Endlich, am 29. März, sind die Listen da, auf welche die Redaktorin Carmen Gasser so sehnlichst gewartet hat: eine Aufstellung der besten Analysten und Research-Häuser der Schweiz, welche die BILANZ zusammen mit den Spezialisten des ISFA-Instituts erstellt hat. Erstmals lässt sich die Frage beantworten: Was taugen Analysten? Und vor allem: Welche sind die besten im Land? Dass es sich dabei um ein heisses Eisen handelt, wurde sich Carmen Gasser während ihrer Recherche gleich bewusst. Aktien etwa von «hold» auf «sell» zurückzustufen, ist ein heikler Vorgang, was mancher Analyst im vertraulichen Gespräch einräumt. «So was», meint einer aus der Zunft der Verschwiegenen, «kann Probleme mit dem Verwaltungsrat der Bank nach sich ziehen.» Tröstlich ist, dass zu einer guten Performance im Dienst der Kunden auch Zivilcourage gehört, und nur wer diese aufbringt, schafft es auch in die Kränze bei der erstmals verliehenen BILANZ-Analysten-Trophy (siehe Artikel zum Thema «Analysten-Rating: Die mit den Bullen tanzen»).

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25. April: Es ist ein Sonntag, als der Verwaltungsrat des Pharmakonzerns Aventis rund um den Präsidenten Jürgen Dormann in der Pariser Zentrale tagte, und es ging um die Gretchenfrage, das Angebot des französischen Konkurrenten Sanofi zur Fusion anzunehmen oder auf ein Zeichen des «weissen Ritters» Novartis zu hoffen. Als dessen Chef Daniel Vasella sich jedoch zierte, auf das Auktionsverfahren einzusteigen, war eine Übernahmeschlacht geschlagen, und der Zusammenschluss Aventis/Sanofi besiegelte Sache.

So weit ist dies die Geschichte von Fusionsverhandlungen, die zwar mit Haken und Ösen geführt worden sind, aber der Logik einer globalisierten Wirtschaft folgen. Nur drei Tage nach dieser wegweisenden VR-Sitzung macht die «HandelsZeitung» publik, dass der Entscheid der Aventis-Chefs mit über 100 Millionen Euro versüsst werden soll, und beruft sich dabei auf ein «Dokument aus Finanzkreisen in Paris». Vorausgesetzt, das Papier ist echt, stellt sich die Frage: Wofür sollen die Aventis-Lenker dieses Geld erhalten? Dafür, dass sie sich dem politischen Druck aus Paris gebeugt haben, obwohl etliche von ihnen von einem Schulterschluss mit dem kleineren Konkurrenten nicht eben viel halten? Dafür also, dass sie sich entgegen jeder industriellen Logik von einem politischen Powerplay haben in die Knie zwingen lassen? Ein solches Verhalten ist keinen müden Euro wert.

Was mehr irritieren muss: Es kam zu keinem Aufschrei in der Öffentlichkeit, und auch die internationale Finanzpresse blieb stumm. Schon vergessen, dass der Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann derzeit wegen eines ähnlichen Vorfalls in einem Aufsehen erregenden Prozess vor Gericht steht, für Gelder, die er zwar bewilligt, aber nicht selbst eingestrichen hat? Sind wir schon derart abgestumpft, dass ein solches Verhalten in den Teppichetagen der Wirtschaft als «courant normal» empfunden wird? Oder herrschen in Paris andere Gesetze als in Berlin? Es wäre dies kein gutes Zeichen – weder für Aventis noch für die EU, in der Frankreich wie Deutschland Mitglied sind.

15. Mai: Es ist 12.22 Uhr an diesem Samstagmittag, als Joseph «Sepp» Blatter im World Trade Center in Zürich Oerlikon steht, die Weltpresse zu seinen Füssen. Der Sepp aus dem Wallis liebt diese Auftritte im Scheinwerferlicht einer globalen Öffentlichkeit, und diesen ganz besonders: Erstmals vergibt die Fédération Internationale de Football Association (Fifa) eine Fussballweltmeisterschaft an einen afrikanischen Staat, und Blatter verkündet diese Wahl seinen Freunden in Südafrika. Exakt vor zehn Jahren, im Mai 1994, zierte der Walliser schon einmal ein BILANZ-Cover. Damals war er Fifa-Generalsekretär und im besten Falle der operative Chef eines Fussballkonzerns. Jetzt ist er Präsident und Alleinherrscher der wohl mächtigsten weltumspannenden Organisation. Bei seinem Aufstieg in den Olymp des Fussballs hat sich Blatter viele Feinde geschaffen und auch zahlreiche Freunde. Bruno Affentranger hat diese Fronten ausgeleuchtet und bringt eine dreiteilige Blatter-Story (siehe Artikel zum Thema «Mann des Monats Joseph Blatter: Dribbeln, treten, treffen»).