Es ist was los im Schweizer Telekommarkt. Das Glasfaserangebot von Salt hat die etablierten Preisstrukturen ins Wanken gebracht, immer neue Mobilfunkangebote wollen auch noch die letzte Nischengruppe bedienen, und eine ganze Reihe von Carriern buhlt inzwischen mit ihren Cloudangeboten um Privat- und Geschäftskunden.
Ein verlässlicher Führer durch den Markt ist das Telekom-Rating, das BILANZ seit 19 Jahren in Zusammenarbeit mit der Telekomberatung Ocha veröffentlicht. Es basiert auf der grössten Befragung dieser Art in der Schweiz: Heuer füllten 1500 Geschäfts- und 8800 Privatkunden die entsprechenden Fragebögen aus. Erstmals wurden auch Clouddienste bewertet.
Festnetz erlebt Revival
Einen unverhofften Aufschwung erlebt dieses Jahr das Festnetz: Privatkunden nutzen es mehr als in den Vorjahren, Smartphone-Boom hin oder her. «Wegen der Analog-Abschaltung mussten die Kunden auf IP-Technologie wechseln», erklärt Jörg Halter von Ocha das Phänomen. «Diese bietet deutlich mehr Komfort.» Zudem ist bei den meisten Anbietern Fixtelefonie inzwischen gratis als Teil des Gesamtpaketes. Da wundert es auch nicht, dass die fünf bestplatzierten Anbieter allesamt Carrier sind, die von Anfang an auf IP-Technologie gesetzt haben.
Mehr Veränderung gab es im Mobilfunkmarkt: Seriensieger Sunrise muss sich heuer mit dem zweiten Platz begnügen, den Titel holt die Swisscom-Tochter Wingo.
Das Telekom-Rating der BILANZ wird seit 19 Jahren in Zusammenarbeit mit der Telekomberatung Ocha veröffentlicht. Es basiert auf der grössten Befragung dieser Art in der Schweiz: Heuer füllten 1500 Geschäfts- und 8800 Privatkunden die entsprechenden Fragebögen aus.
Die Liste der besten Telekomanbieter für Privatkunden 2018 finden Sie hier.Swisscom mit vier unterschiedlichen Mobilfunkangeboten
Mit Wingo, dazu Swisscom, SimplyMobile und via Migros M-Budget hat der grösste Telekomkonzern des Landes gleich vier Mobilfunkangebote. Sie schneiden im Rating sehr unterschiedlich ab, obwohl Netz und Kundendienst dieselben sind. «Aber die Art und Weise, wie man mit dem Kunden kommuniziert, und welche Erwartungen man dabei weckt, das ist sehr unterschiedlich», erklärt Studienautor Halter das Phänomen.
Bei SimplyMobile etwa, die ganz unten im Tableau landet, «stimmen Erwartungshaltung und gebotene Leistung nicht überein», so Halter, der beim Telekom-Rating folgerichtig von einer «Wahrnehmungsstudie» spricht.
Bewegung bei den Fernsehanbietern
Bei den Fernsehanbietern ist erstmals Init7 mit dabei und holt sich gleich den Kategoriensieg. Beim Preis erzielt Init7 gar die Durchschnittsnote 5,6 – einen derart hohen Wert gab es in 19 Jahren Telekom-Rating noch nie.
Kein Wunder, denn Init7 wirbt mit «TV gratis», wenn man die Internetdienste von der Firma bezieht. Dass der Kunde dafür freilich Router und Apple-TV-Box selber kaufen muss, steht auf einem anderen Blatt. Im Gegenzug ist Wilmaa aus der Wertung gefallen, auf die Init7 früher setzte. Nun hat der Softwaredienst zu wenig Nutzer für ein aussagekräftiges Ranking.
Unzufrieden sind Privatkunden mit den Leistungen von UPC und Swisscom bei TV und Internet.
Spitze dank Tiefpreisen
Erfolgreich ist Init7 auch als Internetprovider: Die Winterthurer Firma belegt hier – wiederum auch dank Tiefpreisstrategie – ebenfalls den Spitzenplatz. Dass die Kunden in diesem Markt inzwischen von den Anbietern verwöhnt werden, zeigt das Abschneiden von Net+. Der Westschweizer Carrier verlor drei Ränge und rutschte ab auf Platz vier, obwohl seine Leistungen praktisch gleich gut bewertet wurden wie letztes Jahr.
Wenig zufrieden – beim Internet wie beim TV – sind die Kunden dafür mit den grossen Carriern Swisscom und UPC. Das Glasfaserangebot von Salt hatte im Erhebungszeitraum Anfang Sommer noch zu wenig Kunden für eine Bewertung.
Bei den Clouddiensten sind die Unterschiede zwischen den am besten und den am schlechtesten platzierten Anbietern gering.
Erstmalig wurden die Privatkunden zu ihren Erfahrungen mit Clouddiensten befragt. Es ist ein noch junger Markt, aber schon sehr kompetitiv: Die Unterschiede zwischen den am besten und den am schlechtesten platzierten Anbietern sind gering.
Grossen Anbietern fehlt der lokale Support
Gut schneiden die Schweizer Nischenabieter SecureSafe und Owncloud ab, die früh in den Markt gegangen sind und sich von Anfang an auf Privatkunden spezialisiert haben. Am Ende der Tabelle rangieren dagegen die grossen, internationalen Anbieter Apple (iCloud), Google, Microsoft und Dropbox. «Sie leiden unter dem fehlenden lokalen Support», sagt Martin Steinmann, Co-Autor der Studie.
Eine Tatsache, die sich auch im Geschäftskundenrating widerspiegelt. Dort holt der Schweizer Anbieter Nexellent den Gruppensieg, ebenso wie im Bereich Datacenter. Auch die Plätze zwei und drei (Cyon, EveryWare bzw. Infomaniak) sind lokale Anbieter, die sich erfolgreich gegen die IT-Weltkonzerne behaupten. «Ihr Support ist besser, und die Flexibilität ist grösser, das ist sehr wichtig bei Clouddiensten, weil die Kunden noch unsicher sind», sagt Halter. Es wird wohl noch ein paar Jahre dauern, bis dies ein Markt wird wie jeder andere.
Das Telekom-Rating der BILANZ wird seit 19 Jahren in Zusammenarbeit mit der Telekomberatung Ocha veröffentlicht. Es basiert auf der grössten Befragung dieser Art in der Schweiz: Heuer füllten 1500 Geschäfts- und 8800 Privatkunden die entsprechenden Fragebögen aus.
Die Liste der besten Telekomanbieter für Geschäftskunden 2018 finden Sie hier.
Profilierung nur mit Topleistungen
Auffällig ist auch, dass die Carrier im Bereich Datacenter und Cloud Service insgesamt am höchsten bewertet wurden. «Es ist ein anspruchsvoller Markt, in dem man sich gegenüber dem Kunden nur mit Topleistungen profilieren kann», begründet Steinmann das Phänomen. Wer dagegen nur das Niveau beibehält und sich nicht verbessert, stürzt im Ranking ab – so geschehen etwa bei der Swisscom oder bei Green.ch.
Im Mobilfunk hat UPC erstmals genug Kunden, um im Ranking vertreten zu sein. Die Firma startet mit einem guten zweiten Platz und profitiert dabei auch von der Schwäche von Salt: «Seit Salt ihre B2B-Abteilung aufgelöst hat, ist die Firma für Geschäftskunden fast nicht mehr erreichbar», sagt Halter. Spannend wir es nächstes Jahr, wenn UPC vom Salt- auf das Swisscom-Netz wechselt.
Im Fixnetz liegen auch hier die spezialisierten IP-Anbieter vorn. Stabil, weil gesättigt, ist der Markt für Datendienste (Internet und Corporate Networks). Der Absturz von Quickline in diesem Bereich dürfte mit dem Verkauf des Enterprise-Geschäftes zu tun haben. «Das verunsichert die Kunden immer», sagt Halter.
Wem es zu mühsam oder zu teuer ist, sich für jedes Produkt einen eigenen Carrier herauszusuchen, sollte einen der drei Universalanbieter wählen. Am besten bedient sind Privatkunden sowie KMUs bei Sunrise. Grosskunden fahren am besten mit UPC. Die Swisscom schneidet von den Universalanbietern seit Jahren am schlechtesten ab, was sich dieses Jahr erneut auch in den Einzelwertungen zeigt.