Smartwatch-Fans reden sich in Internetforen und Online-Magazinen seit Wochen den Mund wässrig über die jeweils jüngsten Gerüchte zur neuen Apple Watch.
Die Uhr, welche Apple im Juni vorstellen will und im Herbst in die Läden bringen könnte, soll zum Beispiel zusätzliche Features zur Überwachung des eigenen Körpers aufweisen.
Neben der Herzfrequenz soll die sechste Generation der Apple Watch auch den Sauerstoffgehalt im Blut messen können. Und ebenso den eigenen Schlaf sollen User von der Uhr beobachten lassen können.
Die Visionen des Herrn Biver
In der Schweizer Uhrenindustrie dagegen fristen Smartwatches nach wie vor ein Nischendasein. Zwar hat vor wenigen Tagen die Swatch Group ihre erste eigentliche Smartwatch mit der Konzernmarke Tissot lanciert.
Von den traditionellen Marken aber misst nur ein Unternehmen den elektronischen Helfern am Handgelenk strategische Bedeutung bei: TAG Heuer.
Der frühere Firmenchef Jean-Claude Biver ist bereits kurz nach dem Verkaufsstart von Apple mit einer eigenen Smartwatch an den Start gegangen. Nun stellte das Unternehmen die dritte Generation vor – die erste unter der Ägide von Frédéric Arnault entwickelte.
Für den erst 25-jährigen Digitalchef von TAG Heuer haben Smartwatches eine hohe strategische Bedeutung: «Die Connected», wie TAG Heuer die smarten Uhren nennt, «hat seit der ersten Generation alle unsere Verkaufsprognosen übertroffen», sagt Arnault. Entsprechend habe er auch mit dem neuen Modell viel vor: «Die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt.»
Smartwatches würden es TAG Heuer erlauben, zusätzlich zum Geschäft mit mechanischen Uhren zu wachsen, denn die beiden Segmente würden sich nicht kannibalisieren, sondern befruchten.
«Keine andere Luxusuhrenmarke verfügt derzeit über diese Möglichkeiten»
«Smartwatches ermöglichen es uns, die Marke einem neuen Publikum vorzustellen, das sich, ist es erst einmal in unserem Universum, dann auch für klassische Uhren interessiert.»
Neben den Elektronikgiganten wie Apple, Samsung oder Huawei, die den Markt dominieren, ist TAG Heuer natürlich ein kleiner Fisch. Aber Arnault hat eine andere Perspektive. Er sieht TAG Heuer als Marktführer im Segment der Luxus-Smartwatches.
«Wer hätte vor einigen Jahren gedacht, dass eine Schweizer Uhrenmarke Apps komplett im eigenen Haus entwickeln würde?», fragt der studierte Computermathematiker rhetorisch.
«Keine andere Luxusuhrenmarke verfügt derzeit über diese Möglichkeiten, die digitale Seite an ihre DNA anzupassen.» Das sei ein enormer Wettbewerbsvorteil. «Und es bedeutet, dass wir noch viel Potenzial vor uns haben. Eigentlich haben wir gerade erst angefangen.»