Harter Schlag für den Industriestandort Schweiz! Im Stahlwerk von Swiss Steel in Emmenbrücke LU werden 130 von 750 Arbeitsplätzen gestrichen. Und zwar im Büro, wie auch in der Produktion. Voraussichtlich werde die natürliche Fluktuation hierfür nicht ausreichen, heisst es in einer Mitteilung. Es wird darum 80 Kündigungen geben. Ein Konsultationsverfahren läuft.
Insgesamt werden im In- und Ausland 800 Vollzeitstellen abgebaut. Vor allem in Deutschland und Frankreich. Bei weiteren 270 Stellen wird die Arbeitszeit reduziert. Der Abbau soll schon 2025 über die Bühne gehen. Die Zahl der Arbeitsplätze weltweit danach bei unter 7000 liegen.
«Nicht stolz auf den Abbau»
«Die Einschnitte sind schmerzhaft, aber leider unumgänglich», schreibt CEO Frank Koch in einer Mitteilung. Beim Stahlhersteller laufen seit längerem Umstrukturierungsmassnahmen. «Der Abbau ist keine Sache, auf die man stolz sein kann», sagt er der «Finanz und Wirtschaft».
Als Grund für die harte Massnahme führt Swiss Steel «die anhaltend schwache Nachfrage in der europäischen verarbeitenden Industrie, das niedrige Produktionsniveau und die verhaltenen Wachstumsaussichten der relevanten Kunden» an. «Wir sind stark von der Industrieproduktion abhängig, egal, ob es nun um Maschinen, Autos oder Flugzeuge geht. Als wir 2023 die Planung für 2024 gemacht haben, sahen in Europa die Prognosen der Industrie deutlich besser aus», sagt Koch.
Erst im Frühling hat Hauptaktionär und Amag-Besitzer Martin Haefner (70) 300 Millionen Euro in Swiss Steel eingeschossen. Das Geld des Milliardärs ist nur Monate später schon fast wieder weg. Peter Spuhler (65) hält 10 Prozent der Aktien von Swiss Steel.
Keine Gespräche mit dem Kanton
Kommts gar zur Nachlassstundung? «Es finden keine Gespräche über Rettungsszenarien mit dem Kanton Luzern statt, und eine Nachlassstundung ist überhaupt kein Thema», sagt eine Sprecherin von Swiss Steel zur «Luzerner Zeitung».
Swiss Steel ist nicht der einzige Stahlhersteller, der zu kämpfen hat. Auch der zweite noch übrig gebliebene Schweizer Stahlkocher, Stahl Gerlafingen, baut 120 Stellen ab. In der Politik werden immer mehr Stimmen laut, die eine Unterstützung der einheimischen Stahlindustrie fordern.
Die Forderungen der Gewerkschaften sind denn auch klar: «Swiss Steel muss auf Entlassungen verzichten und die politischen Entscheide abwarten, die bis Ende Jahr fallen müssen.» Allenfalls könne das Mittel der Kurzarbeit gewählt werden, um Arbeitsplätze zu erhalten.