Banker sollen Zahlenfetischisten sein, schliesslich bemisst sich der Wert ihrer Arbeit in genau quantifizierbaren Einheiten, und für jeden Kunden ist Pedanterie nicht störend, sondern willkommen.

Insofern hatte ich wenig Verständnis für die Häme, die Mitte April die Credit Suisse erreichte, nachdem sie in der «NZZ am Sonntag» eine Korrektur durchgesetzt hatte: Das Sonntagsblatt hatte den Lohn von Konzernchef Thiam auf 13 Millionen und von Präsident Rohner auf 5 Millionen Franken aufgerundet, die tatsächlichen Zahlen lagen aber, wie die CS präzisierte, bei 12,65 bzw. 4,7 Millionen Franken (ob gerade das leidige Lohnthema für den Korrektheits-Beweis geschickt gewählt war, ist ein anderes Thema). Die CS wehrte sich also dagegen, dass die Journalisten ihrem Führungsduo 650 000 Franken zu viel zuschrieben, in Prozent: 3,7. Kann man machen.

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Bemühte Erklärung

Nur: Wer so genau hinschaut, sollte auch bei seinen eigenen Aussagen höchste Präzision liefern. Im letzten «Sonntagsblick» gab Thiam ein grosses Interview – und äusserte sich zum wichtigsten Thema für jeden darbenden CS-Aktionär: den dramatischen Kurseinbruch seit seinem Amtsantritt. Der Chef lieferte die schon mehrfach bemühte Erklärung: Die Bank habe heute 60 Prozent mehr Aktien als 2015, und deshalb sei zwar «der Kurs der einzelnen Aktie tiefer, aber der Wert des Unternehmens höher als bei meinem Start.»

Das Problem: Die Aussage ist falsch, und das lässt sich mit einer einfachen Internet-Recherche herausfinden (und führt zu der Frage, was all die hochbezahlten PR- und Rechtsleute, die derartige Interviews vor der Autorisierung durchkämmen, eigentlich den ganzen Tag so machen).

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Plumpe Fehlinformation

Die Credit Suisse weist ihren Börsenwert bei Thiams Amtsantritt am 1. Juli 2015 selbst bei 42,1 Milliarden Franken aus, zum Zeitpunkt des Interviews lag er unter 30 Milliarden. Thiam hat den Unternehmenswert damit um mehr als 12 Milliarden gesenkt. Die Bank fordert also eine Korrektur, wenn die Besoldung ihres Führungsduos um 3,7 Prozent zu hoch dargestellt wird, stellt aber selbst ihren Börsenerfolg um 30 Prozent zu hoch da.

Dass Thiam die Kosten massiv gesenkt hat, ist zweifellos eine Leistung. Doch die Tendenz zur Schönfärberei, die sein Regnum seit Beginn durchzieht, sollte in dieser entscheidenden Frage nicht zu plumper Fehlinformation führen.