Als Ryan Graves einen Tweet an Uber-Mitbegründer Travis Kalanick schickt, ahnt er in diesem Moment wohl noch nicht, dass sich dadurch sein Leben verändern wird.
Am 5. Januar 2010 schlägt Graves auf Twitter vor, dass Kalanick ihn doch anstellen sollte. Kalanick heisst damals bei Twitter «KonaTbone». Zu diesem Zeitpunkt ist Graves noch Leiter eines Trainee-Programms bei General Electric für künftige Manager im IT-Bereich und Uber ein Startup, das ganz am Anfang steht und das Taxi-Problem in San Francisco lösen will.
Graves hat den Uber-Gründer offenbar mit seinem Tweet überzeugt. Am 1. März 2010 wird er der erste Mitarbeiter bei Uber, wie das US-Nachrichtenportal «CNBC» berichtet.
«Ich habe auf Craigslist, Twitter und anderen Kanälen nach dem richtigen Kandidaten gesucht», schreibt Kalanick 2010 in einem Blog-Beitrag über die Anfänge von Uber. «Was dabei herauskam, war die grossartigste Stellenanzeige und Antwort, die ich je gesehen habe.»
Mittlerweile ist Uber ein Einhorn der Superlative. Derzeit liegt der Wert der Aktie zwischen 42 und 44 US-Dollar. Das einstige Startup hat einen Börsenwert von knapp 70 Milliarden US-Dollar. Und Graves, der durch einen einfachen Tweet als erster Mitarbeiter zu Uber kam, ist ein reicher Mann.
Harte Arbeit
Bis heute ist Uber-Gründer Kalanick von seiner damaligen Entscheidung überzeugt, lässt sogar anklingen, dass Uber erst durch Graves derart erfolgreich wurde. «Ab dem Tag, an dem er anfing, arbeiteten wir ungefähr 15 bis 20 Stunden pro Woche zusammen, an dem Produkt, vom Einsteigen des Fahrers bis hin zum Preismodell, das ganze Programm. Er hat diese ganze Startup-Sache schnell verinnerlicht und sich den A**** aufgerissen, um das Uber-Team aufzubauen, für den Start in San Francisco und für den anschliessenden wachsenden Erfolg», schreibt Kalanick.
Irgendwann wurde Grave Geschäftsführer von Uber, und war schliesslich sieben Jahre Senior Vice President für internationale Angelegenheiten. Als im August 2017 jedoch die Vorwürfe wegen sexueller Belästigung und Diskriminierung gegenüber dem Unternehmen immer lauter werden, treten zunächst Kalanick und schliesslich auch Graves von ihren jeweiligen Posten zurück.
Uber und die Börse: Wenn der Gang nicht reingeht
- Das Debüt des Taxidienst-Anbieters an der Wall Street Anfang Mai war weniger spektakulär als gedacht, die Nachfrage nach Uber-Titeln verhalten. Trotz allem: Bei Uber handelt es sich um den grössten IPO seit Alibaba. Mehr über die Start-Performance lesen Sie hier.
- Der lange erwartete Börsengang von Uber sollte den Fahrdienstleister in eine Liga mit den Big-Tech-Giganten Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google katapultieren, die bislang für das Akronym FAANG stehen. Es kursierte bereits die ausgebaute Version UFAANG. Aber dieses Zeitalter ist erst mal abgesagt, wie Sie hier lesen.
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«Wir hätten uns mehr Zeit nehmen sollen, um über unsere Fehler nachzudenken und gemeinsam Änderungen vorzunehmen», schreibt Graves in einer E-Mail an die damaligen Mitarbeiter von Uber, die «CNBC» veröffentlichte.
Milliardär mit Mitte Dreissig
Heute sitzt Graves nur noch im Vorstand von Uber, lebt mit seiner Familie auf Hawaii und leitet die von ihm gegründete Investmentfirma Saltwater.
Auch damit ist Graves erfolgreich. «Er hat diese Dreierkombination aus Betriebsamkeit, emotionaler Intelligenz und Geschick», beschreibt Kalanick, der heute laut «Forbes» ein Vermögen von rund fünf Millionen US-Dollar hat, seinen ehemaligen Mitarbeiter in dem Blog-Beitrag.
Das Vermögen des 35-Jährigen Graves beläuft sich laut dem Wirtschaftsmagazin «Forbes» auf über eine Milliarde US-Dollar.
(Dieser Artikel erschien zunächst in einer anderen Version auf «Business Insider Deutschland»)