Seit Jahresbeginn gehört die ehemalige Migros-Tochter Globus der Signum Holding des Österreichers René Benko und der thailändischen Central Group. Die neuen Besitzer wollen aus der Warenhaus-Kette einen Premiumanbieter machen – und viele der aktuellen Ladengeschäfte der Globus-Gruppe passen nicht in diesen Plan.
Nun haben sie Käufer für 31 Standorte gefunden: Der ehemalige Globus-Chef Thomas Herbert und die Besitzer der Modekette Bayard – Silvia Bayard und Fredy Bayard – übernehmen per Februar 2021 alle ehemaligen Schild- und Herren-Globus-Filialen, ferner die vier Navyboot-Geschäfte. Herbert wurde schon länger ein Interesse nachgesagt, die «Handelszeitung» hatte im Mai darüber berichtet.
Herbert kaufte schon mal eine Modekette
Die neuen Besitzer wollen – vorerst – sämtliche Läden weiter betreiben und auch die 320 Mitarbeitenden übernehmen. Die Geschäfte werden je nach Standort als Schuhladen unter dem Label «Navyboot» oder als «Bayard»-Laden betrieben.
Herbert übernimmt nicht das erste Mal eine Modekette: Der Manager kaufte 2003 mit einem Partner die Modegruppe Schild, sanierte sie und verkaufte sie zehn Jahre später an Globus. Später wurde er selber Chef von Globus. Die Bayards sind seit 2017 Besitzer der gleichnamigen Modekette und betreiben 75 Standorte in der ganzen Schweiz.
Die drei Geschäftspartner gründen nun eine eigene Gesellschaft. Herbert wird sie präsidieren – und Silvia Bayard obliegt die operative Leitung der Läden. Die Bayards und Herbert sind seit langem befreundet: «Wir ticken unternehmerisch gesprochen genau gleich», so Silvia Bayard in einer Mitteilung.
Eine Sanierung tut not
Die drei Investoren gehen mit der Übernahme ein Wagnis ein. Denn die 31 Läden machen zusammen keinen Gewinn, wie aus einer Mitteilung hervorgeht: 2019 resultierte bei einem Umsatz von 90 Millionen Franken ein Betriebsverlust (EBIT). Viele der Standorte befinden sich in Kleinstädten oder Agglomerationsgemeinden wie Aubonne, Pfäffikon, Uster oder Emmenbrücke.
Dennoch gehen die neuen Besitzer davon aus, schwarze Zahlen zu erreichen – auch wenn sie nicht ausschliessen können, dass sie einzelne Filialen aufgeben werden. «Aufgrund meiner früheren Tätigkeit kenne ich das Potenzial dieser 31 Niederlassungen an erstklassigen Lagen bestens und bin deshalb regelrecht begeistert, dieses unternehmerische Vorhaben anpacken zu können», sagt Thomas Herbert.
Globus: 12 Warenhäuser. Oder 8?
Globus wird nach diesem Verkauf noch aus zwölf Warenhäusern bestehen. Besitzer René Benko und seine thailändischen Partner wollen sie zu exklusiven Konsumtempeln ausbauen. Für diese Ausrichtung auf Luxus und Exklusivität geben sie in den nächsten 300 Millionen Franken aus. Das Sortiment soll auf edlen Brands bauen – laut Presseberichten zum Beispiel Gucci, Dior oder LVMH-Marken.
Der neuen Strategie könnten weitere Standorte zum Opfer fallen: So erfüllen offenbar nur etwa acht Warenhäuser die neuen Anforderungen.
Benko und die Central Group verschreiben Globus damit die gleiche Strategie wie ihren Warenhäusern in Italien und Deutschland: Sie trimmten die deutsche KaDeWe-Gruppe und die italienische La Rinascente erfolgreich auf Luxus.
(mbü)