Mitte der 90er Jahre entwickelten die drei an der ETH tätigen Ingenieure Jean-Pierre Wyss, Andreas Thiel und Daniel Ammann den weltweit kleinsten GPS-Empfänger. «Die Industrie zeigte grosses Interesse an unserer Arbeit», erinnert sich Wyss, heute Head of Finance & Production ihres gemeinsamen Unternehmens U-Blox. Deshalb entschlossen sich die drei gegen die Dissertation und für das Unternehmertum. U-Blox wurde 1997 gegründet, als Venture-Kapitalgeber stiegen unter anderem die Zürcher Kantonalbank, die Credit Suisse und die Partners Group ein. Der Durchbruch erfolgte 2000, als U-Blox in einem Konsortium Anwendungen für die Abrechnung der Schweizer Schwerverkehrsabgabe (LSVA) liefern konnte.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Bankrott knapp abgewendet



Doch dann folgte eine kritische Phase. Vom finnischen Unternehmen Benefon erhielt man den Auftrag für Empfänger eines der ersten GPS-Handys. Die Finnen kamen in Nöte, wurden zahlungsunfähig – und U-Blox, welche Module vorproduziert hatte, geriet ebenfalls in Schieflage. Wyss: «Das brach uns beinahe das Genick. Mithilfe unserer Lieferanten konnten wir die Situation meistern und wussten fortan von der Gefahr zu grosser Abhängigkeit von einem Grosskunden.»



Externes Know-how



Klar wurde auch, dass für das weitere globale Wachstum der Firma ein aussenstehender Manager mit dem nötigen Markt- und Verkaufs-Know-how nötig sein würde. 2002 wurde deshalb der heutige CEO Thomas Seiler engagiert, der zuvor erfolgreich zwei international tätige Elektronik-Firmen geführt hatte. «Ich war fasziniert vom Marktpotenzial und den Fähigkeiten der Ingenieure», sagt Seiler. Damals beschäftigte U-Blox in Thalwil ZH rund 40 Personen. Inzwischen arbeitet U-Blox profitabel und erfreut sich stattlicher Wachstumsraten. «Unser Geschäft ist die Positionsbestimmung», bringt Seiler die Aktivitäten auf den Punkt. Das Unternehmen mit heute weltweit 70 Mitarbeitenden ist in den Marktsegmenten Automotive, mobile Endgeräte und Infrastruktur (Road Pricing) tätig.

Der grösste Markt ist der Bereich Automotive, also Chips für Navigationssysteme in Autos und für das Verfolgen von spedierten Gütern. «Viele Firmen haben ihre Lager auf Lastwagen, Eisenbahnwagen oder Schiffen. Für die Logistiker ist es deshalb wichtig zu wissen, wo sich ihre Ware gerade befindet», erklärt Seiler. Der Automotive-Bereich macht rund 70% des Umsatzes von 55 Mio Fr. (2006) aus. «Der Markt mit Navigationssystemen in mobilen Geräten

wie Hanys ist erst am Entstehen. Doch das Potenzial ist riesig», weiss Seiler. Dafür muss U-Blox weltweit präsent sein. Um dies zu gewährleisten, hat das Unternehmen Verkaufsbüros in den USA

sowie Niederlassungen in China, Hongkong, Singapur, Taiwan und Südkorea.

Kooperation in China



«Die meiste Konsumelektronik wird in Asien entwickelt», sagt Wyss. Vor wenigen Wochen konnte man die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Mobiltelefon-Konstrukteur Longcheer verkünden. Das rasante Wachstum führt auch zu mehr Arbeitsplätzen in der Zürichseegemeinde, wo die Abteilung Forschung & Entwicklung entsprechend wächst. U-Blox beschränkt sich auf Forschung, Entwicklung, Verkauf und Marketing. Die Produktion wurde von Beginn an ausgelagert.

Der Gesamtmarkt wird zurzeit dominiert von SiRF, einem US-Hersteller mit 50% Marktanteil. U-Blox ist die Nummer zwei; insgesamt gibt es nur zehn weitere Players.

Die künftigen Anwendungsgebiete der GPS-Technologie sind breit. Nebst den genannten Bereichen gehören auch Versicherungen zu den Interessenten, und interessant werden etwa spezielle Anwendungen, die die Positionierung von Radarkästen anzeigen. Im Gegensatz zur Schweiz ist diese Tätigkeit in mehreren anderen Ländern aus Sicherheitsgründen legal.

An der jüngsten Ausgabe der Fachmesse Cebit in Hannover stellte U-Blox das neuste Chipset namens «U-Blox 5» vor. Dieser jüngste Streich bietet eine bessere GPS-Performance und unterstützt speziell die Positionsbestimmung von Handys. In Thalwil erhofft man sich davon eine noch bessere Marge und den breiträumigen Einsatz im mobilen Sektor.

Bereits vor zwei Jahren wurde über einen möglichen Börsengang von U-Blox spekuliert. Die nötigen Voraussetzungen wurden durch die Firmenleitung inzwischen geschaffen. «Doch in Eile sind wir nicht. Unsere Investoren sind zufrieden mit uns, und wir verfügen zurzeit über die nötigen Mittel für die weitere Expansion aus eigener Kraft», sagt CEO Seiler. Ein IPO wird aber nicht ausgeschlossen.

------

FIRMENPROFIL

Name: U-Blox, Thalwil ZH

Gründung: 1997

Führung: Thomas Seiler (CEO), Andreas Thiel und Jean-Pierre Wyss

Umsatz: 55 Mio Fr.

Beschäftigte: 70

Produkte: Technologien für GPS-Geräte

Internet: www.u-blox.com