Das Gesamtvermögen schweizerischer Vorsorgeeinrichtungen steigt von Jahr zu Jahr. Bis Ende 2015 wuchs der Wert laut einer Studie der UBS auf einen Stand von beinahe 800 Milliarden Franken. Das waren 56 Prozent mehr als im Jahr 2004. Zur gleichen Zeit stiegen die entsprechenden Renten- und Kapitalauszahlungen um 40 Prozent. Trotz einer mittel- bis langfristigen Verlangsamung wird sich das Wachstum bis auf weiteres fortsetzen.
Dabei ist gerade im BVG-Bereich das operationelle und regulatorische Umfeld für Arbeitgeber immer komplexer geworden. «Dennoch hat sich bisher kaum eine Bank effektiv auf den BVG- und Vorsorgemarkt konzentriert», sagt Philippe Moser, CEO der in Schwyz beheimateten Tellco Vorsorge Gruppe. Das ist nun anders. Aus dem Erwerb der Zürcher Privatbank Dominick Company im Juli und der Integration aller Dienstleistungen entstand im November die Tellco AG als erste Vorsorgebank der Schweiz. Tellco sieht sich als «Generalunternehmen» für die berufliche Vorsorge. Der Fokus des Angebots zielt auf die Geschäftsführung, Verwaltung und Beratung von Personalvorsorgeeinrichtungen ab, wobei auch SMI-Unternehmen zu den Beratungskunden zählen.
Hinzu kommt eine eigene Freizügigkeitsstiftung sowie die teilautonomen Sammelstiftungen Pensionskasse pro und Pensinvest und die auf Immobilien- und Private-Equity-Investitionen fokussierte Tellco Anlagestiftung. Zum Angebot zählen ferner drei institutionelle Fonds. Zurzeit verwaltet Tellco ein Gesamtvermögen von rund 7 Milliarden Franken. Die vor 25 Jahren entstandene Dominick Company bietet ihrerseits wohlhabenden Privatkunden im In- und Ausland lebenszyklusorientierte Wealth-Management-Dienste. Der Wert des verwalteten Vermögens dürfte bei einer halben Milliarde Franken liegen.
Bündelung der Kompetenzen
Wie bringt man aber Pensionskassen und begüterte Privatbankkunden unter ein Dach? Gerade hier setzt Tellco an. Mit der Bündelung der Kompetenzen kommen sämtliche Dienstleistungen der Vorsorgeplanung für institutionelle und private Kunden aus einer Hand. «Vorsorgeeinrichtungen kümmern sich oft zu wenig um ihre Destinatäre. Dabei hätten sie fast alle Grundlagen, den versicherten Lohnempfänger zu beraten», erklärt Moser. «Wir gehen anders vor. Wir folgen den Salären, wo das Geld fliesst.» Mit dem Erlös aus Vorsorgeeinrichtungen entsteht oft ein ansehnlicher Betrag, der Pensionierte in die Affluent-Kategorie befördert und somit zu potenziellen Privatbankkunden macht. Nach Aussage von Moser ergänzen sich Tellco und ihre neue Tochter «ausgezeichnet».
Tellco will mit der Akquisition keine überholte Allfinanz-Strategie anstreben. Das Ziel besteht vielmehr darin, dass Unternehmen im Pensionskassenbereich erstmalig im Sinne der Lebenszyklusplanung auf der Aktivseite der Konsolidierung tätig sind. Gleichzeitig entsteht ein neuer Kundenkreis für die Zürcher Bank, die unter anderem auch Tellco-Anlagefonds anbieten soll.
Philippe Moser verfügt selber über eine langjährige Erfahrung auf zwei Seiten der Kapitalsicherung. Bevor der promovierte Harvard-Absolvent im vergangenen Oktober zum Tellco-Chef ernannt wurde, war er CEO von mehreren Tochtergesellschaften der Swiss Life und CEO der RBA-Tochter Entris Banking. In beiden Fällen war der 45-jährige ehemalige Strategieberater unter anderem für neue Produkte verantwortlich.
Wachstum
In ihrer neuen Form behält die Tellco Vorsorgebank den Hauptsitz in Schwyz. Diese bietet Standortvorteile, unter anderem im Bereich von Freizügigkeitsstiftungen. Dazu wird es zwei weitere Hubs geben, und zwar in Zürich und Lausanne. Insgesamt gibt es bereits 12 Büros in allen Landesteilen, davon drei allein in Zürich. Rund ein Drittel des Geschäfts soll auf die Westschweiz entfallen. Hinzu kommen die Zürcher Banktochter, eine IT-Einheit in Serbien und eine Fondsadministration in Luxemburg. Für die kommenden Jahre ist für die Gruppe eine zweistellige Wachstumsrate angesagt.
Stösst die Idee auf Interesse? «Wir haben jedenfalls Anfragen aus London und Deutschland erhalten», sagt Moser.