Als der Franzose Francois Thiébaud 1996 von Breitling zur Swatch Group (damals noch SMH) wechselte, wurde er in Personalunion Vorsitzender von Tissot, Certina und Mido und ein Jahr später Mitglied der Generaldirektion der Gruppe. Das offenbart, wie wichtig für Swatch-Chef Nicolas G. Hayek die kontinuierliche Fortführung der übernommenen Marken unter dem Dach der Swatch Group ist. Die Strategien werden in engem Kontakt zwischen Konzernleitung und Marke abgestimmt, die Umsetzung jedoch ist Sache der einzelnen Marketingteams.

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Einzig die älteste Marke, Tissot, wurde 1853 in Le Locle gegründet; Certina entstand 1888 in Grenchen, Mido 1918 in Solothurn. Nach den umfangreichen Festivitäten zum 150. Geburtstag von Tissot im Sommer 2003 verlagerte die Swatch Group die Firmensitze von Certina, Mido und Endura (Private-Label-Uhren) von Biel und Grenchen nach Le Locle. Seither teilen sich diese Marken mit Tissot deren Firmensitz hoch über dem Tal.

So sehr Thiébaud die Marke Tissot am Herzen liegt, so wenig mische er sich in die Details ein und schon gar nicht in jene der übrigen Marken. Vielmehr versteht er sich als «Chef d'orchestre», der jede einzelne Person gleich wichtig nimmt und zum Vibrieren bringen will, damit die «Musiker» zu höchster Perfektion auflaufen und sich wie aus einem Guss präsentieren. Der quirlige Chef führt seine Belegschaft, die in Le Locle über 200 Personen und weltweit nochmals so viele umfasst, offen und mit unmittelbaren Direktiven. Seine unkomplizierte und fröhliche Art kommt an; bei ihm wisse man, woran man sei, heisst es aus seinem unmittelbaren Umfeld.

Die Zusammenführung der erwähnten Marken am Tissot-Firmensitz ist ganz im Sinne Thiébauds, dessen Bewunderung einem Unternehmen gilt, das bis in die späten 70er Jahre der wichtigste Arbeitgeber der Region war. Heute kann er neben den eigenen Mitarbeitenden zumindest indirekt 2000 weiteren Personen bei den verschiedensten Zulieferfirmen, nicht zuletzt auch innerhalb der Swatch Group, zu einer regelmässigen Tätigkeit verhelfen. Davon sowie von der Computer-unterstützten Logistik mit einer Juste-in-time-Auslieferung, der Administration und dem neu eingerichteten Service après-vente profitiert nun jede dieser Marken.

Tissot: Mit viel Sport tagtäglich im Rennen

In seiner neunjährigen Tätigkeit als Tissot-Präsident konnte Produktion und Absatz der Uhren von 840000 auf über 2 Mio im Jahr gesteigert werden. Von den weltweit 16000 Verkaufspunkten befinden sich über 500 in der Schweiz, die hier zu Lande rund 180000 Uhren im Preissegment von 200 bis 2000 Fr. pro Jahr verkaufen. Damit ist Tissot noch immer hinter der Günstiguhr Swatch die absolute Nummer eins in der Schweizer Uhrenbranche.

So unterschiedlich die drei Marken geführt werden - der Sport verbindet sie alle, sei es in der Leistung, im Design oder im Sponsoring. Sportsponsoring ist in der Schweizer Uhrenbranche eine beliebte, weil effektive Kommunikationsdisziplin. Bei den Aktivitäten im In- und Ausland lassen sich Generalvertreter, Grosshändler und Detaillisten einbinden; selbst das eigene Personal kann mit einer Teilnahme an attraktiven Anlässen motiviert werden.

Tissot begann bereits in den 1930er Jahren, sich an Skimeisterschaften, danach an Nachwuchs-Fussballmeisterschaften und ab den 1970er Jahren im Autorennsport zu engagieren. Ab 1980 kam das Sponsoring im Radsport dazu. In Zusammenarbeit mit Swiss Timing trat die Marke zudem als offizieller Sport-Zeitmesser auf.

Heute konzentriert sich Tissot auf den Motorrad-, Rad-, Eishockey- und Fechtsport sowie in den USA auf den Supercross GP. Mit anderen Worten: Überall dort, wo Speed, Performance und höchste Technologie verlangt sind Eigenschaften, die zum hohen Qualitätsverständnis der Uhren passen. Sportarten auch, die auf der ganzen Welt Massen mobilisieren, sowohl vor Ort wie am Fernseher, genauso wie Tissot-Uhren weltweit millionenfach von Frau und Mann getragen werden.

Certina: Die Abkürzung DS steht für doppelte Sicherheit

Innerhalb der Swatch Group ist Certina die Sportuhrenmarke par excellence, robust und zuverlässig. Ihr Sortiment umfasst funktionale Uhren für den Extremsportbereich wie auch sportlich-elegante Modelle für aktive Frauen und Männer. Die Robustheit wird mit dem DS-System garantiert und als USP (Unique selling proposition) in der Kommunikation ausgeschlachtet.

DS ist das Kürzel für doppelte Sicherheit und umfasst eine spezielle Bodendichtung durch einen verstärkenden Zwischenring im Gehäuseboden, eine Kronendichtung durch einen Dichtungsring auf der Stellwelle und ein extrastarkes Saphirglas. Sind Gehäuseboden und Krone noch zusätzlich verschraubt, spricht Certina von DS+.

Ihre Philosophie umschreibt Certina-Chef Adrian Bosshard mit «kompromissloser Technologie in brillantem Design verpackt». Und das mit einem aussergewöhnlichen Preis-Leistungs-Ausweis. «Mit gut einem Dutzend Kollektionen im Preissegment von 200 bis 800 Fr. sprechen wir ein breites Publikum an.» Was offensichtlich funktioniert: Certina konnte ihren Umsatz in den vergangenen drei Jahren verdoppeln. Am erfolgreichsten ist der Brand in Skandinavien, wo Certina innerhalb der Gruppe die allermeisten Uhren verkauft, in der Schweiz, in Osteuropa, aber auch im Mittleren Osten und in Russland.

Im Gegensatz zum Mannschaftssport-Sponsoring von Tissot unterstützt Certina Einzelsportler, wie beispielsweise die erfolgreiche Schweizer Behindertensportlerin Edith Hunkeler, den Schweizer Motorradfahrer Thomas Lüthy und dessen spanischen Gegner Sete Gibernau oder den norwegischen Rally-Worldchampion Petter Solberg.

Mido: Diese Marke ist erst noch zu entdecken

Die jüngste der drei Schwestern tickt mit Automatikwerken und umfasst gerade mal sechs Modelllinien, die sich durch ein eigenständiges, sehr klares Design auszeichnen. Die über Jahrzehnte gültige Firmenphilosophie, robuste automatische Uhren mit einer überdurchschnittlichen Wasserfestigkeit herzustellen und in eigenständiges Design zu verpacken, ist mit der Wiederbelebung der attraktiven Multifort-Kollektion im Jahr 1998 wieder oberstes Gebot geworden.

Einst eine starke Schweizer Uhrenmarke, kam sie 1971 unter das Dach der Asuag, wo sie lange Jahre vernachlässigt worden war, bis sie in der Swatch Group mit den beiden Weltneuheiten Bodyguard (Alarmsignal von über 100 Dezibel Lautstärke) und Worldtimer (sekundenschnelles Einstellen der Zeitzonen) langsam wieder aufgebaut wurde. Mit nur 60 Verkaufspunkten in der Schweiz ist das Potenzial des Heimmarktes noch lange nicht ausgeschöpft. Ihr absoluter Hauptmarkt ist Mexiko, was auf den Mido-Firmengründer Georges Schaeren zurückzuführen ist.

Am gemeinsamen Sitz in Le Locle dürfte die sportliche Männermarke (wird nur von 10% Frauen gekauft) von der Distribution der Gruppe am meisten profitieren.

Die für die Basler Messe entwickelten Neuheiten zeichnen sich durch fein ausgearbeitete funktionale Details und ein junges, sehr ansprechenden Design aus. So ist Ocean Star Capton auf die Bedürfnisse der Segler und Seefahrer ausgerichtet, während die All-Dial-Kollektion mit zwei neuen COSC-zertifizierten Chronometern bereichert wird. Der Mido-Käufer erhält ein wunderschönes Design und viel Uhrentechnik zu moderaten Preisen: Die Verkaufspreise liegen knapp unter 2000 Fr. für die mechanischen Chronometer-Chronographen und wenig über 1000 Fr. für den ersten Automatik-Zeitmesser aus Titan der Marke Mido.

Tissot und der Motorrad-Rennsport

Alles dreht sich um die schnellen Töffs

Tissot ist offizielle Zeitnehmerin der Moto-GP-World-Championships-Reihe, die am Wochenende vom 9./10. April in Jerez (Spanien) startet und nach 17 Rennen rund um die Welt am 5./6. November 2005 wiederum in Spanien, diesmal in Valencia, endet. Zu diesem Anlass bringt die in Le Locle domizilierte Uhrenmarke ein auf 5002 Stück limitiertes Sondermodell heraus. Der Official-Moto-GP-Quarzchronograph ist ein robuster Hochleistungs-Zeitmesser aus karbonbeschichtetem Edelstahl, Latexarmband mit speziellem T-Relief und gravierter Sicherheitsschliesse. Das Design beruht auf Grundlagen des Motorradsports: Die Lünette symbolisiert Bremsscheibe und Bremsgabel. Das Moto-GP-Logo ist mit der nummerierten Uhrenzahl (1/5002 bis 5002/5002) im Gehäuseboden eingraviert. Das leuchtend rote Zifferblatt zeigt klar ablesbar die Zehntelsekunden- und 30-Minuten-Zähler, die kleine Sekunde bei sechs und das Datum bei drei Uhr. Praktisch auch der grosse zentrale Sekundenzeiger, die ADD- und Split-Funktionen.

Die offizielle Motorrad-GP-Uhr wird in einem schwarzen Etui in Reifenform angeboten, zusammen mit 17 Medaillons; auf diesen sind die 17 Rennstrecken eingraviert.

Tissot und die Taschenuhren

Ein Stück Vergangenheit lebt modernisiert wieder neu auf

«Der Sport ist das beste Mittel, um im Rennen zu bleiben», schwärmt Tissot-Chef Francois Thiébaud und meint damit die limitierten Uhren-Sondermodelle, die immer wieder zu Sportereignissen - wie etwa die diesjährige Eishockey-WM - entwickelt werden und sich wie frische Weggli verkaufen.

Allerdings ist Tissot weit mehr als eine Sportuhr. Ihr Credo «Innovation bei Tradition» macht deutlich, dass die Gegenwart auch immer mit der Vergangenheit und der Zukunft verbunden ist. Die Linien Heritage für Armbanduhren und Replica für Taschenuhren lassen die glorreichen Wurzeln der Neuenburger Uhrenindustrie weiter wachsen. Tissot stellt nach wie vor jährlich rund 35000 Taschenuhren her.

Kaum eine andere Marke vereint derart viele und vielseitige Aspekte der Uhrenkreation und -fabrikation. Fast alles scheint möglich, sodass sich die Modellvielfalt jedes Jahr in 100 und mehr Neuheiten niederschlägt. «Tissot gelingt es immer wieder, echte Innovationen zu entwickeln, die niemand von uns erwartet», freut sich Thiébaud.