Der Elektroauto-Hersteller Tesla hat im vergangenen Quartal mehr verdient als von der Wall Street erwartet. Die Anleger jubeln: Kurz nach US-Handelsstart am Donnerstag schoss der Kurs um 17 Prozent in die Höhe. Mit rund 249 Dollar war das Papier so teuer wie seit Anfang Oktober nicht mehr. Bereits kurz nach der Präsentation der Zahlen am Mittwochabend notierten die Papiere im nachbörslichen Handel fast 12 Prozent im Plus.

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«Zwar sind Probleme wie eine schwächere Nachfrage und die zunehmende Konkurrenz durch chinesische Elektroautohersteller weiterhin nicht wegzudiskutieren, aber Tesla steuert erfolgreich gegen», sagte Konstantin Oldenburger, Analyst beim Broker CMC Markets.

Zwar verfehlte Tesla beim Umsatz knapp die Analysten-Prognosen. Die Erlöse stiegen im Jahresvergleich um acht Prozent auf knapp 25,2 Milliarden Dollar. Am Markt waren im Schnitt rund 25,4 Milliarden Dollar erwartet worden.

Plus von 17 Prozent im Jahresvergleich

Dabei spielte auch das Geld eine Rolle, das Tesla mit dem Verkauf von CO₂-Zertifikaten an Autobauer mit Verbrennungsmotoren einnimmt. Im reinen Autogeschäft stieg der Umsatz um zwei Prozent auf gut 20 Milliarden Dollar.

Unterm Strich stieg der Tesla-Gewinn im Jahresvergleich um 17 Prozent auf rund 2,17 Milliarden Dollar. Beim bereinigten Gewinn pro Aktie waren es 72 US-Cent – während Analysten nur mit 58 US-Cent gerechnet hatten.

Mehr Fahrzeuge ausgeliefert

Tesla steigerte die Auslieferungen im vergangenen Quartal um sechs Prozent auf knapp 463'000 Fahrzeuge. Den Löwenanteil davon machten mit rund 440'000 Wagen die günstigeren Modelle 3 und Y aus. Allerdings folge der neue Elektro-Pickup «Cybertruck» ihnen nun auf dem dritten Platz in der Rangliste der in den USA verkauften Elektrofahrzeuge, teilte Tesla ohne eine konkrete Absatzzahl mit.

Tesla-Gründer Elon Musk verspricht schon seit Jahren selbstfahrende Teslas – die es immer noch nicht gibt. Trotzdem reagieren Anlegerinnen und Anleger wieder begeistert auf neue Ankündigungen des Tech-Milliardärs. Musk legte bei seinen vollmundigen Versprechen, Tesla zum führenden Anbieter selbstfahrender Autos zu machen, noch einmal nach.

Kann Musk Versprechen halten?

Man werde jährlich mindestens zwei Millionen Fahrzeuge des spezialisierten Robotaxi-Modells «Cybercab» bauen, «am Ende vielleicht vier Millionen», sagte Musk zur Vorstellung frischer Quartalszahlen. Er schränkte ein, dass die Vorhersage seine «bestmögliche Schätzung» sei. Ausserdem werde ohnehin jedes aktuelle Tesla-Elektroauto in der Lage sein, autonom zu fahren.

Musk bekräftigte, das Robotaxi solle 2026 bereits in grösseren Mengen produziert werden. Allerdings verkündet er schon seit 2016 immer wieder, dass Tesla bald autonom fahrende Autos haben werde. Doch bisher ist Teslas «Autopilot»-Software auch in der fortgeschrittenen Version nur ein Fahrassistenz-System, bei dem der Mensch am Steuer in der Verantwortung bleibt und jederzeit bereit sein muss, die Kontrolle zu übernehmen.

Konkurrenz mit teurer Technologie

Unterdessen macht die Google-Schwesterfirma Waymo in vier US-Städten mehr als 100'000 Fahrten mit Passagieren pro Woche ohne einen Menschen am Steuer. Allerdings steckt in den zu selbstfahrenden Autos umgebauten Jaguaren von Waymo zusätzliche Technik für mehr als 100'000 Dollar, was es schwieriger macht, damit Geld zu verdienen.

Musk hofft hingegen, selbstfahrende Autos nur mit Kameras statt teurerer Laser-Radare hinzubekommen. Gelingt das, hätte Tesla einen enormen Kostenvorteil – und bereits mehrere Millionen dazu fähige Fahrzeuge auf der Strasse. Allerdings bezweifeln viele Branchenexperten, ob das überhaupt verlässlich möglich ist.

Kein Lenkrad, keine Pedale

Tesla teste im Silicon Valley bereits intern einen automatisierten Fahrdienst für Mitarbeiter, allerdings mit Sicherheitsfahrern am Steuer. Die Ankündigungen elektrisierten Anleger trotz der vielen verstrichenen Fristen in der Vergangenheit: Die Tesla-Aktie verbuchte im nachbörslichen US-Handel am Mittwoch ein Plus von rund zwölf Prozent.

Der von Musk vor rund zwei Wochen bei einer Show in Hollywood präsentierte «Cybercab» – Prototyp hatte weder Lenkrad noch Pedale. Solche Fahrzeuge können nach bisherigen US-Regeln nur mit spezieller Genehmigung in kleiner Zahl auf die Strassen gebracht werden. Zudem unterscheiden sich die Vorschriften für selbstfahrende Autos von Bundesstaat zu Bundesstaat.

Wahlausgang könnte entscheidend sein

Hier könnte allerdings Musks Unterstützung für den Ex-Präsidenten Donald Trump ins Spiel kommen, der wieder ins Weisse Haus einziehen will. Trump hatte in Aussicht gestellt, bei seinem Wahlsieg Musk an die Spitze eines Gremiums zur Kontrolle der Staatsausgaben zu setzen. Wenn es dazu komme, werde er sich dafür einsetzen, dass es eine landesweite Regelung zur Zulassung autonomer Autos gibt, «für alle, nicht nur für Tesla», sagte Musk nun. Er bekräftigte, dass selbstfahrende Teslas im kommenden Jahr in Texas und Kalifornien auf der Strasse sein sollen.

Im ersten Halbjahr 2025 will Musk schliesslich auch ein günstigeres Tesla-Modell auf den Markt bringen. Das werde das Absatzwachstum im kommenden Jahr auf 20 bis 30 Prozent hochtreiben, jedenfalls solange es keinen «grossen Krieg» oder «himmelhohe Zinsen» gebe, sagte er. Tesla steigerte die Verkäufe immer wieder rasant - doch 2024 ist unklar, ob die Auslieferungen nicht unter die Vorjahresmarke von gut 1,8 Millionen Fahrzeugen fallen.

(mit Material der SDA)