Tiger Woods war für einmal ausser Form. Am Masters, dem ersten der vier Grand-Slam-Turniere des Jahres 2007, hatte der 31-jährige Superstar, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AP treffend festhielt, sein «A-Game» nicht zur Verfügung, ja, nicht einmal sein «B-Game». Woods verzog auf dem auf 6820 m verlängerten Kurs im Augusta National Golf Club zahlreiche Abschläge mit dem Driver, und auch mit dem Putter missriet ihm vieles.



Diesen Mängeln zum Trotz spielte er bis fast zuletzt um den Sieg mit. Während der Schlussrunde lag er für kurze Zeit an der Spitze, bevor Überraschungsmann Zach Johnson die Chancen nutzte, wie

er sie möglicherweise in seiner

ganzen Karriere nie mehr bekommen wird.

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Für einmal Schwäche gezeigt



Die naturgegebene, zum Teil aber auch hart erarbeitete Überlegenheit macht Tiger Woods derart stark, dass er nur schwer zu schlagen ist – zumal auf schwierig hergerichteten Major-Turnier-Plätzen. Während der ganzen Woche in Augusta war er mit sich und seinem Spiel nie zufrieden. Er regte sich vor allem über die vier Bogeys auf, mit denen er am ersten und am dritten Tag jeweils auf den letzten beiden Löchern gute Scores verspielte. «So etwas kann man sich nicht leisten, wenn man ein Major-Turnier gewinnen will», sagt Woods.

Keiner der 96 Golfer in Augusta, nicht einmal Zach Johnson, war mit seinem Spiel nach subjektivem Empfinden wirklich zufrieden. Das lag jedoch am hohen Schwierigkeitsgrad der meisten Löcher mit den harten, trockenen, abschüssigen und ultraschnellen Greens. Das Siegerresultat lag bei einem Schlag über Par – so hoch wie nie mehr seit 1956.

Der akribische Schaffer Tiger Woods wird seine Drives schon bald wieder begradigen und seine Chancen auf den Greens nutzen. Es würde nicht verwundern, wenn er schon in diesem Jahr noch näher an den wichtigsten Rekord im Golfsport, die 18 Grand-Slam-Titel des «Golden Bear» Jack Nicklaus, herankäme (siehe Kasten). Noch sechs Triumphe fehlen ihm. Dabei hat er mit erst 31 Jahren schätzungsweise noch ein ganzes Jahrzehnt vor sich, in dem er im besten Alter eines Golfers aus dem Vollen schöpfen kann.

Im Mai 2006 starb Earl Woods, die wichtigste Person im Leben von Tiger Woods. Der Vater hatte die einzigartige Laufbahn in seinem Kopf vorgezeichnet, als der Sprössling noch in den Windeln lag. Tiger verdankt ihm heute alles: Den unermesslichen sportlichen Ruhm und das beinahe ebenso unermessliche Vermögen, das den künftigen Jungmilliardär unabhängig macht.

Die lange Leidenszeit und der Tod des krebskranken Vaters wühlten Tiger Woods auf. Aber sie machten ihn zugleich noch stärker. Beseelt vom enormen Willen, der ihn von sämtlichen Konkurrenten abhebt, setzt er die Jagd nach Triumphen und Rekorden fort. Er ist weiter auf der Suche nach dem perfekten Spiel, wie es sich Daddy gewünscht hat. Er spielt für seinen Vater.

Im Juli wird er selber Vater



Und Tiger Woods wird seinem ersten eigenen Kind ein genauso guter und aufmerksamer Vater sein. Voraussichtlich im Juli wird seine schwedische Lebenspartnerin Elin Nordegren, das frühere Model, den Nachwuchs zur Welt bringen. «Das wird das grossartigste Ereignis in meinem Leben», hatte der Megastar schon im Herbst gesagt, als er von der Schwangerschaft erfahren hatte. Woods will die Geburt nicht verpassen. Er wird nötigenfalls auch auf die Teilnahme am 136. British Open in Carnoustie verzichten. Genau diese Lebenseinstellung, die Bindung an die Familie, macht Woods Stärke auf dem Platz zu einem schönen Teil aus.

Das Schlechteste, was ihm passieren könnte, wäre die Trennung von seiner Lebenspartnerin. Es würde sein Leben und damit sein Golfspiel mehr aus den Fugen bringen, als es verzogene Drives und missratene Putts jemals tun können.

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Steckbrief



Name: Tiger Woods

Geboren: 30. Dezember 1975

Geburtsort: Cypress, Kalifornien

Wohnort: Orlando, Florida

Beruf: Golfprofi seit August 1996

Palmarès: 12 Siege an Major-Turnieren: Viermal US Masters (1997, 2001, 2002, 2005), zweimal US Open (2000, 2002), dreimal British Open (2000, 2005, 2006), dreimal US PGA Championship (1999, 2000, 2006). Insgesamt 56 Einzel-Turniersiege auf der US PGA Tour (Stand Mitte April 2007). 9 weitere Einzel-Turniersiege weltweit.

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Sie gewannen die meisten Turniere



18 Siege: Jack Nicklaus (USA). Zeitspanne 1962 bis 1986.

12 Siege: Tiger Woods (USA). 1997 bis 2006.

11 Siege: Walter Hagen (USA). 1914 bis 1929.

9 Siege: Gary Player (Südafrika). 1959 bis 1978; Ben Hogan (USA). 1946 bis 1953.

8 Siege: Tom Watson (USA). 1975 bis 1983.

7 Siege: Arnold Palmer (USA). 1958 bis 1964; Sam Snead (USA). 1942 bis 1954; Bobby Jones (USA). 1923 bis 1930; Gene Sarazen (USA). 1922 bis 1935.

6 Siege: Nick Faldo (England). 1987 bis 1996; Lee Trevino (USA). 1968 bis 1984.

5 Siege: Severiano Ballesteros (Spanien). 1979 bis 1988 (und

andere).