Man möchte es fast nicht glauben: 25 Mio verkaufte Exemplare pro Jahr und dennoch hält sich die Zufriedenheit in Grenzen. So kann man die augenblickliche Situation bei jener Uhrenmarke beschreiben, die in der Schweiz am 1. März 1983 mit grossem Werbeaufwand und finanzieller Unterstützung durch die solothurnische Wirtschaftsförderung debütierte: Swatch.

Das Produkt «passt zu einem aktiven, unkomplizierten Lebensstil; sei es als modisches Accessoire oder als funktionelle Uhr zu Freizeitaktivitäten und Sport», verkündeten die Marketingstrategen damals. Das freilich konnte man von den ersten Swatch-Modellen nicht unbedingt behaupten. Retrospektiv betrachtet erinnert die erste Frühjahr-/Sommer-Kollektion heute eher an eine Ansammlung grauer Mäuse mit Farbtupfern, als an einen fetzigen Verkaufsschlager. Dementsprechend mühsam gestaltete sich auch die Anfangsphase.

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Aber die innovative Kunststoff-Uhr mauserte sich und half dem maroden ASUAG/SSIH-Verbund, welchen Nicolas G. Hayek mit unternehmerischem Weitblick in die erfolgreiche Société de Microélectronique et d'Horlogerie (SMH) umformte, aus einer ernsthaften Krise. Am 20. Januar 1984 konnte die ein Millionste Swatch gefeiert werden. Im Herbst 1985 waren 10 Mio und am 24. September 1988 50 Mio Swatch erreicht.

Attraktive Modelle, Specials, Auktionen und ein beispielloser Sammler-Boom sorgten dafür, dass im September 1992 die magische 100000000-Schallgrenze also 100 Mio verkaufte Uhren durchbrochen wurde. Nicht zuletzt deshalb taufte Nicolas G. Hayek den Konzern 1998 in Swatch Group um.

Die Konkurrenz hat kräftig aufgerüstet und aufgeholt

Doch mittlerweile ist bei der Swatch wieder Normalität eingekehrt. Die Gründe liegen auf der Hand. Oder besser am Handgelenk: Starke Mitbewerber mit zugkräftigen Modenamen wie Armani, Diesel, DKNY, Festina, Fossil oder Locman lassen ihre Produkte preisgünstig in Fernost fertigen und setzen so dem Marktführer zu.

Die Hayeks hingegen halten das «Swiss Made» traditionsgemäss weiterhin hoch, geraten dadurch aber unter Margendruck. Auch sind die Erfolgsrezepte der anderen, nämlich Mode, Sexappeal und Multifunktionalität, bei der Swatch nicht sonderlich ausgeprägt. Und das tut weh, denn der fokussierte Käuferkreis verlangt nach Hip-Produkten.

Der junge, dynamische Berater heisst ... Hayek

Swatch-VR-Präsident Nicolas G. Hayek mag da verständlicherweise nicht tatenlos zusehen. Er will den Jungen zeigen, wo der Hammer hängt und wo es damit lang geht. Anfang 2004 hatte der damals 76-Jährige seinen Managern und Vertriebsleuten unverblümt mitgeteilt: «Swatch braucht einen aufgeschlossenen, jungdynamischen Berater, einen, der erst einmal nichts kostet. Und das bin ich.» Dieser lockere Spruch zog zwar herzliches Gelächter nach sich, war in letzter Konsequenz jedoch sehr ernst gemeint. Wenn es ums Geschäft geht, versteht der humorvolle Firmenpatriarch mit unvergleichlichem Spürsinn keinen Spass mehr.

Indessen verkörpert die Swatch für ihn weit mehr als nur ein Fun-Objekt. Sie ist Aushängeschild des Konzerns und steuert nicht unerheblich zur Auslastung der verschiedenen Schweizer Fabrikationsstätten bei.

Hoch hinaus im wahrsten Sinn des Wortes

Nicht zuletzt deshalb will Nicolas G. Hayek persönlich einmal mehr ganz hoch hinaus. Das beweist die neueste Linie, welche im September auf dem Bürgenstock hoch über dem Vierwaldstättersee ihren Einstand gab. Sie trägt den verheissungsvollen Namen Fun Boarder, womit sich bereits andeutet, dass es um jede Menge Spass auf Brettern geht. Und zwar in den Höhen der Berge.

Damit Ski- und Snowboardfahrer allezeit wissen, in welchen Höhen sie sich bewegen, besitzen die vier Premieren-Modelle einen eingebauten Höhenmesser. Selbiger reicht bis 9900 m und übertrifft damit jene Dimensionen, die auf unserem Globus überhaupt möglich sind. Vom Meeresspiegel bis dorthin zeigt Swatch Fun Boarder auf Wunsch jede Höhenlage in 5-m-Schritten an, vorausgesetzt, sie wurde vorher exakt justiert. Höhenmesser sind nämlich nichts anderes als kleine Barometer, welche die Abnahme des Luftdrucks mit steigender Höhe wahrnehmen und entsprechend umrechnen. Die Justage geht vergleichsweise einfach über die Bühne: Das Instrument per Kronendruck von Zeit- auf Höhemesserfunktion umstellen. In diesem Zustand kann die Anzeige analog zum Einstellen der Uhrzeit mit einer aktuell exakt bekannten Höhe abgeglichen und für den Aufstieg verwendet werden. In diesem Schaltzustand lässt sich die Fun Boarder auch als einfacher Barometer nutzen, denn die Höhenzeiger stellen auch steigenden oder fallenden Luftdruck dar.

Darüber hinaus eignet sich jede Fun Boarder auch als Skipass. Zu diesem Zweck muss sie entsprechend programmiert und mit einem Guthaben aufgeladen werden. Derzeit ist eine Nutzung in weltweit mehr als 600 Wintersportorten möglich.

Die vier neuen Fun Boarder Face the Mountain, Cutoffless, Snowy Sky und High Alert sind seit ein paar Tagen für 120 Fr. erhältlich.