Die Löhne der Topmanager klettern weiter in die Höhe. Gute Geschäftszahlen und markant gestiegene Aktienkurse haben die Vergütungen an der Managementspitze begünstigt. Der variable Saläranteil, meist gekoppelt an den Gewinnausweis, hat deutlich zugelegt. Gleichzeitig sind die verteilten Aktienpakete und Optionen schwerer geworden.

Ein Lohnvergleich der «Handelszeitung» bei den grössten Schweizer Unternehmen zeigt, dass sich das durchschnittliche Gehalt eines Mitglieds der Geschäftsleitung um 15% auf 2,3 Mio Fr. erhöht hat (siehe Kasten). Bei drei Vierteln der Firmen wurden die Vergütungen an die Konzernleitung nach oben angepasst. Gehörten früher nur wenige Gesellschaften zum «Millionenklub», hat sich dieser Kreis innert Jahresfrist von 27 auf 31 Betriebe erhöht.

Nebst den global agierenden Multis zahlen auch zunehmend mittelgrosse Unternehmen ihren Führungskräften siebenstellige Gehälter aus. Neu dazu gestossen sind Atel, Clariant, SIG und Valora. Die Energiesparte war bisher eher am unteren Ende der Lohnskala zu finden. Erstmals hat nun der Stromversorger Atel mit einem Saläranstieg von knapp 30% auf 1,1 Mio Fr. diese magische Grenze überschritten. Demgegenüber bildet die Berner BWK FMB Energie mit einem moderaten Zuwachs von gut 6% auf 375000 Fr. das Schlusslicht.

Die bestbezahlten Manager sind im laufenden Jahr erneut bei den Grossbanken UBS und Credit Suisse zu finden, die ihre Spitzenpositionen verteidigt haben. Mit den fast identischen Durchschnittsgehältern von knapp 19 Mio Fr. bewegen sich die beiden Finanzdienstleister in einer eigenen Liga. Dahinter haben die beiden Pharmariesen Roche und Novartis die Plätze getauscht. Dank einem über 50-prozentigen Lohnsprung auf 7,7 Mio Fr. liegt Roche nun knapp vor dem Basler Branchenkonkurrenten. Anders sieht es beim Salär für den Konzernchef aus: Novartis-CEO Daniel Vasella liegt als Spitzenreiter bei den Chefsalären mit 44 Mio Fr. deutlich vor Franz Humer, dem Firmenlenker von Roche, mit gut 21 Mio Fr.

Nebst den Banken und Pharmaunternehmen haben sich auch die Versicherer in den vordersten Positionen platziert. Die Swiss Re rückte mit einer um fast die Hälfte auf 7,2 Mio Fr. erhöhten Vergütung von Platz 7 auf Platz 5 vor, während Zurich Financial Services ihre Rangierung unter den Top Ten behauptete. Unter den Gesellschaften mit Millionengehältern befinden sich zudem Swiss Life und Bâloise. Mit einer knappen Verdreifachung des Salärs hat sich die Bank Julius Bär erstmals unter die zehn Firmen mit der höchsten Vergütung vorgearbeitet. Neu ist in diesem exklusiven Kreis auch der Stellenvermittler Adecco angesiedelt.

Mit teils massiven Lohnverbesserungen sind überdies viele Industrieunternehmen nach oben gestossen. Bei der neu gebildeten OC Oerlikon (ehemals Unaxis) hat der Verwaltungsratspräsident und Grossaktionär Georg Stumpf dafür gesorgt, dass die Entschädigungen für die Mitglieder der Konzernleitung um 30% auf 2,1 Mio Fr. angehoben wurden. Dem kürzlich zurückgetretenen CEO Thomas Limberger bewilligte er gar einen Lohnsprung von 2,1 Mio Fr. auf über 20 Mio Fr., worauf der Firmenchef nach einer harschen Kritik in den Medien sein Gehalt auf immer noch stattliche 7,7 Mio Fr. zurück korrigierte. Die Industriegruppe SIG passte die Gehälter mitten im Kampf für einen neuen Mehrheitsaktionär um knapp 20% nach oben an. Bei Bucher Industries, zuvor in der unteren Ranglistenhälfte platziert, sind die Löhne um über die Hälfte angewachsen.

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*Die Industrie holt auf*

Im Industriesektor lassen sich jedoch einige Firmen ausmachen, die ihre Gehälter im Topmanagement verminderten. Bei ABB sind die Vergütungen aufgrund von Sondereffekten durchschnittlich um rund einen Drittel gesunken. Rückläufig sind auch die Spitzenlöhne bei Ascom, Bobst und Logitech. Bei Ascom sind die Vergütungen an die Konzernleitung um knapp ein Drittel nach unten gerutscht.

Die markanteste Lohnverbesserung ergab sich mit einer guten Verdreifachung beim Chemieunternehmen Lonza. In der Konzernleitung dieses mittelgrossen Betriebes werden jetzt die gleich hohen Gehälter wie beim Nahrungsmittelmulti Nestlé bezahlt. Gleichzeitig hat sich Lonza-CEO Stefan Borgas mit einem Jahresverdienst von 3 Mio Fr. unter den bestbezahlten Konzernchefs eingereiht. Kräftig aufgeholt hat auch Clariant. Der Spezialist für Feinchemikalien ist mit einem knapp 50-prozentigen Salärschub näher zum Branchennachbar Ciba SC aufgerückt.

Der Mischkonzern Valora galt an der Börse lange Zeit als Sorgenkind. Nun will die Konzernleitung mit einer stärkeren Fokussierung die Gunst der Anleger gewinnen und hat zunächst einmal die Gehälter auf 1,1 Mio Fr. fast verdoppelt. Anders sieht es beim Reiseunternehmen Kuoni aus, bei dem die Vergütungen um fast ein Drittel deutlich unter die Millionengrenze gefallen sind.

Bei den staatsnahen Betrieben liegt die teilprivatisierte Swisscom mit einem Durchschnittsverdienst von knapp 1 Mio Fr. deutlich über den vom Bund vollständig kontrollierten Gesellschaften. Bei den drei Direktoriumsmitgliedern der Nationalbank liegen die Saläre ziemlich ausgeglichen um rund 600000 Fr. Knapp dahinter folgen Post, SBB und Ruag mit ebenfalls nur wenig veränderten Entschädigungen.

Vergleichsweise bescheiden nehmen sich - kaum zufällig - die Löhne bei Migros und Coop aus. Die beiden Genossenschaften haben bei den Vergütungen für die Spitzenkader auch die Sensibilität der Kunden im Auge. Migros beliess die Topsaläre fast unverändert bei gut 600000 Fr., während Coop die Vergütungen um 12% auf 430000 Fr. verminderte. Generell ist zu beobachten, dass die stark national ausgerichteten Unternehmen ihren Topmanagern niedrigere Löhne überweisen als global ausgerichtete Konzerne.