Von A wie Joe Ackermann, Chef der Deutschen Bank in Frankfurt, bis W wie Beatrice Weder di Mauro, Mitglied des Sachverständigenrates in Deutschland: Zwölf Namen umfasst die Liste der in den vergangenen vier Jahren für den Swiss Award im Bereich Wirtschaft Nominierten bereits. Und nun kommen weitere hinzu. Die Jury hat sich auf drei Persönlichkeiten geeinigt, die sich 2006 im Bereich Wirtschaft besonders hervorgetan haben: Heliane Canepa, Gabriela Manser und Robin Cornelius.
Heliane Canepa, CEO beim schwedisch-schweizerischen Dentalimplantatproduzenten Nobel Biocare, wurde im vergangenen Jahr schon einmal nominiert. Erstmalige Kandidaten hingegen sind Gabriela Manser, Mineralwasserproduzentin aus dem Appenzell, die mit Flauder die Grossen der Branche herausfordert, und Robin Cornelius, der mit seinem Label Switcher ethisch unbedenkliche Mode verkauft.
Ausgewählt wurden die Manager und Unternehmer, weil sie im Jahr 2006 etwas bewegt oder Wichtiges für die Schweiz geleistet haben und durch Mut, Innovation, Kreativität oder Eigenwilligkeit aufgefallen sind. Vorgeschlagen wurden sie zunächst von der Bevölkerung aller Landesteile. Danach bestimmte eine Jury aus 14 Medienvertretern, darunter von der BILANZ, wer in die engere Auswahl kam. Aus dieser Liste nominierte eine hochkarätige 100-köpfige Academy schliesslich je die drei Topkandidaten aus den Sparten Kultur, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Sport und Showbusiness.
Heliane Canepa
Die wirblige Vorarlbergerin mit dem Wuschelkopf ist seit 2001 CEO des schweizerisch-schwedischen Dentalimplantatherstellers Nobel Biocare und hat den zuvor verstaubten Konzern innerhalb von nur fünf Jahren an die weltweite Spitze der Medizinaltechnikfirmen katapultiert. In dieser Zeit hat Nobel Biocare unter dem Motto «Im Mittelpunkt steht der Patient» ihren Umsatz mit einer Reihe von neuen, spektakulären Produkten verdoppelt und an die Milliarden-Dollar-Grenze geführt. Die 58-jährige Canepa gilt als unermüdliches Energiebündel und hat bewiesen, dass sie in Sachen Unternehmensleitung ein sicheres Händchen hat, sobald sie den Chefsessel besteigt. So wurde sie 1984 Chefin der Bülacher Kardiologiefirma Schneider, als diese vom amerikanischen Pharmamulti Pfizer gekauft wurde. In nur 15 Jahren schaffte es Canepa, den Kleinbetrieb zu einem Konzern mit einer halben Milliarde Franken Umsatz auszubauen, der 1998 für drei Milliarden Franken vom Konkurrenten Boston Scientific übernommen wurde. Als ein Jahr später die Schweizer Niederlassung geschlossen wurde, erreichte Canepa, dass alle 500 Angestellten eine neue Stelle antreten konnten. Sie selbst nahm verschiedene Verwaltungsratsmandate an, bevor sie 2001 zu Nobel Biocare wechselte.
Frauen wie Canepa sind nicht nur in der Schweiz Ausnahmeerscheinungen, auch international blieb ihr erfolgreiches Management nicht unbemerkt. So wurde sie in den vergangenen Jahren nicht nur in der Schweiz zweimal zur Unternehmerin des Jahres gewählt, sondern schaffte es in diesem Jahr auch in der englischen Ausgabe der «Financial Times» auf den siebten Rang unter den 25 wichtigsten Geschäftsfrauen in Europa. Heliane Canepa ist seit 32 Jahren mit dem heutigen FCZ-Präsidenten Ancillo Canepa verheiratet.
Gabriela Manser
Unprätentiös, unkonventionell und mit beiden Beinen auf dem Boden stehend: Die 43-jährige Gabriela Manser hat, seit sie vor sieben Jahren die familieneigene Mineralquelle Gontenbad, kurz Goba, übernommen hat, die Schweizer «Blööterliwasser»-Kultur aufgemischt. Und mit Innovationsgeist und Mut den grossen Mineralquellen erfolgreich die Stirn geboten. Die Lancierung von Flauder, einem mit natürlichen Geschmacksstoffen wie Holunder und Melisse aromatisierten Mineralwasser, hat 2002 in der Schweiz Furore gemacht. Neu hinzu kamen 2003 dann Wonder, das nach Rosen und Ingwer schmeckt, und in diesem Jahr Himml mit Bergamotten- und Löwenzahnaroma.
Dass sich Gabriela Manser dereinst zur erfolgreichen Unternehmerin entwickeln würde, war nicht vorauszusehen: 17 Jahre lang arbeitete sie als Kindergärtnerin und unterrichtete später Erwachsene an Spitälern. Erst 1999 kehrte sie zu ihren Wurzeln zurück und übernahm das Lebenswerk ihres Vaters, die Leitung der Mineralquelle Gontenbach. Kein einfacher Job, denn zunächst musste sie sich gegen allerlei Vorurteile durchsetzen und sich in einer Männerdomäne behaupten. Furchtlos krempelte sie die Ärmel hoch, lernte das Einmaleins des Marketings, modernisierte dort, wo es nötig war, baute an, verdoppelte die Zahl der Angestellten und vervierfachte die Jahresproduktion.
Das Appenzeller Wunder vollzog sich erstaunlich schnell: Innerhalb von nur wenigen Jahren verdreifachte sie den Umsatz von rund zwei auf knapp sieben Millionen Franken, 17 bis 20 Prozent Plus jedes Jahr. Flauder wurde schweizweit zum Begriff und ist heute ein echtes Trendwasser. Gabriela Manser erhielt 2005 den Prix Veuve Clicquot als Unternehmerin des Jahres.
Robin Cornelius
Der 50-jährige Erfinder von Switcher, dem Modelabel mit dem Wal, ist eine Art Robin Hood der Modebranche. Switcher steht nämlich nicht nur für qualitativ hochwertige und dennoch günstige Kleidung, sondern auch für ein ethisch vertretbares Produktionskonzept. Das hat Robin Cornelius zum Unternehmensmotto gemacht: «When fashion means respect.»
Die Liste an Fair-Trade-Aktivitäten des Unternehmens kann sich sehen lassen: Unter anderem gehört Switcher zu den treibenden Kräften hinter der Nonprofitorganisation Social Accountability International, die sich weltweit für bessere Arbeitskonditionen in der Textilbranche einsetzt. In Indien, wo Switcher zuerst produzierte, baute die Firma Schulen, Notfallstationen sowie Wasser- und Salzaufbereitungsanlagen. Täglich verteilt das Unternehmen frisches Trinkwasser und unterstützt ein Programm zur Aids- und Malariaprophylaxe. Versteht sich, dass Switcher die Arbeit von Kindern unter 14 Jahren ablehnt und Waren aus ökologischen Gründen per Schiff nach Europa transportieren lässt.
Es gehört zu Cornelius’ Philosophie, die Produktionsverhältnisse vor Ort genau zu kennen. Dass Ökologie und ökonomisches Denken kein Widerspruch sind, hat er längst bewiesen. 140 Mitarbeiter beschäftigt Switcher am Lausanner Hauptsitz und macht einen Jahresumsatz von 80 Millionen Franken. Dass er 1,5 Prozent des Umsatzes in umweltfreundliche Produktionsanlagen investiert, erstaunt nicht weiter. 2005 wurde Robin Cornelius denn auch von Ernst & Young zum Unternehmer des Jahres gewählt.
Millionen-Gala
Schweizerin oder Schweizer 2006
Das Schweizer Fernsehen (SF) überträgt am Samstag, 13. Januar 2007, ab 20.05 Uhr zum fünften Mal die Swiss-Award-Millionen-Gala. Sandra Studer wird durch die Sendung führen und fünf herausragende Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Showbusiness und Gesellschaft auszeichnen. Das Fernsehpublikum kürt unter diesen Persönlichkeiten während der Livesendung die Schweizerin oder den Schweizer des Jahres. Alle, die sich an der Wahl beteiligen, erhalten die Chance, ein VW-Eos-Cabriolet-Coupé zu gewinnen.
Unter den Millionenlos-Besitzern werden einmal fünf Millionen Franken sowie vier Luxusautos verlost. Vierzig Millionenlos-Besitzer werden in die Sendung eingeladen und können zusätzlich eine Million Franken gewinnen.