Er ist der kleinste und kann doch mehr als seine grossen Brüder: Swatch hat am Freitag den kleinsten Bluetooth-Chip der Welt präsentiert. In einem Nebensatz vermerkt der Konzern in der Medienmitteilung, dass der elektronische Winzling über den neuen Standard Bluetooth 5.0 verfügt.
Hinter dem arg technischen Begriff verbirgt sich eine mittlere Revolution. Hatten Bluetooth-Geräte – Kopfhörer, Lautsprecher, Fitnessarmbänder – bisher eine Reichweite von maximal 100 Metern, sind es mit dem neusten Standard 400 Meter. Und die Geräte mit der grösseren Reichweite übertragen Daten doppelt so schnell und verbrauchen dabei weniger Energie als bisher.
Mini Chips verbinden alle Arten von Geräten
Die ersten Geräte mit Bluetooth 5.0 sollen dieses Jahr auf dem Markt kommen. Branchenkenner erhoffen sich davon einen grossen Schub für das Internet der Dinge, weil schnellere und stabilere Verbindungen über grössere Distanzen möglich sind.
Swatch nennt noch einen weiteren Vorteil: «Unser neuer Chip erlaubt auch eine höhere Anzahl von gleichzeitigen Verbindungen», heisst es auf Nachfrage von Seiten der Gruppe. Ausserdem wird es dank des niedrigen Energieverbrauchs «zunehmend Applikationen geben, die ohne Batterie auskommen werden, weil sie sich ihre Energie aus ihrer Umwelt gewinnen werden».
«Unabhängigkeit von den Software-Giganten»
Swatch will die Technologie vor allem für Uhren nutzen. Das Unternehmen arbeitet hier an einem «Swiss Made Ökosystem», wie die NZZ im Februar berichtete. «Die Vorteile liegen in der Autonomie, der Unabhängigkeit von den Software-Giganten sowie im tieferen Energieverbrauch», sagte Swatch-Chef Nick Hayek gegenüber der Zeitung.
Über die Uhren hinaus sind weitere Einsatzfelder geplant, von Fitnesstrackern bis zu industriellen Geräten. Die Chips können überall dort zum Einsatz kommen, «wo es Sinn machen würde in einem Haushalt eine Anlage oder ein Gerät mit einem Smartphone zu verbinden».
Milliardenumsatz mit Auto-Batterie erhofft
Swatch hat die neuen Chips in Kooperation mit Konzerntochter EM Microeletronics und dem Schweizer Forschungs- und Entwicklungszentrum für Mikroelektronik (CSEM) entwickelt. Wie viel Umsatz sich das Unternehmen durch den Einsatz der Mikrochips erhofft, dazu macht der Konzern keine Angaben. Allerdings setzt der Uhrenriese derzeit verstärkt auf Technologien über die Uhr hinaus, von denen man sich grosses Potenzial verspricht.
Das prominenteste Beispiel ist hier die Batterie für Elektroautos von Belenos, an dem Swatch 50 Prozent hält. Durch eine neuartige Vanadium-Verbindung sind die Batterien um ein Drittel leistungsfähiger als bisherige Lithium-Ionen-Batterien.
Swatch verspricht sich davon ein Umsatzpotenzial für die Konzerntochter von bis zu 15 Milliarden Franken bis 2020, das wäre rund doppelt so viel wie Einnahmen der Swatch Gruppe. Patentexperte Heinz Müller erklärte kürzlich im Interview mit handelszeitung.ch, welchen Schub die Batterien auch für die Schweizer Wirtschaft bedeuten können.
Diese Uhren tragen die Mächtigen: