Die Tamedia (Herausgeberin unter anderem des «Tages-Anzeigers») und ihre Besitzerfamilie Coninx wollen sich von ihrem intelligenten Vorposten zurückziehen und bieten ihr Kulturmagazin «du» für einen Franken feil. Die kommerzielle Talfahrt, zusammen mit der Härte und der ökonomischen Konsequenz des eigenen Geschäftsführers, Martin Kall, verlangen es. So weit, so bekannt. Indes scheint einzutreffen, was nicht hat erwartet werden können: Ein Dutzend Anfragen liegen bei der Tamedia derzeit auf dem Tisch. Und dies für ein Medienprodukt, das zuletzt mindestens eine halbe Million Franken Verlust pro Jahr eingefahren hat. Das bestätigen verschiedene Quellen aus der Tamedia unisono.
Schliessungs- und Untergangsvisionen, wie sie teilweise in den letzten Wochen in deutschen Feuilletons verbreitet wurden («Die Zeit»), darf man getrost vergessen. Und die Tamedia selber darf sich freuen, denn ein spannendes Angebot wird erst noch bei ihr eintreffen: Drei Verlage aus Deutschland, Italien und Frankreich interessieren sich gemeinsam für das «du». Vielleicht mischt sogar noch ein Schweizer Kopf mit. Sicher ist: Das alte Europa übernimmt in diesem Fall die Führung.