Mit zwölf Jahren wollte er Polizist werden jetzt sichert Thomas Meier, CEO von InfoGuard mit seinem Unternehmen statt den Strassenverkehr den Datenverkehr. «So gesehen bin ich im Sicherheitsbereich geblieben», sagt Meier lachend. «Wobei ich eher zufällig überhaupt zur IT gekommen bin, denn ich hatte mich immer für Wirtschaft interessiert, ich wollte in diese Richtung gehen.» Er hat die Wirtschaftsmatura gemacht, anschliessend an der Universität Zürich Betriebswirtschaftslehre studiert und dann vier Jahre beim Laborausrüster Renggli als Assistent der Geschäftsleitung und dann als Leiter des Marketing und des Profitcenters Salvis Labs Erfahrungen gesammelt.
Die InfoGuard gehört zur Crypto-Gruppe, einem der weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Informationssicherheit und insbesondere Datenverschlüsselung. Die wichtigsten Abnehmer der Crypto AG sind Regierungsstellen. Das Schwesterunternehmen InfoGuard richtet sich an kommerzielle Firmen und hat seinen operativen Schwerpunkt in der Schweiz.
Die menschliche Seite der Sicherheit
Datensicherheits-Unternehmen legen viel Wert auf Diskretion was würde Meier auf dem Skilift antworten, wenn er nach seinem Beruf gefragt wird? «Ich sage schon, dass ich im Informations-Sicherheitsbereich arbeite, aber man muss schon etwas aufpassen, wenn man im Freundeskreis über die Arbeit spricht denn die Kundennamen sind absolut tabu, viele Kunden möchten nicht, dass sie irgendwo erwähnt werden, was auch legitim ist.»
Obwohl die InfoGuard vor allem ein Lösungsanbieter von hoch komplexen Datenverschlüsselungssystemen ist, spielt die menschliche Seite der Sicherheit eine sehr grosse Rolle. «Das gilt auch für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter», fasst Meier seine Erfahrungen zusammen.
Unterschiedlich sind die Voraussetzungen bei seinen Kunden da passt sich Meier dem jeweiligen Vorwissen an. «Wir haben oft IT-Sicherheits-Sensibilisierungsveranstaltungen mit Verwaltungsräten unserer Kunden, und da bestehen hinsichtlich des Wissens teilweise erhebliche Lücken und da muss ich die Informationen so vermitteln, dass sie auch verstanden werden.»
Meier sieht sich selber nicht als Technologiespezialisten, er bildet sich aber dennoch ständig über die Technologie weiter. Wie alle Angestellten bei der InfoGuard hat auch er das einschlägige firmeneigene Weiterbildungsprogramm absolviert. Das alleine befriedigt die Interessen nicht immer. «Abends nehme ich auch immer wieder Lektüre nach Hause mit», sagt Meier, der ledig ist und versucht, die ganze während der Woche anfallende Arbeit zwischen Montag und Freitag zu erledigen.
Hinauf auf den Zugerberg
Die Abgrenzung zwischen Beruf und Freizeit fällt ihm nicht schwer, wobei er aber «auch an den Wochenenden immer erreichbar» ist. Im IT-Sicherheitsbereich kann das entscheidend sein denn erst kürzlich waren die Helplines eines schweizerischen Finanzdienstleisters am Wochenende ausser Betrieb, als eine Phishing-Attacke (das Abfragen von Passwörtern und die Umleitung auf eine täuschend echt nachgemachte Webseite) auf tausende von Kunden dieses Dienstleisters erfolgte.
Von seinem Arbeitsort Zug aus kann er nach Arbeitsende auch einem seiner Hobbys nachgehen. «Ich bike im Sommer sehr gerne, und von hier aus ist es nicht weit bis zu den nächsten Bergen. Eine meiner Lieblingsstrecken ist die auf den Zugerberg, sie ist praktisch gleich vor der Haustüre, da kann ich abends gut den Kopf auslüften und gleich noch etwas Sportliches unternehmen.» Sport hat für Meier, der ein sehr konzentrierter, besonnener und aufmerksamer Gesprächspartner ist und auch zwischendurch herzhaft lachen kann, eine wichtige Ausgleichsfunktion. Im Winter bevorzugt der Liebhaber von Kultur und gutem Essen Skifahren und Snowboarden als sportliche Aktivitäten.
Kennzahlen zum Geschäftsgang werden nicht veröffentlicht. Nur so viel: Die InfoGuard erwirtschaftet mit ihren 25 Mitarbeitern einen Umsatz von unter 10 Mio Fr. Der Löwenanteil entfällt auf die Technologie, ein Drittel des Umsatzes kommt aus dem Beratungs- und Weiterbildungsgeschäft.
Und das Wachstum? «Das ist ziemlich gross, aber auch dazu veröffentlichen wir keine Zahlen», fügt Meier entschuldigend an. Als privat gehaltenes Unternehmen besteht kein Quartalsdruck wie bei den gelisteten Konkurrenten. «Auch ist die Saisonalität des Geschäftsgangs für die InfoGuard kein Problem», sagt Meier. «Dadurch, dass wird diesen Quartalsdruck nicht haben, müssen wir unseren Kunden auch nicht Lösungen aufdrängen, die sich später als nicht sinnvoll erweisen denn das macht ein Anbieter nur einmal, danach ist er wieder aus dem Geschäft mit diesem Kunden.»
In der Schweiz vernetzt sich Meier in den Branchenverbänden, Stiftungen wie der InfoSurance oder mit firmeneigenen Veranstaltungen. «Der Golfplatz hingegen ist für mich als Treffpunkt und als Ort, wo wir Geschäfte einfädeln, nicht wichtig.»
Der Bedarf nach Lösungen ist weiterhin hoch. «Wir nehmen für Firmen regelmässige Sicherheits-Audits vor und sind immer wieder überrascht, wie einfach es ist, unter dem Vorwand, einen neuen Drucker installieren zu müssen, von der Hälfte der Angestellten die Passwörter am Telefon oder vor Ort zu erhalten», beobachtet Meier.
Keine Auslagerungnach Asien
Auch intern hält Meier die Sicherheit hoch - es ist nicht möglich, einfach so mit dem Lift in die Firmenräumlichkeiten auf dem ehemaligen Landis & Gyr-Areal in Zug zu gelangen. Die Daten auf allen Laptops sind verschlüsselt, mobile Telefongespräche erfolgen über verschlüsselte GSM-Verbindungen, und es gibt eine durchgängige Sicherheitspolitik für alle Mitarbeiter. Attacken auf das eigene Netz hat das Unternehmen bisher nicht erlebt - abgesehen von den üblichen kleinen Belästigungen durch Spam und Computerviren. Alle sicherheitsrelevanten Komponenten der Hardware werden im eigenen Haus hergestellt, die Programmierung erfolgt ebenfalls innerhalb der Crypto-Gruppe, und eine Auslagerung der Produktion oder der Entwicklung in Richtung Asien wird es laut Meier auf absehbare Zeit nicht geben.
Für Meier ist denn auch das Vertrauen die zentrale Basis des Geschäfts - gerade im Informations-Sicherheitsbereich. Geschäfte werden im Regierungskundenbereich oft über bestehende, lange aufgebaute und gepflegte Kontakte abgewickelt. Gerade in Asien und im Mittleren Osten ist es ein Vorteil, eine schweizerische und keine US-Firma zu sein. Allerdings sind die USA auch kein Markt für nicht amerikanische Firmen. Das ist für Meier kein Problem, denn mit den schweizerischen Banken ist eine sehr anspruchsvolle Kundschaft im Heimmarkt vorhanden, an ihr orientieren sich viele weitere Finanzdienstleister weltweit.
Die NSA hört mit
Die schweizerischen Banken sind, was die Sicherheit der Daten anbelangt, in Europa laut Meier mit Abstand führend. «Das ist insbesondere auch deshalb wichtig, weil es Stellen wie den US-Dienst NSA gibt, die explizit auf ihren Webseiten die Informationsbeschaffung für Regierungsstellen und für die eigene Wirtschaft als zentrale Aufgabe bezeichnen.» Die Tätigkeit solcher Dienste ist inzwischen für Finanzdienstleister die grosse Herausforderung - und nicht mehr der Computerhacker von nebenan.
Steckbrief
Name: Thomas Meier
Funktion: Geschäftsführer der InfoGuard AG, Zug
Alter: 37
Wohnort: Zug
Familie: Ledig
Karriere
1995-1999 Assistent der Geschäftsleitung, Leiter Marketing und Leiter Profitcenter, E. Renggli AG
2000 Marketingchef, Crypto AG
2001 Marketingchef, Verkaufschef, InfoGuard AG
Seit 2002 Geschäftsführer der InfoGuard AG, Zug
Firma
InfoGuard ist Teil der Crypto-Gruppe und spezialisiert auf umfassende Informationssicherheit und insbesondere Technologien für die Verschlüsselung von Daten in allen Arten von Datenkommunikationsnetzen. Die Firma InfoGuard besteht seit vier Jahren und richtet sich an kommerzielle Firmenkunden. Die Schwestergesellschaft Crypto verkauft seit über 50 Jahren weltweit IT-Sicherheitstechnologien an Regierungsstellen. Die gesamte Firmengruppe zählt über 250 Angestellte. Der Gesamtumsatz der InfoGuard mit 25 Beschäftigten beträgt knapp 10 Mio Fr.