immer noch sehenswerte Ebit-Marge von 15,6% den Marken im mittleren und oberen Segment. Diesen werden auf den boomenden Märkten China, Hongkong, Osteuropa und Indien denn auch die grössten Wachstumschancen zugebilligt, während vom bereits angekündigten Turnaround bei den Swatch-Uhren die wenigsten Branchenbeobachter überzeugt sind. «Ich bin gespannt, ob die Juli-Verkäufe bereits eine nachhaltige Trendwende signalisieren», sagt Hasenböhler.
Sicher ist: Die Swatch-Uhren, die 2004 geschätzte 630 Mio Fr. (genaue Zahlen zu den einzelnen Marken gibt die Swatch Group nicht bekannt) zum Gesamtumsatz von 4,152 Mrd Fr. beigetragen haben dürften, werden für den Konzern immer unbedeutender, die Luxusuhren dafür umso wichtiger. Dank ihnen rechnen die Experten von Merrill Lynch für 2005 mit knapp zweistelligen Zuwachsraten.
(1. HJ in Mio Fr.)20052004%
Umsatz 207519556.1
Ebit2932689.3
Ebitmarge (in %)14.113.7
Reingewinn 26721721.4
Gewinnmarge (in %)12.711.0
FAZIT
Auch wenn das Geschäft mit den Billiguhren zur Zeit harzt, Swatch wirtschaftet im wichtigeren Bereich der Luxusuhren erfolgreich. Die aufstrebenden Asienmärkte sind interessant. Wenn die Aktie die Talfahrt beendet hat, bieten sich Einstiegsmöglichkeiten.