Das Kurshöchst liegt schon gute fünf Jahre zurück: Anfang 2000 notierte die Swisscom-Aktie bei 687 Fr. Nachdem sie nach dem Börsencrash im Jahr 2001 den Tiefststand von 338 Fr. erreicht hatte, bewegt sie sich nun seit Monaten in einer Spanne zwischen 350 und 500 Fr.
Die Investmentbank Lehman Brothers setzte vergangene Woche das Kursziel von 470 auf 460 Fr. herunter. Noch weniger Potenzial sehen die Sarasin-Analysten: Sie belassen das Kursziel für den Swisscom-Titel bei tiefen 435 Fr. «Auf dem heutigen Niveau ist die Aktie zu teuer bewertet», sagt auch Vontobel-Analyst Panagiotis Spiliopoulos. Diese Aussichten sind wenig interessant für Anlegerinnen und Anleger, die gerne in ein wachsendes Unternehmen investieren. Der Aktienkurs bewegt sich seit Jahren horizontal.
Kein Wunder. Swisscom-Chef Jens Alder präsentierte letzte Woche Umsatz und Gewinn in der Höhe vom Vorjahr. Die Schweizer Branchenleaderin sie hat einen Marktanteil von 60% setzte letztes Jahr 10,057 Mrd Fr. um (2003: 10,026 Mrd Fr.) und machte einen Reingewinn von 1,594 Mrd Fr. (2003: 1,569 Mrd Fr.). Der Umsatz pro Mobilfunkkunde verharrte bei 81 Fr. pro Monat. «In der Schweiz können wir nicht mehr wachsen», sagt Alder jedes Jahr, wenn er die neusten Geschäftszahlen der Swisscom präsentiert. Das liege in der Natur der Liberalisierung. Zwar ist der Umsatz im vergangenen Jahr im Mobilgeschäft mit 5,2% erneut gewachsen, wenn auch bedeutend langsamer als in früheren Jahren. Wegen teuren Handysubventionen und Investitionen ins Netz sank unter dem Strich das Betriebsergebnis um 0,4% auf 2,3 Mrd Fr. Der Umsatz im Geschäft mit der Festnetztelefonie sank um 1,1% auf 5,7 Mrd Fr. Auch bei Swisscom Enterprise Solution, Swisscom Systems und Swisscom IT Services zeigt der Pfeil gegen unten. Einzig der Boom bei den Breitbandanschlüssen fürs Internet hielt an: Die Zahl der ADSL-Kunden stieg um 64% auf 802000. 0,3% mehr Umsatz und 1,6% höherer Reingewinn, gescheiterte Übernahme von Austria Telekom dies veranlasste Alder trotzdem zur Aussage: «Es war ein gutes, es war ein erfolgreiches Jahr.»
Erfolgreich war es vor allem für die Aktionäre. Im Stile der vergangenen fünf Jahre hat die Swisscom auch 2005 viel Geld zu verteilen. Wie 2004 sind es in diesem Jahr 2,9 Mrd Fr. Die Dividende soll um 1 Fr. auf 14 Fr. erhöht werden, und für 2 Mrd Fr. kauft die Swisscom nach der Generalversammlung am 26. April 2005 Aktien zurück.
Ausblick: «Wenig ambitioniert»
Mit den Geschäftszahlen 2004 hat das Telekommunikations-Unternehmen die Erwartungen der Analysten erfüllt. «Allerdings sind die Aussichten schlechter, als wir erwartet haben», sagt Vontobel-Analyst Spiliopoulos. «Nicht besonders ambitioniert» bewerten die Sarasin-Analysten den Ausblick 2005. Und die Investmentbank Merill Lynch hat die Swisscom-Aktie bereits Anfang März von «Kauf» auf «Neutral» heruntergestuft. Der Aktienkurs reagierte am Tag, an dem die Swisscom ihre Geschäftszahlen bekannt gab, denn auch mit einem Abschlag von rund 2%.
Sicher ist: In der Schweiz dürften im laufenden Jahr die Mobilfunkpreise sinken, und das Festnetzgeschäft wird vor allem von der Cablecom weiter angegriffen das drückt auf Margen und Erlöse. Kommt hinzu: Wenn sich das Parlament in der Sommersession tatsächlich für die Entbündelung der Letzten Meile entscheidet und danach sieht es aus , wird auch das boomende Breitbandgeschäft unter Druck kommen. Dann wird es auch auf den Leitungen bis zum Hausanschluss Konkurrenz geben.
Hoffnung ruht auf Cesky
Will Swisscom endlich wieder wachsen, so muss eine Akquisition her. Nachdem die Verhandlungen mit Telekom Austria scheiterten, konzentriert sich Alder nun auf Cesky Telekom. Bis zum 29. März 2005 muss er eine verbindliche Offerte unterbreiten. Neben Swisscom sind auch Belgacom, die spanische Telefonica und ein Konsortium um France Telecom an den Tschechen interessiert. Die Analysten von Merill Lynch geben Swisscom-Chef Alder eine 50-%-Chance, dass die Übernahme klappt.
Eine allfällige Übernahme dürfte auch mit Fremdkapital finanziert werden. Laut Finanzchef Ueli Dietiker könnte sich die Swisscom mit 8 bis 10 Mrd Fr. verschulden, ohne die Bestnote in den Kreditratings zu verlieren. Heute ist die Swisscom schuldenfrei.
Deutsche Telekom attraktiver
Die limitierten Wachstumsmöglichkeiten der Swisscom machen die Aktie für Anleger wenig attraktiv. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2005 von 13,4 bewertet Lehmann Brothers die Aktie denn auch teurer als der Branchendurchschnitt - dessen KGV liegt bei 10,3.
«Die Deutsche Telekom oder Telefonica haben im Vergleich zur Swisscom mehr Potenzial», glaubt Spiliopoulos. Weil in diesen Unternehmen noch viel mehr überflüssige Luft drin ist. «Wenn zum Beispiel die Deutsche Telekom nochmals massiv Stellen streichen könnte, merkt davon der Endkunde nicht viel», sagt Spiliopoulos. Bei der Swisscom liegen keine grossen Stellenabbauprogramme mehr drin. Sie ist seit dem Börsengang 1998 von 17459 Vollzeitstellen auf 15477 Ende 2004 geschrumpft. Das heisst, auf der Kostenseite ist das Potenzial beschränkt, um die Effizienz weiter zu steigern.
Auch wenn Swisscom den Zuschlag für die Mehrheitsbeteiligung an der Cesky erhalten würde und danach nicht mehr so viel Geld zu verteilen hätte wie in früheren Jahren dividendenorientierte Investoren, die der Swisscom treu bleiben, dürfen sich auch nächstes Jahr auf ein schönes Frühlingsgeschenk freuen. Auf welchem Niveau sich der Aktienkurs bewegt, dürfte für sie dann zweitrangig sein.
Swisscom
(in Mio Fr.) 2004 2005E 2006E 2007E
Nettoumsatz 10057 9962 9890 9833
Ebitda 4404 4274 4271 4221
Reingewinn 1594 1744 1711 1686
Gewinn pro Aktie
(in Fr.) 29.7 33.3 34.5 35.5
KGV 15 13 13 13
Dividendenrendite
(in %) 3.4 3.4 3.3 3.3
Gesamtauszahlung
an Aktionäre 2913 2300 2000 1931
E = geschätzt; KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis
Quelle: Lehman Brothers
Tipp: Ein Jahresergebnis in der Grössenordnung des Vorjahres organisch wächst Swisscom kaum. Für die Aktionäre wäre es deshalb interessant, wenn dem Telekom-Unternehmen 2005 eine Übernahme im Ausland gelingen würde. Das könnte dem Aktienkurs nutzen. Ansonsten bleibt Swisscom nur für jene Anleger interessant, die auf schöne Dividendenzahlungen setzen.