Sie ist eleganter als die Smartwatches der Konkurrenz. Das ist das Erste, was an der Apple Watch auffällt. Abgesehen vom Loch im Portemonnaie. Bis zu 18’000 Euro lässt sich für das neueste Apple-Gadget ausgeben. Doch das günstigste Modell für 400 Euro kann ebenso viel wie die teuerste Uhr. Wer also mehr ausgibt, will nur zeigen, dass er es kann.

Die Apple Watch ist also etwas Besonderes. Ihre Verarbeitung ist erstklassig, das Design ist gefällig, und das Konzept ist stimmig. Die Apple Watch ist ein Statement. Das persönlichste Gerät, das Apple je produziert hat.

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Jede Menge Armbänder

Deswegen haben Käufer auch die Wahl. Es gibt zwei Gehäusegrössen, drei unterschiedliche Materialien (Aluminium, Edelstahl und Gold), verschiedene Einfärbungen und jede Menge Armbänder aus Stahl, Leder und Kunststoff.

Das alles ist wichtig, denn mehr als 95 Prozent der Zeit, in der die Apple Watch getragen wird, bleibt das Display der Uhr dunkel. Dann sind nur das Material und Design zu sehen. Wer das nicht mag, sollte die Finger von der Apple Watch lassen.

Display wacht auf, wenn der Arm gehoben wird

Kommen wir zu den höchstens 5 Prozent des Tages, in denen das Display aktiv ist. Es lebt automatisch auf, wenn der Arm gehoben wird. So wie man eben auf eine Uhr guckt. Das funktioniert fast immer. Wenn nicht, reicht ein Fingertipp auf das Display, um es zu wecken.

Die Uhr ist schnell funktionsfähig. Zwingend notwendig ist dafür ein iPhone 5 oder neuer. Mit der aktuellen iOS-Version ist auf dem Smartphone eine Apple-Watch-App gelandet, die für die Einrichtung der Uhr geöffnet werden muss.

Koppeln mit dem iPhone geht schnell

Nach dem Anschalten der Apple Watch erscheint auf dem Uhrendisplay ein QR-Code, auf den die iPhone-Kamera gerichtet werden muss. Das Koppeln der beiden Gerät geht dann sehr schnell.

Nun erscheint die wohl wichtigste und auch zuverlässigste Anwendung der Uhr: das Zifferblatt. Apple stellt zehn davon zur Auswahl, die wiederum nach Belieben angepasst werden können. So sind nach Apple-Angaben etwa zwei Millionen Variationen möglich. Das ist aber nur Zahlenarithmetik.

Apps auf dem iPhone installiert

Wirklich zählt etwas anderes: Nutzer können Farben und Hintergründe verändern und weitere Details wie die Anzeige des aktuellen Wetters, Kalendereinträge oder den Batterielade-Status einbinden. Was nun geschieht, ist wichtig für das Verständnis der Apple Watch. Der Nutzer installiert keine eigenen Apps auf die Uhr. Sie muss vielmehr als Verlängerung des iPhones verstanden werden.

Für die Apple Watch geeignete Apps – derzeit sind es mehr als 3500 – müssen also auf dem iPhone installiert sein, um sie auf die Uhr zu «verlängern«, was wiederum in der Apple-Watch-App für jede einzelne Anwendung aktiviert werden kann – oder eben nicht.

Dunkel im direkten Sonnenlicht

Das Display der Uhr ist berührungsempfindlich. Es zeigt die Farben meist kräftig an. Im direkten Sonnenlicht ist aber auch auf diesem Display kaum noch etwas zu erkennen.

Durch Menüs lässt sich am besten mit der Krone an der Seite scrollen, was wirklich gut gelungen ist und bei anderen Smartwatches fehlt. Zum einen verdeckt dann kein Finger das kleine Display, zum anderen hinterlässt man keine Abdrücke und Schlieren auf dem Display.

In fast allen Fällen ist der Funktionsumfang der iPhone-Apps auf der Uhr eingeschränkt. Das ist sinnvoll. Apple gibt den Entwicklern als Faustregel mit, dass die Interaktion mit der Apple Watch weniger als zehn Sekunden dauern sollte. Spätestens dann wird der Arm schwer.

Externe Apps brauchen länger als zehn Sekunden

Alle von uns ausprobierten Apps, die nicht von Apple kommen, brechen die Zehn-Sekunden-Regel. Einige der getesteten Anwendungen funktionierten gar nicht (Joy), andere gaben zwischendurch eine Fehlermeldung aus (AroundMe). Mehrere Apps, darunter der Taxirufdienst MyTaxi, forderten uns zum Einloggen auf dem iPhone auf, auch wenn wir dort längst eingeloggt waren.

Fast alle dieser Apps brauchten aber viel zu lange, bis sie etwas Sinnvolles auf dem Display anzeigten. Zum Teil kamen die Ergebnisse wie beispielsweise Busverbindungen erst nach 40 Sekunden auf das Uhrendisplay.

Kommunikation über das iPhone schwerfällig

Die Kommunikation über das iPhone ist schlichtweg zu schwerfällig. Während die Apps versuchen, über das iPhone Inhalte zu beziehen, wird das Display der Uhr immer wieder dunkel und muss erneut durch Antippen aktiviert werden.

Insgesamt nervt das so sehr, dass schnell die Lust daran vergeht, diese Anwendungen erneut zu verwenden. Apple hat versprochen, den Entwicklern noch in diesem Jahr einen besseren Zugriff auf die Uhr zu gewähren, sodass die Apps schneller reagieren.

Denn Apples hauseigene Anwendungen funktionieren auf der Uhr so, wie man es sich wünscht: ohne grosse Zeitverzögerung. Das gilt für Passbook, die Anwendung für Gutscheine und Boardkarten, genauso wie für die Weltuhr oder die Kartenanwendung.

Da die Apple Watch über keine GPS-Funktion verfügt, greift sie für die Satellitenortung auf das iPhone zu, was dem Nutzer grundsätzlich etwas Geduld abverlangt. Mit dieser Konstruktion will Apple die Batterie der Uhr entlasten.

Ständig Töne und Vibrationen

Ist die Apple Watch in Reichweite des iPhones, signalisiert sie Benachrichtigungen und Anrufe – entweder per Ton oder mit einem angenehmen Tappen auf dem Handgelenk, das ruhig etwas kräftiger hätte sein können.

Man sollte über die Apple-Watch-App auf dem iPhone genau einstellen, von welchen Anwendungen man Benachrichtigungen bekommen möchte, denn sonst gibt die Uhr ständig Töne und Vibrationen von sich. Sehr praktisch ist die Funktion des Freisprechens über die Uhr, die ein Mikrofon und ein Lautsprecher eingebaut hat. Was in der Öffentlichkeit merkwürdig wirkt, kann vor allem beim Autofahren sehr hilfreich sein. Werden die Umgebungsgeräusche zu laut, ist der Gesprächspartner über die Uhr aber kaum noch zu verstehen.

Steuerung am besten über Siri

Überhaupt lässt sich die Uhr am besten mit der Sprache über den Digitalassistenten Siri steuern. Siri wird aktiviert, indem man länger auf die Krone drückt. Oder man hebt den Arm und spricht «Hey Siri«. Dann können Kalendereinträge, Erinnerungen und Nachrichten diktiert oder Apps und Anrufe per Sprachbefehl gestartet werden. Das funktioniert hervorragend.

Leider verzichtet die Apple Watch mit Ausnahme der Freisprechfunktion auf eine Sprachausgabe, die wir als Option zum Beispiel beim Navigieren im Auto vermisst haben.

Hier zeigt die Uhr nur das nächste Abbiegen auf dem Display an und signalisiert es mit einem kurzen Tönen oder Vibrieren. Der ständige Blick auf die Uhr lenkt jedoch vom Verkehr ab, ein iPhone in einer Halterung an der Windschutzscheibe ist sicherer.

Fitness-Tracker funktionieren zuverlässig

Ihre Stärke spielt Apples Smartwatch beim Sport aus. Eine Fitness-Anwendung ermöglicht das Messen des Kalorienverbrauchs. Dies geschieht hauptsächlich über die Herzfrequenz, die von der Uhr auf der Innenseite am Handgelenk gemessen wird.

Ist die Uhr nicht im Fitness-Modus, misst sie den Puls den ganzen Tag über etwa alle zehn Minuten. In der Health-App auf dem iPhone kann dann der Ruhepuls dargestellt werden. Ist aber der Fitness-Tracker aktiviert, wird der Herzschlag alle drei bis fünf Sekunden gemessen. Auch Bewegungen wie Schritte werden festgehalten. In unserem Test hat die Uhr diese Messungen einwandfrei vorgenommen.

Das ist jedoch nicht in allen Fällen so. Apple hat inzwischen zugegeben, dass die Uhr den Puls nicht exakt messen kann, wenn Menschen Tätowierungen mit dunkler Farbe am Handgelenk haben.

Geschlecht, Grösse und Gewicht

Bei der ersten Konfiguration der Uhr muss der Nutzer Geschlecht, Grösse und Gewicht mitteilen, alles Werte, die zum Errechnen des Kalorienverbrauchs wichtig sind. Um aber auf dem Laufband die richtige Entfernung einzuschätzen, sollte die Uhr den Läufer einmal im Freien zusammen mit dem iPhone begleitet haben. Dann wird sie über das GPS des Smartphones geeicht.

Wer im Fitnessklub Fahrrad fährt oder rudert, bekommt zwar seinen Kalorienverbrauch ausgegeben, aber nicht die zurückgelegte Entfernung, die auf den Sportgeräten angezeigt wird. Sportler können sich auf der Uhr Ziele setzen und werden dann mit Auszeichnungen belohnt. Das soll motivieren.

Mir hat das Fitness-Tracken gut gefallen, allerdings verbraucht das ständige Messen der Herzfrequenz viel Strom. Nach einer Stunde Fahrradfahren fehlen schon 20 Prozent.

Niedrige Batterie – wenige Funktionen

Wer zwei Stunden im Fitnessklub Sport treibt und dann vielleicht noch seine Fahrradfahrt zur Arbeit von der Uhr messen lässt, läuft Gefahr, am Abend auf die Zusatzleistungen der Uhr verzichten zu müssen. Denn sinkt der Batterieladestatus zu sehr, schaltet die Uhr alle Funktionen bis auf die Anzeige der Uhrzeit aus.

Sollte übrigens einmal das iPhone nicht in Reichweite oder ausgeschaltet sein, sind die meisten Funktionen der Uhr lahmgelegt. Dann funktioniert nicht einmal mehr der Wecker.

In unserem Test hatten wir an den meisten Tagen abends noch 20 Prozent und mehr Akkuleistung, an einigen Tagen hielt die Uhr aber nicht bis Mitternacht durch. Hier hat die Apple Watch noch viel Luft nach oben.

Das Fazit

Beim Schwimmen ist sie übrigens nutzlos. Zwar könnte sie das Wasser noch verkraften, auch wenn Apple das nicht empfiehlt, doch im Wasser misst sie schlichtweg nichts mehr.

Fazit: Die Apple Watch ist nützlich, aber nur mit Einschränkungen. Sie gehört sicherlich zu den Smartwatches mit dem ansprechendsten Design. In vielen Details ist sich Apple treu geblieben. Zwei Beispiele: Wird das iPhone in den Flugmodus versetzt, schaltet auch die damit verbundene Uhr automatisch alle Funkverbindungen ab.

Und wird die Uhr vom Arm genommen, sperrt sich der Zugriff darauf aus Sicherheitsgründen. Wird sie wieder angelegt, muss der Nutzer entweder seinen Pin-Code eingeben oder aber das damit verbundene iPhone einmal mit dem Fingerabdruck entsperren. Das Zusammenspiel zwischen Uhr und iPhone ist in diesen Fällen gut gelungen.

Kontaktloses Zahlen

Diese Sicherheitseinstellungen sind besonders wichtig, da mit der Uhr in den USA kontaktlos bezahlt werden kann. Das Scrollen und Zoomen über die Krone an der Seite der Uhr macht Spass und ist gut umgesetzt. Allerdings ist die Bedienung der Apple Watch insgesamt nicht intuitiv. Es gibt eine Lernkurve, die über zwei bis drei Tage ansteigt, bis man die Bedienung über Display und Knöpfe verinnerlicht hat.

Überhaupt dauert es mehrere Tage, bis die Uhr so eingestellt ist, dass sie dem eigenen Geschmack entspricht. Immer wieder tauchen Benachrichtigungen auf, die man nicht auf der Uhr haben will, wie beispielsweise die Aufforderung zum Aufstehen. Die Benachrichtigungen müssen dann auf dem iPhone für die einzelnen Apps deaktiviert werden.

Für Sportler interessant

Für Sportler ist die Apple Watch besonders interessant, auch wenn sie Gefahr laufen, nach intensiver Nutzung schnell ohne Strom und damit auch ohne viele Zusatzfunktionen dazustehen. Enttäuschend ist die Performance von externen Anwendungen, die zu lange brauchen, bis sie etwas Nützliches darstellen. Hoffentlich arbeitet Apple hier schnell nach. Da praktisch alle externen Anwendungen davon betroffen sind, dürfte die Schuld daran kaum bei den App-Entwicklern liegen.

Insgesamt hat Apple eine Smartwatch 1.0 vorgelegt, mit vielen guten Ideen und einem hervorragenden Design. Leider aber auch mit mehreren Schwächen. Es mag daran liegen, dass Apple mit dem iPhone und dem iPad in den vergangenen Jahren so viel bewegt hat. Die Erwartungen an die Apple Watch haben nicht zuletzt deswegen eine Höhe erreicht, die eine Uhr gar nicht erfüllen kann. Noch nicht.

Dieser Text erschien zuerst in unserer Schwester-Publikation «Die Welt» unter dem Titel «Das sind die größten Schwächen der Apple Watch».