Gäbe es ein Gerüchtethermometer am Swisscom-Sitz in Worblaufen, würde es glühen. Ob in Blogs, E-Mails oder beim Feierabendbier: Die bevorstehende Zusammenlegung der beiden Divisionen Fixnet und Mobile ist bei den Mitarbeitern das bestimmende Thema. Im Fokus der Spekulationen stehen die Fragen: Wer von den Chefs muss über die Reorganisationsklippe springen? Wer bleibt an den Schalt-
hebeln?
Obsolet geworden ist das Werweisen bei Michael Shipton, CEO IT Services und Mitglied der zehnköpfigen Swisscom-Gruppenleitung. Er wurde vergangene Woche durch den 43-jährigen Eros Fregonas ersetzt (siehe Seite 29). Der schweizerisch-italienische Doppelbürger ist perfekt zweisprachig und damit der erste im Topmanagement, der fliessend Italienisch spricht. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil bei der von Swisscom forcierten Übernahme des italienischen Breit-bandanbieters Fastweb. Kein Wunder, zählt Fregonas intern schon jetzt zusammen mit Mobile-Chef Adrian Bult und Festnetz-Chef Ueli Dietiker zum Klub der starken Männer. Dietiker soll bei einer erfolgreichen Akquisition von Fastweb in Italien nach dem Rechten sehen.
Schloter braucht Verbündete
Mit der Neubesetzung der nach Umsatz drittwichtigsten Sparte IT Services hat Swisscom-CEO Carsten Schloter ein unmissverständliches Zeichen gesetzt. «Die Erfolgreichen können bleiben, die anderen müssen weichen», wie es ein Mitarbeiter ausdrückt. Insbesondere einzelne Kader von Swisscom Fixnet sollten die Zügelkisten im Auge behalten. Denn während seiner Zeit als Leiter von Swisscom Mobile hat Schloter die Führungskräfte bereits auf seine Linie eingeschworen und entsprechend auch die verschiedenen Posten besetzt. Nun steht dieser Wandel auch beim Unternehmensbereich Fixnet an, der ebenso wie Mobile bis Ende Jahr neu aufgeteilt und gruppiert werden soll.
Kaum mehr aktiv an der neuen Swisscom-Welt mitgestalten werden alle Manager, die sich bereits im Zuge der neuen Markenstruktur einen anderen Platz innerhalb des Unternehmens suchen müssten. Dazu gehören vor allem die Marketing- und Strategieverantwortlichen der verschiedenen Divisionen. Intern genannt wird etwa Peter Grüter, Head of Strategy und Mitglied der Geschäftsleitung von Swisscom Fixnet. Alle Strategieaktivitäten sollen neu direkt bei Daniel Ritz, Chief Strategy Officer und Verbündeter von Carsten Schloter, zusammengefasst werden. Die Absicht dahinter: Die Strukturen vereinfachen, Kosten sparen und einmal mehr den Weg in die Zukunft, das heisst Richtung Neuorganisation, weisen.
Denn die Zeit drängt. Schloter will das Unternehmen möglichst rasch an die neuen Herausforderungen des Marktes – sprich multimediale Inhalte und Dienste sowie die Verschmelzung verschiedener Technologien, etwa Fest- und Mobilnetz – anpassen. Dazu braucht er an der Spitze der Abteilungen Leute, die ihm wohlgesonnen sind und seine Ansichten teilen. Anders ist das bevorstehende Husarenstück kaum zu meistern.
Die gesetzten Impulse sind aber nicht nur intern vonnöten: Auch die Investoren warten auf Richtungsentscheide. So pendelt die Aktie seit Wochen um die Marke von 440 Fr. Erste Trends zeigen nun aber wieder Potenzial nach oben. Weitere Wechsel im Kader dürften dieser Entwicklung keinen Abbruch tun – wohl eher im Gegenteil.
Das digitale TV-Zeitalter beschert den Anbietern jeden Monat tausende von Neukundinnen und Neukunden – aber auch jede Menge Schwierigkeiten. So haben Swisscom und Cablecom auf technischer Seite mit der Fernsehwelt aus Bits und Bytes zu kämpfen: Verschiedene neue TV-Geräte etwa sind nicht mit den auf den Settop-Boxen verfügbaren Anschlüssen kompatibel. Mit dem Resultat, dass die Betroffenen auf hochauflösende Bilder in HD-TV-Qualität verzichten müssen. Das Gleiche droht den Cablecom-Kunden, da deren Settop-Boxen über keinen HDMI-Anschluss verfügen. Dieser jedoch ist Voraussetzung für HD-TV. Cablecom wird deshalb zehntausende von gemieteten Settop-Boxen bis Ende Jahr austauschen. Und zwar in allen Haushalten, die HD-TV empfangen wollen. Diejenigen Kunden, die ihre Box gekauft haben, müssen eine neue erwerben, wenn sie hochauflösendes Fernsehen geniessen wollen. Cablecom-Sprecher Hugo Wyler bestätigt die Recherchen der «Handelszeitung». Zum Zeitpunkt der Einführung von HD-TV und damit dem Austausch der Settop-Boxen will er sich aber noch nicht äussern.