Erstmals seit Jahrzehnten kommt es in der Schweiz zu einem Wechsel an der Spitze im TV-Geschäft: UPC Cablecom hat ihre Führungsposition an die Swisscom verloren. Wegen Preiserhöhungen wanderten Kunden der grössten Kabelnetzbetreiberin der Schweiz ab.

Zudem machte der harte, teils umstrittene Wettbewerb der Swisscom der Cablecom zu schaffen. Insgesamt schrumpfte die Zahl der TV-Kunden um 84'700 auf noch 1,302 Millionen. Das sind 6,5 Prozent weniger als im Vorjahr, wie die Tochter des US-Kabelnetzkonzerns Liberty Global am Dienstag in einem Communiqué bekannt gab.

Dagegen konnte die Swisscom deutlich wachsen. Die Zahl an Anschlüssen von Swisscom-TV legte im letzten Jahr um 14,2 Prozent auf 1,331 Millionen zu. Damit hat der «blaue Riese» neun Jahre nach dem Einstieg ins TV-Geschäft die Spitzenposition in der Schweiz erobert.

«Die im Sommer angekündigte Preiserhöhung des 3-in-1 Kabelanschlusses hat das Abonnemente-Wachstum negativ beeinflusst», hatte Cablecom-Chef Eric Tveter im Herbst erklärt. Im Grundangebot für TV, Internet und Festnetztelefonie hat Cablecom die Preise fürs neue Jahr 2016 um gut 13 Prozent auf 33,95 Franken erhöht.

In der Preiserhöhung um 4 Franken pro Monat sind 2,15 Franken für Service und Reparaturen enthalten. Cablecom habe diese Ausgaben bisher separat in Rechnung gestellt, hiess es.

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Mehr Umsatz

Dennoch hielt sich Cablecom auf Wachstumskurs. Der Umsatz nahm 2015 um 3,4 Prozent auf 1,338 Mrd. Fr. zu. "Ich blicke zufrieden auf das Jahr 2015 zurück. Die Anzahl Kunden nimmt insgesamt zu", schrieb Tveter im Communiqué. Denn den Rückgang im Kerngeschäft TV konnte Cablecom in anderen Bereichen ausgleichen.

Am stärksten legte der Mobilfunk zu, der die Kundenzahl um 73,2 Prozent auf 33'000 Nutzer steigern konnte. Der Mobilfunk wurde allerdings erst im Frühling 2015 für alle Bewohner der Schweiz geöffnet. Ein weiterer Grund für das satte Plus sei die massive Senkung der Tarife für die Benutzung des Handys im Ausland (sog. Roaming) um über 80 Prozent, hiess es.

Zudem wurde die vierte Mobilfunkgeneration LTE (oder auch 4G genannt) im Herbst freigeschaltet. Der Mobilfunk ist allerdings bei weitem die kleinste Sparte von UPC Cablecom.

Auch die Festnetztelefonie wuchs um 7,1 Prozent auf 505'000 Abonnenten. Dagegen musste Konkurrentin Swisscom dort im vergangenen Jahr erneut Federn lassen. Im dritten Quartal hatte Cablecom erstmals die Grenze von einer halben Million Festnetzkunden geknackt.

Schneller surfen

Auch im Breitbandinternet steigerte sich die Kundenzahl um 30'500 auf 760'000. Das sind 4 Prozent mehr als im Vorjahr. Cablecom habe im vergangenen Jahr über 200 Mio. Fr. ins Kabelnetz investiert, hiess es. Das Surftempo im Internet wurde erhöht. Die Spitzengeschwindigkeit hat Cablecom im vergangen Jahr auf 500 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) verdoppelt.

Im laufenden Jahr solle sich der Ausbau des Kabelnetzes nicht nur auf das bisherige Anschlussgebiet konzentrieren, sondern überall dort, wo Bedarf bestehe, schrieb die Kabelnetzbetreiberin weiter. Auch im TV-Geschäft kündigte Tveter Neuigkeiten an: Es solle weitere Eigenproduktionen geben.

Und beim Sport wolle Cablecom die Weichen so stellen, dass die «Kunden zu einem attraktiven Preis in den Genuss von viel mehr Live-Sport kommen», erklärte der Firmenchef.

Derzeit ist die Kabelnetzbetreiberin bei Live-Sportübertragungen von der Swisscom-Tochter Teleclub abhängig, die bis 2017 die Rechte für Live-Sendungen von Schweizer Fussball- und Eishockey-Spielen besitzt. Im laufenden Jahr sollen die Rechte neu vergeben werden.

Wegen des bisherigen Gebarens bei den Live-Sportübertragungen im Bezahl-TV droht der Swisscom eine Riesenbusse der Wettbewerbskommission (Weko) in Höhe von 143 Mio. Franken. Die Swisscom soll ihre marktbeherrschende Stellung missbraucht haben, was der Konzern bestreitet.

Namenswechsel

Im laufenden will sich UPC Cablecom umbenennen. Der Namensteil Cablecom wird gestrichen. Künftig nennt sich das Unternehmen wie bereits in mehreren anderen Ländern nur noch UPC.

Tveter begründete Anfang Dezember den Schritt mit der belasteten Vergangenheit. Als er 2009 die Leitung von Cablecom übernommen habe, sei die Firma angeschlagen gewesen. Zahlreiche Kunden hätten sich aus guten Gründen vom Unternehmen abgewendet und allein der Name Cablecom habe bei vielen für Kopfschütteln gesorgt. Damals verärgerte das Unternehmen mit schlechtem Service und mangelnder Erreichbarkeit viele Kunden.

Seitdem sei jedoch viel passiert, argumentierte Tveter. So sei das Angebot und der Kundenservice deutlich ausgebaut worden. UPC Cablecom sei darum längst nicht mehr das Unternehmen, für das Cablecom einmal stand. «Dass wir in Zukunft auf Cablecom in unserem Namen verzichten können, haben wir uns mit harter Arbeit verdient.»

Ein weiterer Grund für die Namensänderung ist der Zusammenschluss von UPC Austria und UPC Cablecom zu einer Regionalorganisation. Damit hat das Unternehmen gemäss eigener Ansicht ein neues Kapitel aufgeschlagen.

(sda/ccr)