An Selbstbewusstsein fehlt es Stefanie Schulze sicher nicht: «Ich glaube nicht, dass das schon der Höhepunkt war. Es geht noch weiter, das merke ich jetzt schon.» Das sagt die junge Flip-Flop-Anbieterin, die in diesem Sommer mal eben 550000 Paar dieser flippigen Gummi-Zehenriemensandalen, so die offizielle Bezeichnung, verkauft hat.

Auch die Schweizerinnen waren verrückt danach, erzählt die sympathische Trendmacherin stolz. «Das Mode-Kaufhaus Merkur in Basel führt sie und die Trendstores im Niederdorf in Zürich kaufen bei mir ein.» Fast 60000 Paar gingen in diesem Sommer allein auf den Schweizer Markt. Und für 2004 schnellen die Nachbestellungen gerade aus der Schweiz besonders in die Höhe, freut sich Schulze.

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Flip-Flops waren in diesem Sommer der Hit der Saison. Nicht nur im Strandbad. Auch in Cafés, selbst bei abendlichen Gesellschaften tauchten die bunten Sandalen auf. Jeder trug sie, jeder liebte sie. Die Kautschuksandalen eroberten Boutiquen und Sportgeschäfte in fast ganz Europa. Nur an Spanien und Portugal ging der Trend noch etwas vorbei, ärgert sich die Münchnerin. Das will Stefanie Schulze im nächsten Jahr ändern. In Italien hingegen war die Nachfrage ebenfalls sehr gut. Die Flip-Flop-Millionärin, wie sie von einigen Zeitgenossen bereits genannt wird, ist ehrgeizig. «Ich wollte immer schon Trends machen und eine starke Marke aufbauen.» Das ist ihr mit dem Label Flip-Flop geglückt.

Eine geschützte Marke mit Kultstatus

Der Name ist mittlerweile europaweit geschützt. Andere Modehersteller, wie etwa Esprit, sind schon auf den Zug gesprungen. Selbst sündhaft teure Designer-Sandalen tauchen inzwischen in ähnlicher Aufmachung auf, doch keines der Modelle kommt an Schulzes Powerseller heran.

Flip-Flops geniessen Kultstatus. Denn diese Art Schlappen gab es schon einmal, wie sich wohl viele erinnern: Vor 20 Jahren im Italien-Urlaub tauchten diese Gummilatschen zuerst auf. Die Riemen scheuerten und rissen irgandwann ab, doch schon seinerzeit waren die höchst einfachen Sandalen für eine kurze Zeit in.

Stefanie Schulze bastelte zwar schon seit einigen Jahren an der Marke Flip-Flop, dass ein solches Label aber nicht von heute auf morgen etabliert werden kann, wusste die ehemalige PR- und Marketing-Verantwortliche der österreichischen Wintersportmarke Atomic natürlich. Vor einem Jahr kam die grosse Flut in Deutschland, da gab es andere Sorgen. In diesem Jahr verwandelte der Jahrhundertsommer ganz Europa für Monate in eine Sauna. Die Stunde der Flip-Flops war gekommen. «Auf einmal rissen die Leute mir die Schuhe aus den Händen», sagt Schulze. Auf Schuh- und Trendmessen war sie plötzlich der Star.

Neue Produktionsbetriebe wegen enormer Nachfrage

Die quirlige, 39-jährige Powerfrau macht am liebsten alles selbst. Sie fuhr deshalb selber zu den Fabriken, verhandelte und kaufte ein. Die Trendlatschen sollten schliesslich etwas aushalten, robust sein und trotzdem bequem. Und natürlich auch schick. Die Nachfrage explodierte, schnell mussten neue Produktionsstätten in Osteuropa gefunden werden. Eine Freundin ist für das Design zuständig. Der Klassiker unter den Flip-Flops ist einfarbig.

Während in Deutschland, in der Schweiz, in Österreich und in Italien Vertreter für Schulze unterwegs sind, übernimmt sie den Verkauf in den Benelux-Ländern selbst. In ihrem schlichten Münchner Büro wird sie von nur zwei Mitarbeitern im Innendienst unterstützt. Spedition und Lager sind an ein Logistikunternehmen ausgegliedert. «Mein grösster Vorteil in diesem Sommer war, das wir immer Schuhe vorrätig hatten», erzählt Schulze, «wir haben ein gewisses Lagerrisiko übernommen, konnten dafür aber auch jederzeit nachliefern.»

Nächste Saison auch T-Shirts und Badetücher

Die häufigste Frage, die Schulze jetzt gestellt wird, lautet, was sie denn bloss den Winter über mache. «Im Dezember bekommen einige ausgewählte Trendläden bereits die Schuhe aus der neuen Frühjahr-Sommer-Kollektion 2004», antwortet die Trendsetterin. Die neuen Farben werden Neon sein, verrät sieweiter, das Design poppiger und blumiger.

Ausserdem wird die Unternehmerin ihre Produktpalette erweitern: Gerade fertig geworden sind erste Muster einer Flip-Flop-Strandtasche, dazu passend ein grosses Badehandtuch. Neu kommen auch verschieden gemusterte T-Shirts mit Flip-Flop-Logo und Flip-Flops für Männer mit speziellem Fussbett. «Immer mehr Männer tragen begeistert Flip-Flops», freut sich die Trendsetterin. Schulze fiebert dem nächsten Sommer geradezu entgegen. «Ich bin ganz sicher, das nächste Jahr wird es erst richtig losgehen.»