Der frische Zopf, die Kaffee-Kapseln oder das in letzter Minute bestellte Geburtstagsgeschenk kann neu am Sonntagmorgen im Briefkasten liegen. Diesen Service - mit Taxifahrern als Pöstlern - bietet die Post an. Wie gross die Nachfrage sein wird, ist unklar.

Letzten Oktober hat die Post ein Pilotprojekt mit Zustellungen am Sonntag gestartet und zieht nun eine durchwegs positive Bilanz. Sie hat sich deshalb vor zwei Wochen entschieden, die Sonntagsauslieferung in ihr Angebot aufzunehmen, wie Post-Sprecher Oliver Flüeler auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda erklärte.

«Mit diesem Angebot können sich Online-Anbieter von der Konkurrenz abheben», sagte Flüeler. Das Angebot sei heute zwar noch ein Nischengeschäft. Er ist aber überzeugt, dass es sich in den nächsten Jahren etablieren wird. «Der Kunde möchte nicht nur 24 Stunden bestellen, sondern die Ware auch rund um die Uhr erhalten», erklärte Flüeler.

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Taxifahrer werden zu Pöstlern

Gesetzlich ist es der Post heute nicht erlaubt, am Sonntag Pakete auszuliefern. Aus diesem Grund ist der gelbe Riese eine Kooperation mit Taxiunternehmen eingegangen. «Diese können dadurch ihre Standzeiten am Sonntagmorgen optimieren», sagte Flüeler. Am Pilotversuch teilgenommen haben der Onlineshop «Coop at home» in den Städten Zürich und Basel und Nespresso in Genf, Lausanne, Basel und Zürich.

Konkret können Bestellungen im Fall von «Coop at home» bis am Samstag um 13.30 Uhr getätigt werden. Coop liefert die Produkte dann bis am Samstagabend der Post aus. Diese übergibt die Pakete am Sonntagmorgen den Taxifahrern, die sie schliesslich an die Konsumenten ausliefern. Bei Nespresso ist eine Bestellung bis am Samstag um 12 Uhr möglich.

Vorerst keine zusätzlichen Kosten

Die Post gibt nicht an, wie viel sie den Grosskunden für den Sonntagsversand verrechnet. Für Konsumenten zahlt sich die Bestellung bei «Coop at home» aber vorerst aus. Der Lebensmittelkonzern verlangt während des Pilotprojekts keine zusätzlichen Kosten für eine Lieferung am Sonntag.

Gemäss Flüeler gab es positive Resonanz auf das neue Angebot der Post. «Wir sind im Gespräch mit verschiedenen Kunden», sagte er. Welche Unternehmen Interesse gezeigt haben, will er aber nicht verraten. Falls sich Unternehmen aus weiteren Städten melden würden, werde die Post die Versandvoraussetzungen dafür prüfen.

Coop wartet ab, Nespresso macht mit

Ob Coop das Angebot weiterführt, wird erst nach Beendigung der Pilotphase entschieden, wie Mediensprecherin Andrea Bergmann auf Anfrage erklärte. Coop habe durchaus «ein Bedürfnis bei den Kundinnen und Kunden» festgestellt. Deshalb verlängert Coop die Pilotphase bis auf weiteres. Für eine abschliessende Beurteilung, sei es noch zu früh.

Nespresso hingegen hat bereits entschieden, das Angebot weiterzuführen. Die zusätzliche Dienstleistung werde in gewissen Situationen sehr geschätzt, teilte Nespresso auf Anfrage mit. Doch vorerst werden nur die Pilotstädte Lausanne, Genf, Basel und Zürich bedient. Und auch gratis ist die Sonntagsauslieferung nicht zu haben: Nespresso verrechnet dafür je nach bestellter Mengen zwischen 4.40 und 9.50 Franken.

Leshop und Zalando nicht interessiert

Kein Interesse zeigt dagegen die Migros-Tochter LeShop an einer Sonntagsauslieferung. «Der typische LeShop.ch-Kunde, die berufstätige 'Digital Mom', nutzt die Heimlieferung für den grossen Wocheneinkauf Anfang oder Ende Woche, so dass das Wochenende für Familie und Freizeit bleibt», sagte Firmenchef Dominique Locher der sda. Für Spontaneinkäufe sei die Heimlieferung nicht der ideale Kanal. Dafür gebe es in der Schweiz Migrolino-Standorte.

Auch der Online-Modehändler Zalando hat «keine konkreten Pläne» für eine Sonntagszustellung, wie die Mediensprecherin Saskia Leisewitz auf Anfrage der sda sagte. Der Onlinemarktplatz Siroop von Swisscom und Coop sieht ebenfalls keinen Handlungsbedarf. «Entscheidend wird sein, dass die Pakete zu einem Zeitpunkt geliefert werden, den der Kunde selber wählen kann», gibt Tim Hegglin von Siroop zu bedenken.

Kunden sollen Päckli lenken

Zum gleichen Ergebnis kommen Studien der Post. «Kunden wollen vor allem wissen, wann geliefert wird», bestätigte Flüeler. Die Post will daher jedes Paket mit einer SMS ankündigen. Künftig soll der Kunde zudem die Möglichkeit haben, ein Päckli selber umzuleiten.

«Der Kunde soll das Paket steuern können und die Wahlmöglichkeit haben, wo es empfangen wird», so Flüeler. Dieses Ziel will die Post mit einem Projekt umsetzen, das noch dieses oder spätestens nächstes Jahr realisiert werden soll. Am Ende liegt die Lieferentscheidung wohl in den Händen der Konsumenten.

Pilotprojekte am Fliessband

Es ist nicht das einzige Pilotprojekt der Post. Im August gab sie bekannt, in drei Gemeinden in der Region Bern selbstfahrende Roboter zur Auslieferung bestimmter Waren zu testen. Vor einem Jahr wurde der Einsatz von Drohnen geprobt und derzeit arbeitet PostLogistics an konkreten Geschäftsanwendungen.

Aktuell am Laufen ist auch das Pilotprojekt der Online-Plattform Kaloka, bei dem eine Lieferung am gleichen Tag sowie eine SMS-Shopping-Hilfe angeboten werden.

(sda/ccr)