Die Tochtergesellschaft Ascometal hat die Verkaufsverhandlungen abgebrochen, teilte Swiss Steel am Mittwoch mit. Die seit Dezember laufenden Verhandlungen mit der italienischen Acciaierie Venete seien beendet worden.
Ascometal suche nun gerichtlichen Schutz. Die französische Tochter habe für jede Konzerngesellschaft um ein gerichtlich angeordnetes Restrukturierungsverfahren ersucht, erklärte Swiss Steel. Der Prozess heisst «Redressement Judiciaire» und wird eingeleitet, wenn ein Unternehmen zahlungsunfähig ist und seine Schulden nicht bedienen kann.
Ziel sei es, die Ascometal-Gesellschaften über Wasser zu erhalten, um Zeit für die Suche nach Käufern für jeden der Standorte zu gewinnen. Swiss Steel will sich von drei Werken ihrer Tochter Ascometal in Frankreich trennen: In Hagondange (Département Moselle), in Custines (Département Meurthe-et-Moselle) und in Le Marais (Département Loire).
Wichtige Geldsuche
Vom Abbruch der Verhandlungen und für den Fall der Eröffnung eines gerichtlich angeordneten Reorganisationsverfahrens befürchtet Swiss Steel «netto keine negativen finanziellen Auswirkungen auf das verbleibende Geschäft». Auch die angekündigte Kapitalerhöhung und Refinanzierung seien dadurch nicht beeinträchtigt.
Swiss Steel bracht dringend frisches Geld: Der Innerschweizer Stahlkonzern fuhr im Geschäftsjahr 2023 einen riesigen Verlust von 294,8 Millionen Euro ein, der das Eigenkapital in die Tiefe riss.
Das Loch soll nun mit einer Kapitalerhöhung von mindestens 300 Millionen Euro gestopft werden. Diese ist abgesichert durch Grossaktionär Martin Haefner, der gut ein Drittel an Swiss Steel hält. Nicht mitziehen will Medienberichten zufolge der andere Grossaktionär Peter Spuhler.
Franzosen waren ein Schnäppchen
Swiss Steel tütete die französische Gruppe 2018 zum Schnäppchenpreis ein; sie sollte saniert werden und die Autoindustrie Europas beliefern. Doch statt die unrentable Firma wieder in die Gänge zu bringen, prägten Millionenabschreiber die Firmenchronik.
Ab 2021 machte sich Swiss Steel-CEO Frank Koch ans Werk, der sich als Chefsanierer der Stahlindustrie gerierte. Er sei ein Experte für Turnarounds und Sanierungen, liess die Firma bei seiner Ernennung verlauten. Doch auch er brachte die Franzosen in den letzten zwei Jahre nicht in Schwung, im Gegenteil. Scharfe Umsatzeinbrüche und weitere Abschreiber folgten.
Ende 2023 verbreitete die Swiss Steel-Führung Hoffnung. Mehrere defizitäre Stahlwerke aus der Ascometal-Gruppe würden an die italienische Acciaierie Venete verkauft. Die Italiener hätten sich «ausdrücklich verpflichtet, die geplante Transaktion durchzuführen», hiess es hoffnungsfroh am 20. Dezember 2023. Jetzt, ein paar Wochen später, ist alles Makulatur. Statt einen Deal gibts eine Beinahe-Pleite. Die Zukunft ist ungewiss.
(bar mit Agenturmaterial der sda)