Einer der wertvollsten Schweizer Kunstschätze ist endgültig für die Eidgenossenschaft verloren – die Sammlung Thyssen-Bornemisza. Jahrzehntelang hatten zunächst Heinrich Thyssen-Bornemisza und nach dessen Tod Sohn Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza (Baron Heini) Tausende Werke gekauft und ab 1932 in der Villa Favorita in Castagnola TI ausgestellt.
Verzaubert von Ehefrau Nummer fünf, der ehemaligen spanischen Schönheitskönigin Carmen (Tita) Thyssen-Bornemisza, und nach wenig erbaulichen Verhandlungen mit Schweizer Unterhändlern begann der Patriarch schon Anfang der Neunzigerjahre mit der Verschiebung wertvoller Gemälde in die Heimat von Baronin Tita. Als er vor zwei Jahren starb, keimte kurz nochmals Hoffnung auf, dass zumindest einzelne Exponate im Tessin bleiben könnten.
Dieser Traum ist nun geplatzt: Als unlängst König Juan Carlos und Königin Sofia von Spanien den 8000 Quadratmeter grossen Erweiterungsbau des Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid eröffneten, hingen da die wertvollsten Werke von Künstlern wie Monet, Renoir, Picasso und Gauguin. Mehr als 65 Millionen Franken hat Spanien für den Anbau spendiert. «Die Investition zeigt ein grosses Vertrauen des spanischen Staates», konstatiert «The Independent». Denn der Milliardenschatz gehört weiterhin – und jetzt ganz allein – der 61-jährigen Baronin. Sie hat die Kunst lediglich für elf Jahre ausgeliehen. WP