Ein zweisitziges Coupé mit Flügeltüren, ohne Lenkrad oder Pedale: So soll das Robo-Taxi aus dem Hause Tesla aussehen, das Firmenchef Elon Musk am Donnerstag Analysten, Geldgebern und Fans vorgestellt hat. Musk selbst liess sich bei der Vorstellung des Prototyps am Donnerstag in einem Filmset in Hollywood selbst im sogenannten «Cybercab» vorfahren.
«Die autonome Zukunft ist da», sagte er. «Wir haben heute fünfzig voll autonome Fahrzeuge dabei. Ihr seht Model Ys und das Cybercab. Alle ohne Fahrer.» Das Auto soll weniger als 30’000 Dollar kosten, sagte Musk. Doch wann das Fahrzeug auf den Markt kommen soll, beantwortete Musk nur vage.
«Wahrscheinlich neige ich dazu, etwas optimistisch zu sein, was den Zeitrahmen angeht, aber noch 2026», sagte Musk auf die Frage aus dem Publikum zum Produktionsstart. «Vor 2027, lassen Sie es mich so sagen.» Der genaue Start hänge davon ab, wann Tesla die nötigen Bewilligungen von den Behörden bekomme.
Investoren kritisieren fehlende Details
Entsprechend enttäuscht äusserten sich Investorinnen und Investoren, die sich mehr Details erhofft hatten. «Alles sieht cool aus, aber nicht, was die Zeitpläne angeht», sagte Dennis Dick, Aktienhändler bei Triple D Trading. «Ich bin Tesla-Aktionär und ziemlich enttäuscht. Ich denke, der Markt will präzisere Zeitpläne. Ich finde nicht, dass Musk viel gesagt hat, er gab nicht viele Informationen bekannt.»
Im nachbörslichen Handel trat die Tesla-Aktie auf der Stelle. Tesla ist dafür bekannt, dass es die von Musk angegebenen Zeitpläne nicht einhält, besonders mit Blick auf autonomes Fahren. So kündigte Musk bereits im Jahr 2019 an, dass Tesla bis zum darauffolgenden Jahr mehr als 1 Million Robo-Taxis auf der Strasse haben würde. Seither hat das Unternehmen kein einziges autonomes Fahrzeug in Betrieb genommen.
Die Systeme «Autopilot» und «Full Self Driving» sind bislang lediglich Fahrerassistenzsysteme, bei denen man während des Fahrens ständig die Kontrolle über das Fahrzeug haben muss. Und Pläne für ein günstiges Einsteiger-E-Auto für 20’000 Dollar legte Musk auf Eis.
Der Tesla-Chef will sein Unternehmen vom Autobauer zum Robotikkonzern umbauen. Seine Vision ist es, eine Flotte von selbstfahrenden Tesla-Taxis zu betreiben, die Fahrgäste über eine App abrufen können. «Die meiste Zeit tun Autos einfach nichts, aber wenn sie autonom sind, könnten sie fünfmal mehr, vielleicht zehnmal mehr genutzt werden», erklärte er vor der jubelnden Menge.
Neben dem Zweisitzer stellte er auf der Veranstaltung mit dem Titel «We, Robot» – angelehnt an das Buch «I, Robot» des Science-Fiction-Autors Isaac Asimov – auch einen autonomen Kleinbus mit dem Namen «Robovan» vor, der bis zu zwanzig Personen transportieren kann.
Tesla geht technisch eigene Wege
Musk reagiert mit den Robotaxi-Plänen auch auf die sich abkühlende Nachfrage nach Elektroautos. Dem Unternehmen droht in diesem Jahr möglicherweise erstmals ein Absatzrückgang. Die Fahrzeugflotte altert, hohe Zinsen verderben vielen Autokäuferinnen und -käufern die Lust auf einen Neuwagen.
Anders als andere Autobauer verlässt sich Tesla beim autonomen Fahren allein auf Kameras und verzichtet auf andere Sensoren wie Radar oder Lidar. Dazu kommt künstliche Intelligenz. Dieses Vorgehen ist billiger und einfacher als das anderer Autobauer, die eine Vielzahl von Systemen parallel einsetzen.
Allerdings hat es nach Einschätzung von Branchenexperten und Ingenieuren zwei wichtige Schwachpunkte: Zum einen ist es bei der alleinigen Verwendung von Kameras schwieriger, auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren und Hindernisse zuverlässig zu erkennen, die für Kameras verborgen sind. Der zweite Kritikpunkt bezieht sich auf das KI-System, das ein Tesla-Ingenieur als «Blackbox» bezeichnet: Es sei «fast unmöglich», zu erkennen, was bei einem Unfall schiefgelaufen sei.
(Reuters/Bloomberg/ali)