Die Telekombranche ist im Fusionsfieber. Das jüngste Gerücht: Die Swisscom will ihre italienische Breitband-Tochter Fastweb verkaufen. Als möglicher Abnehmer wird die Vodafone-Gruppe gehandelt. Der Verkaufspreis soll bei bis zu fünf Milliarden Euro liegen. «Bei einem guten Preis ist es wahrscheinlich, dass die Swisscom Fastweb verkaufen wird», sagt ZKB-Analyst Andreas Müller.

Der durchgesickerte Kaufpreis entspräche ungefähr jenem, den Vodafone zuletzt für andere Telekomfirmen bezahlt habe. Dieses Jahr kauften die Briten bereits den spanischen Kabelnetzbetreiber Ono, zuvor sicherten sie sich die Mehrheit an Kabel Deutschland. Der Kaufpreis lag jeweils bei rund dem Zehnfachen des Gewinnes vor Steuern und Abschreibungen.

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Vodafone kauft seit Monaten kräftig zu

Weil die Briten sich derzeit besonders einkaufsfreudig zeigen, hat die Swisscom die Oberhand in den Verkaufsgesprächen, sagt ZKB-Analyst Müller. Vodafone will in den italienischen Markt, der Zukauf von Fastweb sei da sinnvoll. Tatsächlich hat sich die Swisscom-Tochter in Italien eine starke Marktstellung erarbeitet, sie ist eine der grössten Breitband-Telekommunikationsfirmen des Landes. Der Aufbau einer eigenen Infrastruktur käme die Briten dagegen wesentlich teurer zu stehen.

Für die Swisscom gibt es ihrerseits keinen zwingenden Grund, das einzige Auslandsgeschäft zu verkaufen. Denn unterm Strich wirtschaftet die italienische Tochter gut. Der Gewinn vor Steuern und Abschreibungen stieg in der ersten Jahreshälfte 2014 um 26 Millionen auf 236 Millionen Euro. Damit trägt die Tochter rund zwölf Prozent zum Konzernergebnis bei. Ab 2015 soll Fastweb ausserdem zum Free Cash-Flow beitragen, sagte Swisscom Finanzchef Mario Rossi noch im Frühjahr dieses Jahres.

Exit-Hürden für Swisscom sehr hoch

Operativ ist die Swisscom-Tochter inzwischen stabil, nachdem sie früher immer wieder den Konzerngewinn verhagelt hatte. Dazu kommt, dass sich die Swisscom einen Ausstieg aus dem italienischen Markt gut überlegen muss, weil sich die Tür für Wachstum im Ausland schliessen würde, sagt Analyst Müller. «Der Bund würde sich als Hauptaktionär gegen eine abermalige Expansion ins Ausland aussprechen.»

Spekulationen, dass man das einstige Sorgenkind loswerden wollte, wurden bisher immer abgeschmettert: «Wir haben die Absicht, Fastweb selbst weiterzuentwickeln», sagte Finanzchef Rossi im Frühjahr. «Wir wollen Fastweb weiter entwickeln, nicht verkaufen», sagte auch CEO Urs Schaeppi in einem Interview mit einer Sonntagszeitung im März. Die neusten Spekulationen wollten weder Vodafone noch Swisscom kommentieren.