Swiss-Chef Thomas Klühr hat am Mittwochabend in einer Telefonkonferenz angekündigt, dass die Fluggesellschaft ab Juni ihr Angebot wieder erhöhen will. Es sei aber noch unklar, wie viele Flieger zum Einsatz kommen und welche Ziele genau angesteuert würden. Nur so viel: Die inländische Route Zürich-Genf werde so schnell sicher nicht aufgenommen. Ausserdem seien insgesamt primär kleinere Flieger nun gefragt, auch auf der Langstrecke.
Im Juni könnte rund 15 bis 20 Prozent des ursprünglich geplanten Swiss-Flugplans wieder stehen, bis Ende des Jahres vielleicht 50 Prozent, hiess es.
Wegen der Corona-Krise hat Swiss ihr Angebot massiv reduziert, 95 Prozent der Swiss-Flieger sind am Boden. Der Bundesrat hatte Swiss und Edelweiss kürzlich 1,3 Milliarden Franken in Aussicht gestellt: Es sind staatliche Garantien plus Bankdarlehen. National- und Ständerat haben den Kredit mittlerweile bewilligt.
Mit Blick auf Ticketpreise sagte der Swiss-Chef: «Ich bin überzeugt, dass die Preise mittel- bis langfristig eher nach oben gehen.» Kurzfristig könne es aber durchaus einen harten Preiswettbewerb zwischen den Anbietern geben, wenn immer mehr Flieger wieder abheben.
Debatte um mögliche Entlassungen
Auserdem sagte Klühr, dass Swiss die Kosten um etwa 20 Prozent senken müsse. Kündigungen will die Fluggesellschaft aber vorerst nicht aussprechen. «Wir werden alles tun, um Entlassungen zu vermeiden.» In den vergangenen Tagen hatte es Medienberichte gegeben, es stünden bis zu 1900 Swiss-Stellen auf dem Spiel.
Die Swiss setzt derweil auf Kurzarbeit und hat einen Einstellungsstopp verhängt und hofft, zum Beispiel mittels Fluktuation durch die Krise zu kommen. Doch Klühr sagte auch, dass es sicherlich weniger Stellen als im Vorjahr geben werde. Und: «Wir alle wissen, wie unsicher die Situation ist.»
Der Pilotenverband Aeropers teilte gegenüber der «Handelszeitung» am Mittwoch mit: «Wir haben im März mit Swiss und Edelweiss Vereinbarungen über die Kurzarbeit für die Monate April, Mai und Juni getroffen und dabei massgebliche Zugeständnisse für die rasche Liquiditätssicherung gemacht. Wir sind aktuell in Verhandlungen mit Swiss und Edelweiss für die Zeit ab Juli. Bis jetzt sind in diesen Gesprächen Kündigungen kein Thema.»
Bei der Gewerkschaft des Kabinenpersonals, Kapers, hiess es zum Thema: «Ein Stellenabbau in der Kabine wird zurzeit nicht diskutiert. Die Diskussionen drehen sich momentan um die genauen Modalitäten der Kurzarbeit.»
Ende Mai soll es Geld geben
Auf die Frage, wann die Swiss mit den ersten Liquiditätshilfen rechnen könne, sagte Klühr, dass dies wohl Ende Mai, Anfang Juni sein werde, dabei gehe es um rund 300 Millionen Franken für Swiss und Edelweiss. «Ich bin erleichtert, das gibt uns Sauerstoff für die nächsten Wochen und Monate.» Die Verträge müssten allerdings noch unterschrieben werden.
Vage blieb Klühr bei der Frage, wie es konkret um die Standortgarantien bestellt ist: Das werde über die neue Stiftung geregelt, damit werde sichergestellt, dass der Hub Zürich nicht benachteiligt werde im Vergleich zu Standorten wie Frankfurt und München, wenn der Flugbetrieb wieder hochfährt.
Wie mögliche Sanktionsmöglichkeiten der Schweizer Regierung gegenüber Mutterkonzern Lufthansa und Swiss aussehen, wollte Klühr nicht beantworten. Derweil ist auch immer noch unklar, wie die Hilfe der deutschen Regierung gegenüber der Lufhansa zustande kommt, eine Staatsbeteiligung gilt aber so gut wie sicher.
Erstattung für abgesagte Flüge
Derweil haben sich die Schweizer Lufthansa-Töchter Swiss und Edelweiss gegenüber dem Bundesrat und dem Parlament dankbar für die Milliardenhilfen gezeigt. Man werte die Unterstützung als Zeichen, dass die Schweizer mehrheitlich hinter den Fluggesellschaften stünden. Die Auflagen zu den Klimaschutzzielen des Bundesrats sowie die Massnahmen im Falle von restrukturierungsbedingten Entlassungen würden die beiden Fluggesellschaften erfüllen.
Weiter äusserten sich die Fluggesellschaften zum Thema der Erstattungen für abgesagte Flüge. Sollte es keine europäische Lösung geben, würden Swiss und Edelweiss die Auflage erfüllen, den Reiseveranstaltern bis zum 30. September 2020 das Geld für abgesagte Flüge zurückzuerstatten.
Diese Neuigkeit stösst beim Schweizer Reise-Verband (SRV) als Vertreter der Reisebüros auf Anklang. Durch die Verlängerung des Rechtsstillstands durch die Räte können die Kunden Reisebüros im Zusammenhang mit Rückerstattungsforderungen bis Ende September zwar nicht betreiben. Doch bleibe das oberste Ziel des SRV und der Reisebüros, den Kunden das Geld für nicht erbrachte Leistungen zurückzubezahlen. Wenn man also nun - wie geplant - das Geld der Fluggesellschaften wie der Swiss bis im September zurück erhalte, so werde man es sofort an die Endkunden weiterleiten, versprach der Verband.
Um neben den Airlines Swiss und Edelweiss auch flugnahe Betriebe auf den Landesflughäfen zu unterstützen, hatte das Parlament eine neue gesetzliche Grundlage geschaffen. Strenge Klimaauflagen fanden in den Räten hingegen keine Mehrheit. Das Parlament verband die Staatshilfen aber mit einigen zusätzlichen Umwelt- und Sozialauflagen.
(mit AWP)