Telefonieren auf dem Surfbrett, beim Standup-Paddling, während der Jogging-Runde: Es mag merkwürdig aussehen, sich mit seinem Handgelenk zu unterhalten. Aber genau so stellt sich Apple die Zukunft vor. Die Apple Watch 3 wird vom iPhone befreit und ist somit ein eigenständiges Mini-Telefon. Das bedeutet, dass Nutzer Anrufe annehmen und tätigen können – ohne das Smartphone in der Nähe des Geräts zu haben. 

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Um über die Apple Watch telefonieren zu können, müssen Kunden Apple zufolge denselben Anbieter wie bei ihrem Mobilfunkvertrag nutzen. In der Schweiz bieten bislang Swisscom und Sunrise entsprechende Optionen an – allerdings hat das Ganze einen Haken. Kunden können die Uhr mit Cellular-Option zwar ab dem 22. September bei beiden Anbietern kaufen, telefonieren können sie damit aber noch nicht. «Noch in diesem Jahr» soll sich das ändern, heisst es vonseiten der Provider. 

Verzögerung liegt an Apple

Wann genau «später in diesem Jahr» sein wird, können sowohl Swisscom als auch Sunrise auf Anfrage nicht beantworten. Dies hänge von Apple ab, erklärt Swisscom-Sprecherin Sabrina Hubacher: «Um die Apple Watch im Swisscom Mobilfunknetz benutzen zu können, ist ein Software Update nötig». Dieses Update werde von Apple später in diesem Jahr ausgeliefert. «Bis zu diesem Zeitpunkt kann die Apple Watch nicht mit dem Mobilfunknetz verbunden werden», so Hubacher

Sunrise gibt derweil zu Verstehen, dass es sich nicht um eine Verzögerung handle. Der Zeitplan sei so mit Apple vereinbart gewesen.

Spezielles Abo 

Um zu gegebenem «späteren Zeitpunkt» mit der Apple Watch 3 zu telefonieren, müssen Kunden ein entsprechendes Abo haben. Bei der Swisscom ist dies ein inOne mobile Abo. Sobald die Apple Watch freigeschaltet ist, können Kunden die Option Multi Device mit der Apple Watch aktivieren.

Bei Sunrise müssen Kunden ein Sunrise Freedom Abo haben, um die eSIM-Funktion der Apple Watch 3 nutzen zu können. Damit funktioniert die Uhr aber noch nicht: Sie müssen zusätzlich ein spezielles Abo namens extra SIM für die Apple Watch abschliessen. Wieviel dieses kostet, will die Sunrise «später in diesem Jahr» zusammen mit der Aufschaltung der Funktion bekannt geben. 

Salt macht nicht mit

Der drittgrösste Mobilfunkanbieter der Schweiz, Salt, bietet derzeit keinen Vertrag an, über den die Apple Watch 3 funktionieren würde. Dies ist auch nicht geplant. Man konzentriere sich darauf, seinen Kunden einen «frappanten iPhone Deal anzubieten», sagt Mediensprecher Benjamin Petrzilka auf Nachfrage.  

Die Uhr verkaufe man trotzdem – ob mit oder ohne Cellular-Option will Salt aber nicht mitteilen. Ganz zum Ärgernis des Telekom-Experten Jean-Claude Fricker: «Sollte Salt die Uhr mit Cellular-Zugang aber ohne Mobilfunkanbindung verkaufen, ginge das gar nicht», sagt er im Interview mit handelszeitung.ch.

Samsungs Telefon-Uhr scheiterte

Beim grossen Hype, den Apple um die entkoppelte Telefon-Uhr macht, wird oft vergessen, dass Apple nicht der erste Anbieter dieses Produkte ist. Wie bei anderen Funktionen – Gesichtserkennung, kabellosem Laden und Edge-to-Edge-Screen – war Konkurrent Samsung einen Schritt voraus. Im Juni letzten Jahres lancierte die Swisscom die Smartwatch Samsung Gear S2 Classic 3G mit Anbindung an ihr Netz. 

In diesem Aspekt überholt Apple den Konkurrenten dann aber: Um mit der Samsung-Uhr telefonieren zu können, erhielten Kunden eine separate Nummer. Für die Apple Watch 3 können Kunden dieselbe Nummer verwenden, wie mit ihrem iPhone. Ruft jemand an und liegen beide Geräte nebeneinander, klingeln also beide. Dass Apple mit der Apple Watch 3 aber die breite Masse anspricht und zusätzliche Märkte erschliessen kann, bezweifelt Telekom-Experte Frick: «Die Telefon-Uhr deckt kein dringendes Bedürfnis».

Dies zeigt sich auch am wohl mässigen Erfolg der Telefon-Uhr von Samsung: Die Swisscom hat diese mittlerweile wieder aus dem Sortiment genommen.