Die einmalige Naturlandschaft mit schneebedeckten Bergen als Kulisse ist ein wichtiger Magnet für den Kongressstandort Schweiz. Das allein aber genügt nicht. Ohne die intensive Bearbeitung der wichtigsten Kunden gerät die Destination rasch in Vergessenheit. Damit die Alpenrepublik in den Köpfen der Meeting-Manager bleibt, ruft sich das Switzerland Convention & Incentive Bureau (SCIB) mit attraktiv gestalteten Informationsbroschüren, einem Internet-Letter, Messebesuchen und persönlichen Kontakten laufend in Erinnerung. Vor fünf Jahren wurde die Abteilung für Kongresse, Tagungen und Incentives innerhalb von Schweiz Tourismus aus der Taufe gehoben. «Wir dienen für alle führenden Destinationen im Land als zentrale Anlaufstelle», sagt SCIB-Chefin Barbra Albrecht.
Ein Milliardengeschäft
Mittlerweile beschäftigen sich 16 Personen weltweit mit der Vermarktung der jeweils typischen Landesregionen, flächendeckend vom Verkehrsverband Genfersee über Zürich Tourismus bis zu Graubünden Ferien. Weil 85% der Gäste aus Europa stammen, konzentrieren sich die Marketinganstrengungen auf eigene Büros in Frankfurt, London, Paris, Amsterdam und Brüssel. Von der Zentrale in Zürich werden nebst dem wichtigen Heimmarkt auch die nordischen Länder betreut. Zudem ist New York der Stützpunkt für die Kongressakquisition in Nordamerika. In den asiatischen Ländern, allen voran Japan und China, kann sich das SCIB vor Ort auf die Spezialisten von Schweiz Tourismus verlassen. Die Geschäftskategorie Meeting, Incentive, Convention, Event (MICE) zählt bei den Werbeaktivitäten der nationalen Tourismusorganisation nicht umsonst zu den vier Hauptkampagnen. Jüngst ist es gelungen, verschiedene grössere Gruppen von chinesischen Firmen für einen Incentive-Trip in die Schweiz zu locken. Mit solchen Reisen werden Mitarbeiter belohnt, die etwa im Verkauf hoch gesteckte interne Zielgrössen erreicht haben.
Im Kongressgeschäft werden pro Jahr rund 600 Mio Fr. umgesetzt. Ergänzt um zusätzliche Ausgaben, etwa für das Shopping, ergibt sich eine Gesamtsumme, die deutlich über 1 Mrd Fr. liegt. Im Nachgang zu den Terroranschlägen auf das New Yorker World Trade Center im September 2001 blieben zwar viele Kongressplätze vorübergehend unbesetzt, aber seit einem Jahr hat sich der Zustrom von ausländischen Gästen wieder intensiviert. Barbra Albrecht geht für das laufende Jahr insgesamt von einem 2-prozentigen Wachstum im MICE-Geschäft aus. Für die USA seien jetzt wieder die gleich hohen Buchungszahlen zu beobachten, wie sie in der Boomphase vor 2002 erreicht wurden.
Promotionen in attraktiver Umgebung
An den Fachmessen EIBTM in Barcelona und der IMEX in Frankfurt sind die Kongressspezialisten von Schweiz Tourismus mit einem eigenen Stand vertreten. Für SCIB-Leiterin Albrecht sind diese Veranstaltungen wichtig, weil sich dort auf engstem Raum die Entscheidungsträger und Meeting-Organisatoren aus allen Weltgegenden treffen. Um die Kunden direkt anzusprechen, wird in den einzelnen Zielländern auch alljährlich ein spezieller Promotionsanlass durchgeführt. Im Vordergrund stehen dabei die typischen Attribute der Tourismusdestination Schweiz, die man in einer möglichst exklusiven Umgebung wie etwa dem gurkenförmigen Swiss-Re-Tower in London präsentieren will.
Derzeit arbeitet das SCIB mit 32 Partnern aus den einzelnen Regionen und Destinationen ebenso wie den Kongressorganisationen und Transportunternehmen zusammen. Die Vermarktungsleute von Schweiz Tourismus achten darauf, dass mögliche Interessenten bei der Standortsuche auf professionelle Ansprechpartner stossen. Darin sind nicht nur die weltweit bekannten Städte und Kurorte, wie Zürich, Genf, Lugano, Davos, Gstaad oder Montreux, miteingeschlossen, sondern gleichermassen auch jene Orte, wie Arosa, Villars oder Locarno, die ebenfalls über die nötigen Kongresskapazitäten verfügen. Die Schweiz eignet sich bestens für internationale Veranstaltungen mit 100 bis 600 Personen. In dieser Grössenordnung wickeln sich gemäss Barbra Albrecht auch die meisten Kongresse ab.
Konkurrenz hat viel Geld in die Infrastruktur investiert
An Konkurrenz mangelt es im internationalen Meeting-Business nicht. Zahlreiche Städte im Süden Europas haben viel Geld in die Infrastruktur investiert. Neuerungen in der Schweiz sind für das SCIB eine gute Gelegenheit, um den Blick der Kongressveranstalter auf unser Land zu lenken. Das für 250 Mio Fr. von Stararchitekt Norman Foster neu erstellte Luxushotel Dolder in Zürich wird 2007 diesen Anziehungspunkt bilden. Ansonsten gilt für die Vermarkter der Ausspruch eines amerikanischen Gastes, der nach einer zweitägigen Zugfahrt vorbei an Bergen, Seen, Gletscher und Palmen entzückt ausrief: «Das ist wie im Disneyland, nur echt».
Venue Finder: Wo tagen?
Das Switzerland Convention & Incentive Bureau (SCIB) bietet auf der elektronischen Plattform den Zugang zu sämtlichen Seminarhotels und Kongressdestinationen, die ihm angeschlossen sind. Der Suchmechanismus erlaubt es, je nach geplantem Anlass und gewünschten Orten das richtige Angebot ausfindig zu machen. Dank der kundenfreundlichen Internet-Seite hat sich die Zahl der Anfragen in den letzten zwölf Monaten verdreifacht. Der Venue Finder eignet sich speziell auch für mittlere und kleinere Firmen, die sich eine erste Übersicht für ein Meeting im kleineren oder grösseren Rahmen verschaffen wollen. (spe)