Lohnkürzungen oder Stellenabbau: Vor diese Wahl stellt die Fluggesellschaft Swiss ihre Angestellten laut der «Sonntagszeitung». Derzeit verhandelt die Lufthansa-Tochter mit den Gewerkschaften und den Personalvertretern um einen Sozialplan und um einzelne Punkte im Gesamtarbeitsvertrag.
Laut Swiss-Sprecher Markus Lipp muss die Swiss rund 20 Prozent ihrer Kosten einsparen. Dabei setze die Airline nicht nur bei den Personalkosten an, sondern spare in jedem Bereich des Unternehmens.
Laut Gewerkschaft VPOD steht zur Diskussion, den Personalbestand um 15 Prozent zu senken. Das wären 1425 der total 9500 Stellen, über die die Swiss heute verfügt. Entlassungen seien kein Tabu, sagt auf der anderen Seite Swiss-Sprecher Marco Lipp. Allerdings versandte das Unternehmen eine Klarstellung zu den Berechnungen: Zwar müssten «in allen Personalgruppen die Kosten mit Fokus auf die Krisenjahre» reduziert werden, aber das könne nicht eins zu eins mit einer Kürzung der Lohnkosten gleichgesetzt werden. Viel Druck könne durch natürliche Fluktuation, einen Einstellungsstopp, erweiterte Teilzeitmodelle und die flexible Handhabung von Frühpensionierungen aufgefangen werde, so die Mitteilung laut «NZZ Online».
Lufthansa: 20 Prozent
In Deutschland hatte der Mutterkonzern Lufthansa unter anderem angekündigt, rund 20 Prozent der Leitungsstellen zu streichen. Insgesamt beziffert die Lufthansa den «Personalüberhang» im Juni mit 22'000 Stellen – bei einem Personalbestand, der Ende 2019 noch 130'000 Mitarbeiter umfasste.
Die Hälfte der abzubauenden Stellen entfiele nach den damaligen Szenarien auf Deutschland, darunter 5000 Stellen im Flugbetrieb, 2600 bei Flugbegleitern, 1500 bei Bodenmitarbeitern und 600 bei Piloten.
Am Flughafen Zürich haben am Freitag Angestellte des Bodenpersonals gegen die drohende Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen demonstriert. Ein über die Corona-Krise hinausgehender Sozialabbau werde nicht akzeptiert.
Gemäss den Gewerkschaften nahmen an der Demonstration am Flughafen Zürich rund 1500 Angestellte und Angehörige teil. Bei einer parallel stattfindenden Demonstration in Genf protestierten rund 80 Personen.
Man sei sich der schwierigen Situation der Unternehmen in dieser Branche bewusst. Trotzdem seien die Gewerkschaften nicht bereit, einen über die Corona-Krise hinausgehenden, tiefgreifenden Sozialabbau in Kauf zu nehmen. In der Luftverkehrsbranche würden grosse Sparpakete auf dem Rücken der Mitarbeitenden drohen, etwa bei Swissport.
Die Bodenabfertigungsfirma strich seit Anfang Jahr 17'000 der rund 64'000 Stellen weltweit. Für den Standort Zürich geht Swissport davon aus, einen «möglicherweise notwendigen Abbau über die natürliche Fluktuation abbilden zu können».
Gemäss den Gewerkschaften will Swissport aber die Löhne um 15 Prozent kürzen. Auch in anderen Unternehmen gebe es aktuell Verhandlungen über Kostensenkungen.
Der Flughafen Zürich hatte am Freitag bestätigt, seinerseits weitere 120 Stellen zu streichen. Zuvor schon war der Abbau von 26 Positionen angekündigt worden.
(rap — sda)