Der Luxusuhrenverkäufer Chronext ist in neuen Händen. Eine Schweizer Investorengruppe hat die Mehrheit der Firma mit Sitz in Zug übernommen, wie es in einer Mitteilung vom Mittwoch heisst.

Bereits bekannt war, dass das Unternehmen neu von Philippe Roten geführt wird. Dieser war in der Uhrenindustrie zuletzt Chef der Schweizer Zeitmessermarke Favre-Leuba. Auch beim französischen Luxusgüterkonzern LVMH und bei Swatch besetzte er Führungspositionen. 

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«Das neue Management wird die Chronext AG zukunftsfähig weiterführen und als Marke neu positionieren», heisst es in der Mitteilung weiter. Hierbei sei geplant, die derzeit vor allem digital aufgestellte Plattform hin zu einem Modell zu entwickeln, das eine Kombination aus Online- und Offline-Präsenz darstelle.

Chronext-Chef Philippe Roten

Philippe Roten ist neuer Chef bei Chronext und seit über zwanzig Jahren in der Uhrenbranche tätig.

Quelle: Chronext

Chronext erzielte 2022 laut eigenen Angaben mit dem Verkauf von neuen und gebrauchten Luxusuhren einen Umsatz in rund dreistelliger Millionenhöhe. Das grosse Problem des von Deutschland aus geführten Unternehmens: Es ist zwar relativ schnell gewachsen, erkaufte sich dieses aber mit grossen Verlusten. Geld hat Chronext noch keines verdient. Hinzu kommt: Die Konkurrenz im Online-Handel mit neuen und vor allem mit gebrauchten Uhren ist gigantisch, Chronext dabei ein eher kleiner Fisch.

Gegründet wurde Chronext 2013. Laut der Firmen-Website betreibt das Unternehmen insgesamt 14 Standorte in Europa und Hongkong. 

Entlassungen im vergangenen Jahr

Um wen es sich bei der neuen Chronext-Besitzerin, der Schweizer Investorengruppe, genau handelt, ist unklar. Fakt ist: Erst vergangene Woche wurde eine neue Chronext Group in Zug im Handelsregister eingetragen. Ihr sitzt neben Philippe Roten auch Till Spillmann vor. Er ist Anwalt und Immobilieninvestor und war Partner bei der Zürcher Wirtschaftskanzleien Bär & Karrer und Niederer Kraft & Frey (NKF).

Spillman ist derzeit zusammen mit Ex-Kollegen von NKF bei der Immobilien- und Private-Equity-Firma Actium aktiv, die in diverse E-Commerce-Startups investiert. Chronext allerdings wird auf der Firmenwebsite (noch?) nicht als Investment aufgeführt – obwohl Spillmann mit seiner Einzelunterschrift der neue starke Mann bei Chronext zu sein scheint.

Die Übernahme von Chronext kommt nach einem schwierigen Jahr. Im vergangenen Herbst entliess die Firma 40 von 150 Mitarbeitenden. Die Entlassungen wurden mit einem krisenbedingten «zurückhaltenden Konsumverhalten» begründet.

Zudem hatte Chronext den für Oktober 2021 geplanten Börsengang wegen ungünstiger Marktbedingungen kurzfristig vertagt. Man sei jedoch nach wie vor entschlossen, an die Börse zu gehen, sobald sich die Marktbedingungen verbessert hätten, teilte das Unternehmen damals mit. Seither hat es keine IPO-Neuigkeiten mehr gegeben.