Bei der Ermittlung der TV-Quoten kommt es zu weiteren Verzögerungen - fürs Jahr 2013 fehlen sie noch immer. Darüber berichtete «Handelszeitung Online» am Dienstag. Die Einführung einer neuen Messmethode gestaltet sich offenbar schwieriger als gedacht. Gleichentags informierte die mit der Erhebung der Daten beauftrage Mediapulse per E-Mail ihre Kunden.
In dem Schreiben werden verlässliche Zahlen bis «spätestens auf Ende Monat» versprochen. Weiter bittet Mediapulse-Direktor Manuel Dähler um «einige weitere Tage Geduld». Um die Unregelmässigkeiten der Erhebung zu beheben, werden vier Massnahmen beschrieben. Interessant dabei ist, dass sich zwei auf die Einstrahlung von Schweizer Werbeblöcken durch ausländische Programmanbieter beziehen. Offenbar kam es dort zu Unstimmigkeiten.
Das System mit dem Namen «Telecontrol» lieferte von 1985 bis Ende des letzten Jahres die Einschaltquoten der Schweizer Haushalte. Seit dem ersten Januar wird der TV-Konsum in der Schweiz mit einem neuen Verfahren gemessen. Jetzt ermittelt das «5000 Series PeopleMeter» zusammen mit einer Computersoftware neu gleich zwei Quoten – wenn es denn funktionieren würde. Die «Over Night»-Quote und die «Over Night plus 7»-Quote.
So werden die Daten ermittelt:
In der ganzen Schweiz müssen täglich 1870 Haushalte Daten zum TV-Konsum liefern können. Darum sind gesamthaft etwas über 2000 Haushalte mit den neuen Messgeräten ausgerüstet, dies um die Ausfallquoten der Geräte abfedern zu können. Die Grundverteilung sieht so aus: 1000 Haushalte in der Deutschschweiz, 600 in der Westschweiz und 270 im Tessin ermitteln die Währung der Fernsehbranche, die Einschaltquote.
In den ausgesuchten Haushalten werden die TV-Geräte mit dem «5000 Series PeopleMeter» verbunden. Dieses zeichnet den Ton der konsumierten TV-Programme auf. Gleichzeitig muss über eine Fernbedienung eingegeben werden, wer die Sendung anschaut. Die aufgezeichneten Daten werden dann, nach zwei Uhr morgens, automatisch in die Auswertungszentrale übermittelt.
Dort werden die Tonmitschnitte mit einer Aufzeichnung der Programme verglichen und so zugeordnet.
Die Computer im selben Haushalt werden mit einem speziellen Programm bespielt. Dieses erkennt, wenn der Nutzer einen TV-Inhalt konsumiert. Das Programm lässt die Fernbedienung einblenden, auf welcher wieder angegeben werden muss, welche Person im Haushalt die Sendung sieht. Die Daten werden dann in Echtzeit an die Auswertungszentrale übermittelt.
Verschiedene Zeiten
Ein Fernsehtag dauert nicht von Mitternacht bis Mitternacht, sondern beginnt erst um zwei Uhr morgens. Die «Over Night»-Quote wird aus allen in diesem Zeitfenster ausgestrahlten Programmen ermittelt, die entweder am TV oder über den Computer konsumiert worden sind. Schaut sich in einem Haushalt die 50-jährige Mutter die Tagesschau in Echtzeit um 19.30 Uhr an und ihr 20-jähriger Sohn schaut diese um 23 Uhr über Internet zeitversetzt an, so fliessen beide in die «Over Night»- Quote ein, die im Verlaufe des Vormittages zur Verfügung gestellt wird.
Nun kann es aber sein, dass jemand eine Sendung im relevanten TV-Tag verpasst hat und die Sendung am nächsten Tag über das Internet konsumiert. Jetzt wird die zweite Quote, die «Over Night plus 7» ermittelt. In diese Quote fliessen die Daten des eigentlichen TV-Tages ein, plus die Daten des zeitversetzten Konsums der folgenden sieben Tage. So stehen dann am achten Tag nach der Ausstrahlung einer Sendung die «Over Night plus 7»-Quote fest. Für die TV-Programmmacher ist nun ersichtlich, wie stark ihre Inhalte zeitversetzt konsumiert worden sind.
Das neue Messsystem soll den Programmmachern nicht nur die Echtzeit Daten der Sendungen liefern, sondern auch das Interesse an einem Programm nach der eigentlichen Ausstrahlung abbilden.