Zehn Empfänger hatte sich Thomas DiNapoli, Finanzchef des US-Bundesstaates New York, für seine Briefaktion ausgesucht, zehn Chefs von olympischen Grosssponsoren wie McDonald’s, Visa, Coca-Cola oder Samsung. Bei Nick Hayek, dem Chef der Swatch Group und damit auch des Olympiazeitmessers Omega, geriet er dabei an den Falschen.

DiNapolis Aufruf am 3. Dezember: Die olympischen Sponsoren sollten sicherstellen, dass in ihren Konzernen die Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgenders «stark, umfassend und global umgesetzt» werde. Zudem sollten die Konzernchefs auf die russische Regierung einwirken, die neuen Gesetze zur Verfolgung von Homosexuellen zurückzunehmen, und entsprechenden Druck auf das IOC ausüben. DiNapoli verwies dabei auf die 327 Milliarden Dollar Pensionskassenvermögen, die seine Behörde zusammen mit anderen Vorsorgeeinrichtungen verwaltet.

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Gay Parades

Vier der zehn Firmenchefs reagierten nicht auf das Schreiben, fünf antworteten höflich, wie sehr ihnen die Rechte der Homosexuellen am Herzen lägen. Nicht so Hayek. «Politiker haben die Olympischen Spiele immer für ihre Zwecke einzuspannen versucht», feuerte er in seinem Antwortbrief nur einen Tag später zurück, «aber Omega war immer nur den Athleten verpflichtet», auch während der Boykottspiele von Moskau und Los Angeles. Und er legte noch einen drauf: «Als Investor der Swatch Group sollten Sie genauso besorgt sein über (…) das massive Datensammeln der NSA weltweit und in der Schweiz.» Diese Praktiken «können unserer Firma und unseren Aktionären riesigen Schaden zufügen. Als Investor sollten Sie alles Interesse haben, laut dagegen zu protestieren.» DiNapolis Behörde hält 66 000 Inhaberaktien der Swatch Group mit einem Börsenwert von derzeit 34 Millionen Franken.

Hayeks Retourkutsche, die der Finanzchef zusammen mit den anderen Antworten auf der Behördenwebsite publizierte, sorgte in den USA für einiges Aufsehen. «Ich habe aus Amerika viel Applaus bekommen», sagt Nick Hayek. «Wo kann ich eine Swatch kaufen? Wenn er doch nur als Gouverneur kandidieren könnte!», heisst es etwa im Internet. Doch vor allem muss der Lokalpolitiker DiNapoli Kritik einstecken für seinen Versuch, sich über Pensionskassengelder in die Weltpolitik einzumischen. Der 60-jährige Demokrat, unverheiratet und kinderlos, engagiert sich seit Jahren für die Rechte von Schwulen und Lesben und läuft bei Gay Parades mit. Dieses Jahr tritt er zur Wiederwahl an.