Im Kampf gegen die notorischen Verluste hat sich Tesla-Chef Elon Musk zu einem radikalen Schritt entschlossen: Die Elektroautos werden weltweit künftig nur noch online vertrieben, damit das neue Volumenmodell Model 3 endlich zum versprochenen Basispreis von 35'000 Dollar (knapp 35'000 Franken) angeboten werden kann. «Um diese Preise zu erreichen und gleichzeitig finanziell nachhaltig zu sein, stellt Tesla den Verkauf weltweit auf Online um», teilte das Unternehmen mit.
Ein Grossteil der 378 Tesla-Niederlassungen wird dicht gemacht, Wartung und Reparaturen werden auf mobilen Service umgestellt. Zusammen mit anderen Kostensenkungen wie dem schon angekündigten Abbau von 3000 Stellen könnten die Fahrzeugpreise um sechs Prozent gesenkt werden, hiess es weiter.
Nachfrage hochtreiben
«Tesla will die Nachfrage hochtreiben», sagte Chaim Siegel, Autoexperte von Elazar Advisors. Der Wegfall von Steuervorteilen habe den Tesla-Absatz in den USA bereits gebremst. Mit der Kostensenkung baue Musk dem absehbaren weiteren Wegfall staatlicher Anreize vor. Mit dem preisgünstigen Model 3 will der Elektroautopionier, dessen erste Modelle S und X sich nur Wohlhabende leisten konnten, den Massenmarkt erobern.
Aber fast drei Jahre nach der Ankündigung des Mittelklassewagens warten die Kunden noch immer auf den 35'000-Dollar-Wagen. Zum Verkaufsstart kam das Model 3 ab 42'900 Dollar oder umgerechnet mindestens 7000 Euro teurer als versprochen auf den Markt. Der niedrigere Preis werde den Durchbruch bringen, erklärte Daniel Ives, Analyst von Wedbush Securities. Allerdings könne es nach den Produktionsproblemen weitere Stolpersteine beim Ausliefern oder dem Kundenservice geben, warnte er.
Autokauf in einer Minute
Tesla will den Kunden den Autokauf so leicht wie möglich machen: «Sie können einen Tesla in Nordamerika jetzt über das Smartphone in einer Minute kaufen, und diese Möglichkeit wird es bald weltweit geben», erklärte Tesla im Firmen-Blog. Anfassen können die Kunden das Auto künftig nur noch in wenigen Geschäften in Innenstadtlagen.
Erst im vierten Quartal hatte Tesla 27 Verkaufsstellen neu eröffnet. Probefahren vor dem Kauf geht nicht mehr. Doch innerhalb der ersten sieben Tage seit Übernahme des Wagens und bei maximal 1000 Meilen (1600 Kilometer) auf dem Tacho könne das Auto zurückgegeben werden. Bleibt das Auto liegen, soll der Tesla-Reparaturdienst zum Kunden kommen - am selben Tag oder vielleicht sogar innerhalb einer Stunde, wie Tesla verspricht. Damit würde ein Werkstattbesuch überflüssig.
Wie viele Vorbestellungen es für das Model 3 zum niedrigen Basispreis gibt, ist nicht bekannt. Tesla hatte 2017 erklärt, dass mehr als eine halbe Million Fahrzeuge dieses Typs zu diesem Preis vorbestellt worden seien. Die Nachfrage ist nach früheren Aussagen von Musk wahnsinnig hoch. In einer Telefonkonferenz mit ausgewählten Medien räumte der Tesla-Chef dem Sender CNBC zufolge ein, dass der Autobauer im ersten Quartal keinen Gewinn erzielen wird.
Gnadenlose Kostensenkungen
Dies werde im zweiten Quartal wieder der Fall sein. Im Januar hatte er angekündigt, mit «gnadenlosen» Kostensenkungen das ganze Jahr über schwarze Zahlen zu schreiben. Im zweiten Halbjahr hatte der E-Autopionier das erste Mal seit zwei Jahren Quartalsgewinne erzielt.
Tesla-Aktien gaben im nachbörslichen Handel 3,4 Prozent nach, drehten später aber ins Plus. Fragen zur Rendite des Model 3 wollte Musk nicht beantworten, wie die New York Times berichtete. Im vierten Quartal belief sich die Bruttomarge auf 20 Prozent. «Die Marge wird offensichtlich sehr gering sein, wenn es überhaupt eine gibt», sagte David Kudla, Chef von Mainstay Capital Management.
(reuters/mlo/tdr)