Ende 2016 war die Schlagzeile bereits einmal zu lesen: Uber Eats kommt in die Schweiz. Die Gerüchte erwiesen sich als verfrüht. Erst jetzt nach fast zwei Jahren lanciert der US-Konzern hierzulande auch seinen Essenlieferdienst. Und der Start erfolgt nicht wie ursprünglich spekuliert in Zürich, sondern in Genf. Ab Ende November werden Genfer auf der App Essen bestellen können.
Uber Eats wird in Genf einen umkämpften Markt vorfinden. In der Rhonestadt sind – wie auch in der übrigen Schweiz – bereits verschiedene Essenslieferdienste tätig, etwa Eat.ch, Eatzer.ch oder 2yourdoor.ch. Bei Uber Eats können hungrige Kunden auf der Uber-App das Essen im Restaurant bestellen – geliefert werden die Menus anschliessend per Velo oder Roller von Uber. Den Service gibt es derzeit in 300 Städten in 35 Ländern rund um die Welt.
Dass Uber für den Marktstart in der Schweiz die Romandie auserkoren hat, ist wohl kein Zufall. Das Schweizer Geschäft wird seit letztem Jahr von Paris aus gesteuert – zu Beginn hatte Uber noch von der Schweiz aus den ganzen deutschsprachigen Raum geleitet. Jetzt werden die Entscheide für die Schweiz in Frankreich gefällt. Auch einige der Schweizer Jobs wurden ins Nachbarland verlegt. Uber begründet die Wahl Genfs ebenfalls mit der Nähe zu Frankreich – dort ist Uber Eats bereits sehr beliebt. Ob das Angebot später auf weitere Schweizer Städte ausgedehnt wird, steht noch nicht fest. Die Schweiz biete ein grosses Potenzial, heisst es lediglich.
Schlagabtausch mit der Gewerkschaft
In Genf hat Uber eine wechselvolle Geschichte – zeitweise war der Fahrdienst in dem Kanton sogar verboten. Später musste das Unternehmen auf Druck aus Genf extra den Zweck seiner Schweizer Tochterfirma anpassen. Auch in der übrigen Schweiz ist Uber seit dem Markteintritt in Zürich vor fünf Jahren auf viel Gegenwind gestossen. Sein Geschäftsmodell ist weiter unter Druck: Noch ist juristisch nicht geklärt, ob die Fahrer von Uber hierzulande als Angestellte oder – wie von Uber behauptet – als selbständige Unternehmer gelten. Und seinen Service Uber Pop – wo die Passagiere in privaten Fahrzeugen chauffiert werden – musste Uber wegen der Auflagen einstellen.
Strategie Der Uber-Konzern mutiert zunehmend von einem reinen Taxidienst zu einem weitergefassten Transportanbieter. Von der Essenszustellung über Fahrräder und Scooter bis zu futuristischen Drohnentransporten wird alles geprüft.
Das Unternehmen zeigt sich aber über das Schweizer Geschäft zufrieden – Uber habe sich hierzulande «definitiv etabliert», sagte der für den hiesigen Markt zuständige Manager Steve Salom vergangenen Sommer dem «Sonntagsblick». Uber ist heute in Zürich, Genf, Lausanne und Basel tätig und zählt nach eigenen Angaben rund 300'000 Kunden, die seinen Service regelmässig nutzen.
Der Schweizer Markt ist für Uber aber wenig bedeutend. Uber setzt jährlich mehrere Milliarden Dollar um. Zu den lukrativsten Geschäftsbereichen gehört Uber Eats – in einigen Städten ist der Mahlzeitenlieferdienst für Uber bereits wichtiger als das Stammgeschäft mit Taxifahrten. Für nächstes Jahr plant Uber einen IPO an der New Yorker Börse, den der Konzern zum wertvollsten Börsenzugang aller Zeiten machen könnte.