Als Besucher könnte man sich in den labyrinthischen, teils jahrhundertealten Kellerräumlichkeiten der Winzerstube «Zum Ochsen» in Malans leicht verirren. Thomas Donatsch und Sohn Martin freilich haben den Überblick, denn hier erzeugen und lagern sie ihre Weine. Nicht weniger als 17 verschiedene Kreszenzen sind es zurzeit. «Zu viele», meint Thomas Donatsch lachend, «aber wir brauchen wohl einfach die Herausforderung.»
Vor 30 Jahren: Burgund statt Bündnerland
Diese hatte Thomas Donatsch bei der Weinbereitung schon früh gesucht. In der Bündner Herrschaft ist er einer der Pioniere des Qualitätsweinbaus. Unzählige Male reiste er in den 70er Jahren ins Burgund und knüpfte Kontakte mit dortigen Winzern. «Ich kannte damals das Burgund besser als die Bündner Herrschaft», erinnert er sich.
Begeistert und inspiriert von der burgundischen Weinbautradition pflanzte er 1975 Chardonnay- und Weissburgunder-Reben. Das war zu jenen Zeiten gesetzlich noch nicht erlaubt und trug ihm Ärger mit den kantonalen Behörden ein, die ihm eine Busse aufbrummten und verlangten, diese offiziell nicht zugelassenen Sorten auszureissen. Doch bevor es so weit kam, wurden 1993 die unsinnigen Restriktionen aufgehoben.
Auch die hiesigen Vinifizierungsmethoden waren für ihn nicht sakrosankt. «Mein Aha-Erlebnis hatte ich Mitte der 70er Jahre», erinnert sich Thomas Donatsch. «Ich reiste mit einer Auswahl von Herrschäftler Blauburgunderweinen des ausgezeichneten Jahrgangs 1971 ins Burgund, um sie dort mit befreundeten Winzern zu verkosten. Deren Kommentar lautete: Dieser Kommentar hat mich beflügelt, es in Zukunft besser zu machen.»
Donatsch war dann der erste Winzer, der in der Schweiz mit Barriques experimentierte. 1973 baute er erstmals den Pinot noir der Lage «Spiger» in drei gebrauchten Fässern aus, die er von André Noblet, dem damaligen Kellermeister der Domaine de la Romanée-Conti, geschenkt bekommen hatte.
Inzwischen sind etliche Jahre ins Land gegangen. Die Qualitätsrevolution, die den Weinbau auch in der Bündner Herrschaft markant veränderte, hat gezeigt, dass die Burgunder Winzer mit ihrer Kritik Recht hatten: In der Bündner Herrschaft gedeihen die Pinot-Sorten nicht nur besonders gut, aus ihnen lassen sich auch grosse Weine erzeugen. «Ich bin heute überzeugt», sagt Thomas Donatsch, «dass die Bündner Herrschaft zu den besten Pinot-Gegenden der Welt gehört.» Und Sohn Martin, der nach seiner Önologenausbildung auf verschiedenen Weingütern in Australien, Südafrika, Spanien und im Bordelais gearbeitet hat, nickt zustimmend.
Konsequenterweise sind die 4,5 ha Rebland, die zum Weingut Donatsch gehören, vorab mit klassischen Burgundersorten bestockt: 60% der Fläche mit Pinot noir, 10% mit Chardonnay und weitere 10% mit Pinot blanc. Der Pinot blanc der Lage «Frassa» überzeugt durch seine säuregestützte Fruchtigkeit. Ein Wein, der sich mit einer Vielzahl von Gerichten kombinieren lässt.
Nach burgundischem Vorbild erzeugt ist der in Barriques vergorene und auf den Hefen ausgebaute Chardonnay «Selvenen». Im Gaumen zeigt sich der 2002er facettenreich und vollmundig, dabei aber nicht üppig, sondern elegant, würzig und mit langem Nachhall.
Auch die Pinot-noir-Gewächse «Selvenen» und «Spiger» offenbaren ihren burgundischen Charakter. Während Ersterer im grossen Holzfass ausgebaut wurde und durch seine Fruchtaromatik besticht, präsentiert sich Lletzterer als breitschultriger, komplexer Wein. Besonders gut gelungen ist der 2001er mit seinem vollen, würzigen Gaumen, den Aromen von dunklen Beeren und den gut integrierten, dezenten Holznoten der burgundischen Pièces, in denen er ausgebaut wurde. «Der 2001er ist ein Lagerjahrgang. Es wäre jammerschade, wenn man diesem Wein nicht ein paar Jährchen Kellerruhe gönnen würde», meint Thomas Donatsch.
Die restlichen Rebparzellen sind gewissermassen das Experimentierfeld von Vater und Sohn Donatsch. Aus der Lage «Halde» stammt der Pinot gris, der spät geerntet wird. Ein Teil der Trauben wird zu einem restsüssen Spätlesewein verarbeitet. Die besten Traubenpartien werden jedoch nach der Ernte im Freien auf Rosten zum Antrocknen ausgelegt und nachher abgepresst. «Föhnbeeren-Auslese» heisst dieser honigsüsse, vielschichtige Nektar mit schönem Süsse-Säure-Spiel.
Die Weine verbessern, aber nicht verändern
Als Hommage an das Bordelais neben dem Burgund das zweite Weingebiet, zu dem sich Thomas Donatsch besonders hingezogen fühlt ist zudem je eine Parzelle mit Sauvignon blanc und Cabernet Sauvignon bestockt. Der Cabernet wird mit Pinot noir verschnitten und kommt als eher moderner Wein auf den Markt. Der in Barriques vinifizierte und ausgebaute Sauvignon blanc ist nicht ganz durchgegoren und behält eine spürbare Restsüsse. Wie gehts weiter auf dem Weingut Donatsch? «Wir versuchen, die Qualität zu halten, die wir erreicht haben», sagt Martin Donatsch bescheiden. «Nicht verändern wollen wir unsere Weine, sondern nur behutsam verbessern.» Doch da auch Sohn Martin die kreative Unruhe des Vaters eigen ist, werden die beiden mit Sicherheit noch manch grössere oder kleinere Modifizierung in Erwägung ziehen und vereinzelt wohl auch verwirklichen.
Dass sie sich dabei mitunter auch von modischen Tendenzen beeinflussen lassen, zeigt ihr derzeitiger Hang zu restsüssen Weinen. Auch der «Unique», eine Art Superherrschäftler aus selektionierten Pinot-noir-Partien des Jahrgangs 2000, kann den Zeitgeist nicht verleugnen. Diese neuste Kreation, die letzten Dezember für die Spitzengastronomie lanciert wurde, soll nur in aussergewöhnlichen Jahren produziert werden.
Weingut Donatsch, Winzerstube «Zum Ochsen», 7208 Malans; Tel. 081 322 11 17, Fax 081 322 12 21. Die Weine können in der Winzerstube «Zum Ochsen» gekauft werden. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 13.30 bis 23.00 Uhr, Samstag und Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr.